Grobe "Dechiffrierung" dieser "Folio"erklärung und des dargestellten Wunderzeichens: "Im Land der Römer wurde im Jahre 73 v. Chr. eine goldene Kugel am Himmel gesehen, die dann auf die Erde herabkam und sich herumrollte und wieder in die Luft flog, in Richtung der aufgehenden Sonne, so dass ihre große Größe die Sonne vollständig bedeckte. Es folgte der große römische Krieg." (Abb. Wikimedia Commons, >> Bildlink)
Neben der Tatsache, dass diese Sichtung für sich alleine schon fast als exopolitisches Ereignis interpretiert werden kann, überraschte mich persönlich auch die Darstellung der Gebäude im "Römerland". Das linke Gebäude ähnelt dem Empire State Building und scheint auf wundersame Weise höher zu sein als der rechte vordere Kirchturm. War es damals populär, höhere Gebäude als Kirchtürme zu zeichnen?
Noch seltsamer: Eine Illustration zeigt zwei Ereignisse aus dem Jahr 1520: - "Im Jahr 1520, am vierten Jänner (Januar), wurde dieses Zeichen in Wien drei Stunden lang bis fünf nach Mittag gesehen. Es heißt "Halo" und ist wie der Mond"
Dass solche Mondhalos vorkommen können, kann man >> hier nachsehen.
Die rechte Seite der Folie trägt den Hinweis "Danach, nach Mitternacht, um ein Uhr oder etwas später, wurde dieses Zeichen gesehen." Für mich sieht das nach einem länglichen Objekt aus mit einem Feuerantrieb links unten. Haben die Altvorderen 1520 eine Rakete gesehen? (Abb.: Wikimedia; >>Bildlink)
Man kennt zwar nicht seinen Auftraggeber, vermutet aber als Exekutiv-Künstler die Herren Heinricht Vogtherr und Hans Burgkmair den Jüngeren: Das Augsburger Wunderzeichenbuch der Renaissance offenbart auf (mindestens) 167 zum Teil rätselhaften Zeichnungen nicht nur Symboliken des Christentums mit expliziten Erklärungen, sondern man erfährt auch etwas über außergewöhnliche Naturbeobachtungen und rätselhafte Wesen der damaligen Zeit. Das Original tauchte 2007 in einem deutschen Auktionshaus auf und wurde dann mehrfach weiter veräußert.
Die Zeitschrift für Historische Forschung (Ausg. 42 (2015)) machte bereits Andeutungen darüber (>> Link), wie "The Book of Miracles / Das Wunderzeichenbuch / Le Livre des miracles" zu deuten sei. Sie verweist auf das Facsimile of the Augsburg Manuscript from the Collection of Mickey Cartin, 2 Bde., hrsg. v. Till-Holger Borchert / Joshua P. Waterman, Transkription v. Rebekka Elsäßer, Köln 2013, das man für schlappe 100 Euro erwerben kann. Die Originale befinden sich übrigens nach heutigem Stand in der Privatsammlung des Industriellen Mickey Cartin aus Connecticut.
Abbildungsbeschreibung dieser Wundersichtung (Quelle Wikimedia; >> Bildlink): "Im Jahr 1009 n. Chr. wurde die Sonne dunkel und der Mond wurde blutrot gesehen und ein großes Erdbeben schlug ein und dort fiel mit einem lauten und krachenden Lärm eine riesige brennende Fackel wie eine Säule oder ein Turm vom Himmel. Es folgten der Tod vieler Menschen und Hungersnöte in ganz Deutschland und Italien. Mehr Menschen starben, als am Leben blieben." Ob es sich dabei um ein planetarisches Ereignis handelte?
Im Buch "Chronik der Suchen in Verbindung mit den gleichzeitigen Vorgängen in der physischen Welt und in der Geschichte der Menschen" von Dr. Friedrich Schnurrer (Ausgabe von 1823) konkretisiert der Autor möglicherweise dieses Ereignis mit den Worten: "Im Jahr 1009 fielen am Palmsonntag an verschiedenen Orten rothe Tropfen wie Blut aus der Luft. Ein Höherauch dekte gegen das Ende Aprils drey Tage lang die Sonne und den Mond, und gab beyden Gestirnen ein grauenvolles Ansehen. Eines sehr bedeutenden Erdbebens erwähnt Sigb. Gembl., und bey Dschordhschan und Dschuzzan, der Hauptstadt einer an Chorasan gränzenden Provinz, fiel eine grosse, nicht transportable, Meteor-Eisen-Masse nieder. In Englang herrschten immer noch rothlaufartige Krankheiten, bey welcher sich die Glieder mit Petechien und Carbunkeln bedekten" (Die krude Schreibweise des Werks habe ich im Zitat beibehalten.)
Was sonst noch vom Himmel fiel, zeigt diese Wundersichtung (Quelle Wikimedia; >> Bildlink) von 1456: Auch hier soll lt. Beschreibung Blut vom Himmel geregnet sein; in Ligurien sogar ganze Fleischstücke. Diese merkwürdigen Vorkommnisse stehen vielleicht mit religiösen "Manna"-Gedanken in Zusammenhang (vgl. auch Metempsychosis Viennensis: Lob- und Ehren-Predigen der Hlg. Maria).
Die Blutquelle zwischen Halle und Merseburg; (Abb. Wikimedia >> Bildlink)
Dennoch möchte ich Dich dazu einladen, die einzelnen Blätter mit zum Teil spartanischer Erklärung alleine für sich stehen zu lassen (sofern man die Entschlüsselung der darunterstehenden Texte selbst hinbekommt) und Dir selber einen Reim darauf zu machen. Ich bin froh, nicht das Buch der Erkärungen und "Hintergrundinformationen" hinzuzuziehen, da es sich ohnehin um einzelne Nachrichten der damaligen Zeit handelte, die – was die untenstehenden Beschreibungen anbelangt – auch aus unterschiedlicher Feder gestammt haben sollen (die Handschriften weichen stark voneinander ab).
Beim Durchsehen der einzelnen Wunderzeichen ist mir aufgefallen, dass religiöse Bezüge der Darstellungen auch mit der entsprechenden Erklärung versehen sind. Man hat diesbezüglich kein Geheimnis daraus gemacht, ob die jeweilige Darstellung religiöse Bezüge hat und im Einzelfall die entsprechende Bibelstelle gleich mit zitiert. Wo das nicht der Fall war, beschränkte man sich auf eine konkrete Sichtung oder einem stattgefundenen Ergeignis mit – zugegebenermaßen – individuellem Erklärungsversuch. Ein symbolischer Verweis wurde in diesen Fällen jedenfalls nicht getätigt.
Die damaligen Ereignisse scheinen höchstwahrscheinlich recht populär gewesen zu sein und haben sich auch über Ländergrenzen hinweg ohne weiteres herumsprechen können.
Die einzelnen Wunderzeichen sind aufwendig gestaltet, möglicherweise aber auch Bestandteil einer "Newsletterkultur" der damaligen Zeit. Es ist nicht auszuschließen, dass sie Bestandteil einer Flugblattserie waren, die neben der Fuggerzeitung und dem Briefverkehr ihre Daseinsberechtigung hatte.
Wetterereignisse am Beispiel "strenger Winter": "Im Jahr 1162 fiel zwölfmal hintereinander Schnee auf Mailand, so dass die Menschen in Verzweiflung gerieten und niemand zu jemand anderem gehen konnte. Und der Schnee bedeckte einige der Häuser und Bäume usw. Das strenge Wetterereignis blieb offenbar über Jahrhunderte hinweg im Gedächtnis hängen." (Abb. Wikimedia Commons, >> Bildlink).
Himmelsanomalie, "Industrieunfall" und Schaden an Gebäuden: "Im negsten iar vor christus gepurt / ist zu rom jensit der differ ain öll prun entsprungen vnnd den gantzen tag reichlich geleffon / vnd am tag der gepurt ist: ein guldener zwickel umb die sunen erschinen den gantzen tag / vnnd ist die pild saul rumoly mit sampt dem tempel des frids zu grund gefallen / darbey ist zu mercken das ain anderer herr verhanden ist / gewesen."
Hier handelt es sich um das gleiche Jahr wie oben bei der Schneekatastrophe, doch irritiert mich der Hinweis "im nächsten Jahr vor Christus Geburt". Irgendetwas stimmt mit der Datierung evtl. in diesem Zusammenhang nicht. Was ist mit dem Friedenstempel in Rom geschehen? Über Wikipedia dürfen wir nachlesen: "Im Jahr 408 gab es seismische Erschütterungen an sieben aufeinanderfolgenden Tagen am Friedensforum, und möglicherweise ist das Gebäude hierdurch geschwächt worden oder eingestürzt. Prokop schrieb im 6. Jahrhundert, dass der Tempel schon vor langer Zeit durch Blitzschlag zerstört worden sei. Es waren jedoch weiterhin viele Kunstwerke in seiner Umgebung aufgestellt." Erneut meine Frage: Wie passt das zur angedeuteten Datierung "im negsten iar vor christus gepurt"? Ein Irrtum? (Abb. Wikimedia Commons, >> Bildlink)
Typische Kometenfurcht im 16. Jahrhundert? Im Jahr 1506 gab es eine Kometensichtung: … es "erschien etliche Nächte ein Komet und wandte den Schweif Richtung Spanien. In diesem Jahr wuchsten viele Früchte und wurden von den Raupen oder Ratten völlig zunichte gemacht. Danach folgte im achten und neunten Jahr hierzulande und in Italien ein so gewaltiges und großes Erdbeben, dass zu Konstantinopel sehr viele Gebäude und Leute zu Grunde gingen." (Wikimedia; >> Bildlink)
"Im Jahre 73 v. Chr. versammelten sich die Menschen, um zu trinken, aber als sie das Brot schnitten, kam Blut aus ihm heraus wie aus einer Wunde. Es gab auch einen Hagelsturm, der so schrecklich war, dass sieben Tage lang nacheinander Steine vom Himmel fielen, und auch darin waren Stücke von echten Steinen und viele scharfe Steine, so dass der Boden von ihnen zerstört wurde." (Abb. Wikimedia; >> Bildlink)
Nachstehend Daniels Vision: Im ersten Jahr Belsazars, des Königs von Babel, hatte Daniel einen Traum und Gesichte auf seinem Bett; und er schrieb den Traum auf, und dies ist sein Inhalt: Ich, Daniel, sah ein Gesicht in der Nacht, und siehe, die vier Winde unter dem Himmel wühlten das große Meer auf. Und vier große Tiere stiegen herauf aus dem Meer, ein jedes anders, als das andere.
Daniel 7,17 Diese vier großen Tiere sind vier Königreiche, die auf Erden kommen werden.
Daniel 7,4 Das erste war wie ein Löwe und hatte Flügel wie ein Adler. Ich sah, wie ihm die Flügel genommen wurden. Und es wurde von der Erde aufgehoben und auf zwei Füße gestellt wie ein Mensch, und es wurde ihm ein menschliches Herz gegeben.
Daniel 7,5 Und siehe, ein anderes Tier, das Zweite, war gleich einem Bären und war auf der einen Seite aufgerichtet und hatte in seinem Maul zwischen seinen Zähnen drei Rippen. Und man sprach zu ihm: Steh auf und friß viel Fleisch!
Daniel 7,6 Danach sah ich, und siehe, ein anderes Tier, gleich einem Panther, das hatte vier Flügel wie ein Vogel auf seinem Rücken und das Tier hatte vier Köpfe, und ihm wurde große Macht gegeben.
Daniel 7,7 Danach sah ich in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, ein viertes Tier war furchtbar und schrecklich und sehr stark und hatte große eiserne Zähne, fraß um sich und zermalmte es mit seinen Füßen. Es war auch ganz anders als die vorigen Tiere und hatte zehn Hörner. … Wer mag, kann sich mit der Symbolik aus der Bibel genauer beschäftigen. Diese Folie geht exemplarisch auf einen der typischen religiösen Bezüge ein. (Abb. Wikipedia Commons; >> Bildlink)
Eine Sichtung aus dem Orient ohne Zeitangabe. Die Beobachtung von drei Sonnen am Morgen, die sich später zu einer zusammen ziehen. Was genau diese Zeugen gesehen, haben – ob es sich um typische Halos oder etwas völlig anderes handelte – entzieht sich unserer Kenntnis. Gerade in unserer Zeit werden solche Phänomene öfters beobachtet, vielleicht war es damals etwas besonderes. (Abbildung Wikimedia; >> Bildlink)
Ein Phänomen von 2011, als in Taiwan zwei Sonnen nebeneinander gesichtet wurden, konnte meines Wissens astronomisch bis heute nicht aufgeklärt werden. >> Link zur Mainstreamnachricht. Wer weiss also schon, was unsere Altvorderen seinerzeit wirklich sahen.
Analog zu den drei Sonnen gibt es auch die Sichtung von drei Monden – hier auf 1304 datiert. Wenn ich die schwer lesbare Schrift richtig interpretiere, erstreckte sich die Mitternachtssichtung über einen längeren Zeitraum hinweg. Was es damit auf sich hat, kann ich mir auch nicht erklären. Das erinnert mich an das Phänomen der sog. "Mondtäuschung", das alleine die unterschiedlichen Größen der Monddarstellung und damit auch unterschiedliche Abstände zur Erde "suggeriert" (oder bekräftigt?) – allerdings ohne astronomische oder physikalische Erklärung auskommen muss, da die Wissenschaft diesbezüglich im Dunkeln tappt. (Abb.: Wikimedia; >> Bildlink)
(Sinngemäß) "Im Januar 1496, als der Tiber seine Ufer hoch und breit in der Nähe von Rom überquerte: Welches wundersame Geschöpf erschien, tot aufgefunden, wo die Wut und die Macht der Gewässer des Tiber nachgelassen hatten, und in dieser Form und Form war, wie es dort gemalt ist." Worum es sich beim Fund im Tiber wirklich gehandelt hat, darf geraten werden. Ein solches Fabelwesen war es gewiss nicht. Auszuschließen lässt sich aber ebensowenig, dass hier gar nichts passiert ist. Irgendein Fund (möglicherweise der Kadaver eines kryptischen Wesens) ist möglicherweise dort aufgetaucht. (Abbildung: Wikimedia, >> Bildlink)
Etwas ähnliches geschah wohl 1531, als bei Salzburg ein seltsames Wesen gefangen wurde. (Sinngemäße Wiedergabe des Textes): "1531 wurde ein wundersames, graues und behaartes Tier mit einem bärtigen Männerkopf, vier Füßen und scharfen Klauen von den Jägern des Bischofs im Salzburger Wald gefangen. Es wurde vor Gericht gebracht, aber es wollte nicht essen oder trinken und es verendete schrecklich." (Abb.: Wikimedia; >> Bildlink). Was fand man dort wirklich? Das Ereignis ist wirklich mysteriös.
"1533 Jahre nach der Geburt Christi, am Freitag nach der heiligen Ursula, dem 24. Tag, wurden solche wundersamen Drachen fast zwei Stunden lang gegen 22 Uhr nachts an mehreren Orten in der Nähe von Hilpoltstein und im dortigen Hoffleinshaus in der Luft gesehen." Derartige Sichtungen werden natürlich heute belächelt. (Abbildung: Wikimedia; >> Bildlink)
Das gilt auch für die Funde mehrköpfiger Wesen. Leider ist mir die Entzifferung der Erklärung hier nicht gelungen. (Abb. Wikimedia; >> Bildlink).
Ereignisse 1543: Links ein Huhn mit 4 Extremitäten, rechts ein aus der See geborgenes Wesen, das anschließend lebend nach Kopenhagen gebracht worden sein soll. (Abb. Wikimedia; >> Bildlink)