Bildfund via >> Amentet Neferet - Religion and Traditions of Ancient Egypt
Es fällt einem nicht gleich ins Auge, da der Blick eher auf die prächtigen Wandornamente gerichtet ist, wenn man die Stufen zum Dach im Tempel von Dendera emporsteigt. Dann sieht man es aber doch, weil man automatisch den Blick senkt, um nicht bei nächster Gelegenheit zu stolpern. Erst dann schießt es einem durch den Kopf: Wieviele Menschen haben diese Schneise in den letzten zweieinhalb Tausend Jahren passiert, um diese Stufen so aussehen zu lassen … Aber, Moment mal …
Sieht man genauer hin, gewinnt man den Eindruck, dass so keine ausgetretenen Strukturen in der Regel aussehen. Eher im Gegenteil. Ich muss allerdings dazu sagen, dass mir die genauere Beschaffenheit des Bodens vor Ort auch nicht persönlich bekannt ist. Tatsache ist, dass wir es hier nicht mit einer ausgetretenen Struktur zu tun haben. Diskutiert wurden bereits Kalksteinausblühungen, die aber in der Regel nichts mit einer regelrechten Materialauftürmung zu tun haben, wie es hier der Fall zu sein scheint.
In's Spiel gebracht werden nicht reproduzierbare hochentwickelte Technologien von prähistorischen Zivilisationen, die eventuell Steine zum Schmelzen bringen konnten – ein Phänomen, mit dem wir es hier zu tun haben? War die Steinmetzarbeit seinerzeit so weit, dass hier flüssiges Gestein wie Flüssigzement regelrecht "aus der Form" geriet und wir es hier mit einem Baustellenunfall höchster Qualitätsgüte zu tun haben?
In der Tat könnte man den Eindruck gewinnen, dass hier zusätzliches Material die Stufen herabfloss, um eine solche pfützenartige Struktur zu hinterlassen. Kannten die Altvorderen eine Technik, Naturstein zu verflüssigen? Oder waren sogar Chemikalien mit im Spiel. Dieser Hinweis mag albern klingen, aber ein paar Indizien sprechen dafür, diesen gedanklichen Ansatz nicht gänzlich außen vor zu lassen. Möglicherweise hat man seinerzeit die Fensteröffnung sogar dazu genutzt, das Material einfließen zu lassen.
Oder der Grund ist weitaus banaler: Vielleicht gab es seinerzeit eine Art Sintflut, die das Material der abgeschrägten Fensterbank nachhaltig erodiert und nach unten befördert hat. Dort könnte es sich dann mit der Zeit angesammelt und verfestigt haben. Diese Theorie spricht zumindest dafür, dass sich das Material am unteren Ende der Stufen befindet.
Insgesamt fehlen hier noch ein paar wichtige Anhaltspunkte, um den Fall weiter zu untersuchen. Interessant ist diese Stufenansicht in jedem Fall … Sollte es sich um Ausbesserungsarbeiten der Stufen aus grauer Vorzeit handeln, dürfte der Geselle wohl die Kündigung für seine Leistung bekommen haben.