23. November 2018 – © Spurensucher
Bildquellen: Commons - Public Domains

Vermisst! Wenn Inseln einfach verschwinden …

 

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Keine Originalabbildung von Esanbe (Bildquelle: pexels); die Nähe zum Festland war weitaus geringer – dafür ragte sie auch in geringerer Höhe aus dem Meer.

  

Wenn ich lese, dass die japanische Küstenwache seit geraumer Zeit auf der Suche nach einer verschwundenen Insel ist, kann ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Mein Humor gilt jedoch primär der "Suche", weniger dem plötzlichen Verschwinden.

 

Vor der Küste Hokkaidos in Japan stellte man etwas fest, das mich stutzig machte. Ein kleiner Küstenort namens Sarufutsu lag ursprünglich nur 500 m von einer kleinen Insel namens Esanbe Hanakita Kojima entfernt. Diese allerdings fehlte plötzlich.

 

Da die Entfernung zur Küste nicht besonders groß ist, muss es umso mehr verwundern, dass sie erst seit kurzem vermisst wird. Gerade die Umstände lassen interessierte Beobachter einer solchen Meldung hellhörig werden …

 

Hier die zweitgrößte japanische Insel Hokaido im Norden; die kleine verschwundene Insel Esanbe befand sich auf der Ostseite des nördlichen Zipfels.

 

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Auf der Satellitenaufnahme von Google war die Insel nicht zu entdecken. Die Küstenverläufe sehen im Bereich des Dorfes Sarufutsu so aus, als wären sie mit Photoshop intensiv bearbeitet worden. Möglicherweise geschah das aber schon, bevor die verschwundene Insel in den Fokus rückte. Zoomt mal näher heran und schaut selbst, ob Euch das auf Google Earth nicht merkwürdig vorkommt.

 

 

  

Aus den Augen – aus dem Sinn?

 

OK, seit ihrer letzten Messung im Jahr 1987, als sie angeblich erst in das offizielle Inselverzeichnis aufgenommen worden sein soll, ragte sie nur noch knapp 1,50 m aus dem Meer (wenn's denn stimmt). Doch eigentlich hätte es reichen müssen, dass die Bevölkerung diese Insel irgendwann einmal als vermisst erklärt. Nichts jedoch ist passiert, selbst Fischern scheint diesbezüglich kein Licht aufgegangen zu sein. Wäre das nicht auch eine Herausforderung für Amateurtaucher?

 

Ein nicht ortsansässiger Bildband-Autor, der die Felseninsel vor kurzem besichtigen wollte, stellte als erster fest, dass sie nicht mehr da war. Wieso ausgerechnet er und warum erst so spät?

 

Es gibt etwa 185 Inseln rund um Japan, von denen man Kenntnis hat und die Japan auch verbittert gegenüber den Nachbarstaaten verteidigen würde. Nach diesem Vorfall schrumpfen die Hoheitsgebiete des japanischen Gesamtterritoriums allerdings um 500 Meter, falls die Insel nicht unerwartet wieder auftaucht (*Ironie off*).

 

Selbst der verschlafenste Fischer dürfte doch mitbekommen, wenn in 500 Metern Entfernung von der Küste eine Insel verschwindet? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hierfür keine Zeugen gibt. (Bildquelle: Pixabay)

 

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Wo ist sie dann also hin? Jeder vernünftige Forscher würde zunächst einmal nachschauen, ob sie einfach nur unterspült wurde. Erosion kann so etwas schließlich über die Jahrzehnte ohne weiteres bewerkstelligen. Tektonische Bewegungen sollten ebenfalls spezifische Auswirkungen haben, falls es diese nachweislich gab.

 

Ich kann mir nur schlecht vorstellen, dass man so lange braucht, um einfach mal nachzusehen. Ist nun unter der Wasseroberfläche noch ein Rudiment der Insel zu sehen oder nicht? Wenn sie nun komplett weg wäre, dann würde das selbstverständlich auch erklären, warum wir noch kein Statement vernommen haben. Das gäbe dann nämlich wirklich Anlass zum Rätselraten.  

 

 

Warum dauert das so lange?

 

Während ein Bildbandautor also bereits im September 2018 feststellt, dass eine Insel fehlt und man bis heute noch keine Ergebnisse der Küstenwache kennt, darf man nun raten, ob sie einfach nur unter die Wasseroberfläche geschlüpft oder komplett "mit Stumpf und Stiel" verloren gegangen ist.

 

Vielleicht überlegt man sich gerade, wie man den Russen einen "Diebstahl" politisch (oder wenigstens über die Medien) unterjubeln kann? Das Ganze erscheint jedenfalls äußerst rätselhaft – vor allem, weil es zuvor keinen Hinweis aus der Bevölkerung gab. Oder haben wir des Rätsels Lösung im Sinne einer offiziellen Erklärung einfach nur verpasst? Mir persönlich ist nichts bekannt …

 

Seltsam erscheint auch der Umstand, dass nichts über einen Tsunami oder ein Erdbeben in der Region berichtet wurde. Ganz im Gegensatz zu East Island, einer rund 11 ha großer Insel im Archipel von Hawaii, die dieses Jahr kurzerhand von einer Sturmwelle des Hurrikans Walaka beseitigt wurde. Leider wurde diese Insel nachweislich von zahlreichen bedrohten Tierarten (wie bspw. der grünen Meeresschildkröte und der Mönchsrobbe) besiedelt, die dem Ereignis zum Opfer fielen.

 

Im Bild: Hawaiianische Mönchsrobbe, die vor dem Untergang den sicheren Hafen auf East Island nutzen konnte. (Bildquelle: Pixnio)

 

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Hier eine der seltenen Aufzeichnungen des Paradieses bei Hawaii, als alles noch intakt war (Drohnenflug East Island). 

 

 

Das Vorher und das Nachher des verlorenen Paradieses East Island

 

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Abbildung: U.S. Fish and Wildlife Service [Public domain], via Wikimedia Commons; >> Link

 

 

"Phantom"insel Sandy Island 

Auf alten Karten sind so manches Mal Inseln verzeichnet, die es heute nicht mehr gibt. So zum Beispiel Sandy Island, eine Insel zwischen Australien und Neukaledonien, von der man spätestens im 19. Jahrhundert Kenntnis hatte. Sie soll immerhin 120 Quadratkilometer groß gewesen sein. Da sie auch auf zahlreichen Karten verzeichnet war, darf man selbst heutzutage noch stutzig werden.

 

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Beide Abbildungen (unten Ausschnittvergrößerung): R.C. Carrington, of the Hydrographic Office [Public domain], via Wikimedia Commons; Karte von 1908 – angeblich soll sie auch schon auf Karten aus dem 15. Jahrhundert vorgekommen sein (was ich bisher allerdings noch nicht überprüfen konnte)

 

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Erstaunlicherweise ist in der Angelegenheit auf Wikipedia folgender Hinweis zu lesen: "Auch auf Google Maps war die Insel zeitweise vermerkt; Google Earth zeigte demgegenüber einen schwarzen Fleck an der Stelle, an der die Insel vermutet wurde. Auf den Google Karten am Meeresboden sieht man noch die Umrisse einer Erhebung." Seltsamerweise ist die Stelle nach genauerer Überprüfung nicht nur einfach schwarz, sondern es wurde dort praktisch ein schwarzes Schnittmuster aufgelegt. Wie kann das sein, wenn es doch die Insel nachweislich nicht gibt oder gegeben hat?

 

Kann schon mal vorkommen? Hier der Beleg über die seltsame schwarze Google Earth "Auflage":

 

 

Viele glauben, dass es sich generell bei Entdeckungen um antike Verwechslungen oder Mißverständnissen handelte. So auch im Fall Sandy Island. Das würde natürlich am leichtesten erklären, warum die Insel heute plötzlich fehlt … 2012 hatte man jedenfalls nachgeschaut und sich final darauf verständigt, dass da nichts (mehr) war bzw. ist. Bei dem merkwürdigen schwarzen Fleck auf Google Earth müsse es sich um ein Versehen gehandelt haben, beschwichtigte man anschließend. Also muss man generell Satellitenaufnahmen korrigieren, weil sie nicht der Wahrheit entsprechen? Merkwürdige Dinge gibt's …

 

Offenbar können also nur heutzutage Inseln kommen und gehen. Wenn es sich um antike Karteneinträge handelt, ist man heute wissenschaftlich weitaus schneller mit einem Urteil. Die Menschen der damaligen Zeit hätten sich eben geirrt, lautet der pfeilschnelle Einwand. Ein Karteneintrag (im Fall Sandy durch die Entdeckung eines Walfängers namens Velocity – angeblich erst im Jahre 1876) sei dann eben halt x-fach kopiert worden, ohne ihn zu überprüfen. Alleine das Datum der zeitlichen Entdeckung ist bereits zu hinterfragen, da schon Cook über die Insel im 18. Jahrhundert berichtete. Wenn schon, dann wäre der Karteneintrag also schon weitaus früher gefälscht worden.

 

Ich persönlich könnte mir vorstellen, dass Inseln aus unterschiedlichsten Gründen (vor allem natürlich geologischen) verschwinden. Jedoch Inseln, die aber über Jahrhunderte hinweg Kartenbestandteile waren und erst im 3. Jahrtausend urplötzlich als nichtexistent eingestuft und dabei noch auf Google Earth zensiert wurden, stimmen mich da nachdenklich. Vor allem bei einer solchen Größe wie der von Sandy Island. Es ist zwar nicht auszuschließen, dass sie wirklich nicht mehr da ist, wo sie einmal war … allerdings muss man sich fragen, ob sich ein solches Verschwinden dann wirklich so einfach erklären lässt.

 

Das Verschwinden von Sandy Island – so diese Insel überhaupt existiert hat – ist fast schon weniger merkwürdig als das Phänomen auf Google Earth. Manche behaupten, es könne sich neben einem Navigationsfehler auch um ein sogenanntes Bimsstein-Floß gehandelt haben, das riesige Ausmaße annehmen kann und ziellos durch den Ozean driftet. Versucht doch mal, Bilder solcher Inseln im Internet zu finden. Davon gibt es nur wenige und diese wurden dann auch nur aus sehr großer Entfernung gemacht. Sie sehen aus wie Eisschollen (wenn sie denn echt sind) und sie seien das Produkt von Unterwasser-Vulkanen. So etwas kommt sicherlich nicht – oder wenn überhaupt – nur selten vor. Ob Cook und Konsorten auf so etwas wirklich reingefallen sind?

 

Mittlerweile gibt es sogar Register von sogenannten "Phantom"inseln. Ich finde das Thema widersprüchlich und faszinierend zugleich … Grund genug, sich dieser Thematik noch weiter zu widmen.