© Spurensucher - 19. März 2018
Diverse

Elefantös: Monolith mit Feuertreppe

Trip to El Peñón de Guatapé

 

Abbildung: >> via Flickr; © Tim Regan; CC BY 2.0 DEED; >> Bildlink

 

Mir war er zuvor nicht bekannt. Man schätzt ihn auf 10 Millionen Tonnen Gewicht bei einer Höhe von mehr als 200 Metern Der Monolith von Gautapé (oder auch El Peñol) in Kolumbien ist weit davon entfernt, eine große Touristenattraktion zu sein. Erst als ein paar Jungs in den 50er Jahren den Felsen offiziell erstmalig erklommen, drückte die Regierung dem gigantischen Felsen den Stempel als Nationalmonument auf – vielleicht passierte das aber auch schon in den 40ern, die Aufzeichnungen sind in dieser Hinsicht widersprüchlich. Alles in allem brachte das zwar den Tourismus noch immer nicht richtig in Schwung, allerdings wollte man auf diesem Wege schon mal die Weichen stellen.

 

GUATAPE - ANTIOQUIA

 

Abbildung: via Flickr; © Iván Erre Jota; CC BY-SA 2.0 DEED; Mausklick aufs Bild oder >> Bildlink

 
Das Markenzeichen des Bergs ist die riesige Zickzacktreppe mit 649 Stufen durch einen breiten Spalt in der Flanke des ansonsten ziemlich glatten Felsens, der mich an Wal- oder Elefantenhaut erinnert - in zugegebenermaßen runzliger Ausführung. In der weiten Landschaft ist das Monument unübersehbar. Durch die schmalen Seiten wirkt dieser Felsen auf mich wie ein Elefant mit abgetrenntem Kopf. Aber ich wiederhole mich … Hätte man die Besucherströme nicht über eine Seilbahn wie beim Zuckerhut auf das Plateau leiten können?

 

Gewissenlos verschandelt


Auf Anhieb entdeck man etwas Seltsames an dem Felsen, was schon im gleichen Moment Abscheu erzeugt: Aus bestimmten Blickwinkeln bzw. Perspektiven heraus sind riesige, weiß gemalte Buchstaben an einer Seite zu erkennen, die wie ein „GI“ aussehen. Bei näherer Untersuchung stellt sich jedoch heraus, dass es bei dem „I“ tatsächlich um ein unvollständiges "U" handelt. Das Ganze gibt allerdings auch nach zweimaligem Hinsehen wenig bis gar keinen Sinn.
Die Erklärung lässt nicht lange auf sich warten: Grundlage ist der Streit der beiden benachbarten Dörfer Guatapé und El Peñol um den Besitz des Felsens. Die Einwohner von Guatape fingen damit an, ihre Initialien zu setzen, bis der Mob von El Peñol den Wandmalereien ein jähes Ende bereitete. Seitdem wird allerdings weiter gestritten. 

 

Die im Prinzip trotz Felsen eher untouristische Gegend hat es selbstverständlich nicht versäumt, den Aussichtspunkt mit einer Imbiss- und Souvenirstube auszustatten. Selbst wenn der Ausblick auf den hydroelektrischen Staudamm (der 1970 den ehemaligen Standort der Stadt El Peñol überflutete) und die umliegende Gegend recht beeindruckend sein soll, hätte man auf vielerlei Tinnef und Verunstaltungen des Berges verzichten können. Das umliegende Gautapé soll in der Tat recht malerisch und farbenfroh sein.

 

 

 

Der Standort ist etwa 2 Stunden von Medellin entfernt.


Die Eingeborenen Tahamí, ehemalige Bewohner dieser Region, beteten den Felsen an und nannten ihn in ihrer Sprache mojarrá oder mujará (was soviel wie "Felsen" oder "Stein" bedeutet). Ich möchte nicht wissen, welche Abscheu diese Menschen gegenüber der kommerziellen Ausbeutung ihres Monolithen heute empfinden.

 
Ich habe bei dieser Gelegenheit gelernt, dass das Wort „Inselberg“ nicht ins Englische übersetzt wird, sondern offenbar jeder im anglo-amerikanischen Sprachraum mit dem Begriff etwas anzufangen weiss. Dafür soll der Geologe Wilhelm Bornhardt verantwortlich sein (1864-1946), der solche exponierten Felsen bereits in Afrika zuhauf vor der Brust hatte und dem Kind einen Namen gab. 

 

Aufschlussreich: Drohnenflüge über dem Monolithen

 

 

 

 

Weiche Schale, harter Kern? 

Geologen sprechen davon, dass wir es mit einem erosionsresistenten Gesteinskörper zu tun haben, der sich irgendwann einmal in einem weicheren Gestein wie Kalkstein eingebettet gewesen sein soll. Man vermutet in der Regel das vormalige Bestehen eines nachgelegenen Plateaus oder Hochlandes … der Inselberg bildet dabei sozusagen den Stumpf. Na, ob man das mal so stehen lassen kann … ? … ;-)

 

Ein deutscher Wissenschaftler soll übrigens völlig beiläufig eine neue Pflanzenspezies auf der Felsspitze entdeckt haben: Pitcairnia heterophylla, eine Bromelienart. Ananaspflanzen gehören übrigens auch zu den Bromelienarten.

 

 

Pitcairnia_heterophylla_Paxton_Web

>> Bildlink Wikimedia; John Lindley and Joseph Paxton, drawing by L. A. L. Constans; gemeinfrei

 

 

 

 

 

 

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