© Spurensucher - 29.03.2020

Lalibela doch nicht aus Stein gemeißelt?

 

Looking down at St George's Church Lalibela Ethiopia

Längst nicht mehr so unbekannt wie noch vor einigen Jahrzehnten: Die imposanten äthiopischen Gebäude, die als Felskirchen bezeichnet werden.

Bildquelle

 

Sind die (ingesamt 11) äthiopischen Gebäude von Lalibela, die als Felsenkirchen bezeichnet werden, wirklich aus der umgebenden Felsformation herausgearbeitet worden? Ein gewisser König Lalibela soll im 12. Jahrhundert ein „Neu-Jerusalem“ errichtet haben wollen, angeblich weil muslimische Eroberungen die christlichen Pilgerfahren ins Heilige Land zu Erliegen gebracht haben sollen. Wikipedia drückt sich da etwas vorsichtig aus, denn man spricht davon, sie seien König Lalibela (lediglich) „zugeschrieben“. Das umliegende Gestein wurde als Basaltlava identifiziert.

 

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Der Lageplan von Holger Behr (wikimedia commons; Link) aller elf "Kirchen" und der Tunnelverbindung


Die offizielle Version der Bauweise:

„Alle 11 Kirchen waren das Ergebnis eines Prozesses, bei dem mit den grundlegenden Werkzeugen von Hammer und Meißel Gräben ausgehoben wurden, die die monolithischen und halbmonolithischen Strukturen umgeben, sowie ein Tunnelsystem, das zwei getrennte Gruppen der Kirchen aus dem schieferhaltigen Basalt miteinander verband.“

 

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In die Jahre gekommene Fassade von Bete Medhane; Bildquelle Wikimedia Commons, Link


In kritischen Foren werden Zweifel an der Theorie angemeldet, dass wir es hier mit einer monolithischen Baukultur bzw. dem Herausarbeiten von Gebäuden aus der umliegenden „Fels“landschaft zu tun haben, die auf den ersten Blick möglicherweise ihre Daseinsberechtigung haben.

 

Einleitende Bemerkung: Zunächst einmal sind diese Kritikpunkte nicht auf meinen „Mist“ gewachsen, da ich nicht vor Ort war und mir auch keinesfalls eine finale Meinung darüber bilden kann. Dennoch „fühlen“ sich diese Argumente ohne die Möglichkeit einer näheren Überprüfung interessant an. Ein Grund mehr, irgendwann einmal die Reise dorthin anzutreten oder die Faktenlage in anderer Form nochmals genauer zu studieren.

 

Folgende Auffälligkeiten sprechen nicht unbedingt für die Theorie, die Gebäude wären aus dem umliegenden Stein/Felsen herausgearbeitet worden:

 

1. Die angeblichen "Kirchen" fallen bereits auseinander:

Die Stätte von Lalibela war Gegenstand mehrerer Restaurierungskampagnen; das Hauptproblem war und ist die Zerstörung der "monolithischen" Steindächer einiger Kirchen während der Regenzeit sowie Risse in den exponierten Fassaden mehrerer Monumente. Es wurden drei aufeinander folgende Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt: 1920, 1954 und 1966-68 unter der Leitung von Sandro Angelini.

Nachdem die Kirchen über 700 Jahre lang stabil waren, fallen sie plötzlich auseinander (?) und werden seit ihrer modernen Entdeckung ständig repariert, die nächste Reparatur war für 2019 vorgesehen.

 

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Wirklich aus einem Stück? Das Gebäude von Bete Amanuel "schwächelt" und zeigt symmetrische Risse. Oder täusche ich mich?

Bildquelle: Wikimedia Commons, Link

 


2. Der umgebende Fels ist extrem weich und zerbrechlich. Angeblich habe sich einiges an Material von der Umgebung der Kirche gelöst. Das Gebäude selbst sei stabiler als der umgebende Fels, aus dem es mutmaßlich bestehen soll.

 

Lalibela Church

 

Bei manchen Abbildungen wie hier kann man den scharfen Kontrast der "rumpeligen" Seitenwände zu den symmetrischen stabiler wirkenden Gebäudestrukturen deutlich erkennen.  Bildquelle


3. Der Aushub ist wieder einmal nirgendwo zu finden.

 

4. In afrikanischen Kulturen, insbesondere in Äthiopien, kommt es regelmäßig zu Überschwemmungs- und Flutereignissen, die Hunderte von Menschen töten und ganze Regionen verwüsten. Insbesondere in den Zeiträumen Juni - September prasseln schwere Regenfälle auf knochentrockenen Erdboden.

 

5. Aus der Vogelperspektive betrachtet wirkt die Felskante als Begrenzung des Hohlraums eher primitiv, uneben. Ein starker Kontrast zur „Akribie“ des in der Mitte stehenden Gebäudes. Das gleiche gelte wohl für das Tunnelsystem, das eher primitiv anmutet und mit den Bauherren dieser „Kirchen“ wohl eher nicht in Verbindung zu bringen seien.

 

6. Warum sollte man in einer solchen Umgebung, dass mit periodisch wiederkehrenden Starkregen zu tun hat, ein Gebäude praktisch unter der Erdoberfläche bauen, das ein gehöriges Entwässerungsproblem hat. Lt. UNESCO ist diese Entwässerungsproblem bekannt. Warum sollten die Erbauer es zugelassen haben, auf eine ausgeklügeltere Entwässerung zu verzichten? Im Prinzip ähnelt die Konstruktion eines Gebäudes in einem temporär gefüllten riesigen Swimmingpool. 

 

An Ethiopian Man

 

Ich sehe hier sowohl klassisches Mauerwerk, als auch eine Beeinträchtigung des unteren Bereichs bis etwa 2 Metern – vermutlich durch aufgestaute Feuchtigkeit. Bildquelle

 

7. Wirtschaft und menschliche Natur: Es macht keinen Sinn, etwas aus dem Fels zu meißeln, wenn man die Technik hat und einfach ein normales Gebäude bauen kann. Es wäre extrem dumm, etwas aus dem Fels zu meißeln, und eine Verschwendung von Ressourcen. Außerdem erstaunlich, dass die „Rückstände“ der Wände nicht dem hohen Standard des Gebäudes in der Mitte entsprechen. Eher im Gegenteil …

 

8. Die Teile der „Kirchen“, die Holzleisten ähneln, sehen aus, als wären sie ursprünglich wirklich einmal Holzleisten gewesen. Das ist allerdings wirklich ein optisches Phänomen, das zwar in eine gewisse Richtung weist, aber sicherlich erst recht als faktisch unüberprüfbar stehen bleiben muss.

 

9. Sofern es sich hier wirklich ursprünglich um ein megalithisches Gebäude gehandelt haben sollte, wäre dies architektonisch äußerst bedenklich gewesen. Warum? Hohe Anfälligkeit des Gebäudes für das Auseinanderfallen nach Erdbeben und anderen Katastrophen, da die Erschütterungen direkt vom Boden auf das Gebäude übertragen werden. Sind einmal Schäden vorhanden, dürften die Reparaturen im Prinzip kaum ohne weiteres durchführbar sein. Sollten Erbauer diesen Umstand so leichtfertig übersehen haben?

 

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Dachschäden wie hier bei Bete Medhane stehen im Fokus der Renovierungsarbeiten. Bildquelle Wikimedia Commons, Link.

 

 

Als rhetorische Frage kann man also stehen lassen: Würde eine höhere Zivilisation, die in der Lage gewesen ist, so etwas zu bauen, übersehen, dass ein solches Gebäude mittel- langfristig dazu verurteilt ist, zerstört zu werden? So etwas hätte man auch leichter hin bekommen können, wenn man hier den klassischen Maurerweg beschritten hätte.

 

Weitere Frage: Könnte es sich bei dem äthiopischen „Fels“ rings um diese Gebäude um etwas weniger hartes bzw. zumindest abweichendes Material handeln, als eigentlich angenommen? Sind diese Materialien wirklich intensiv untersucht worden bzw. miteinander vergleichbar? Bestehen die jeweiligen Gebäude möglicherweise aus (teilweise) überputztem Mauerwerk, das nach einer Schlammüberschwemmung bis heute so aussieht, als wären sie aus „einem Guss“ konstruiert worden? Handelt es sich um eine völlig ausgehärtete Masse, die neben (oder zusätzlich zu) einer Gips-/ Zementfassade Ähnlichkeit mit anderen alten Gebäuden aus dem Orient vergleichbar sind? OK, das ließe sich möglicherweise ja schichtweise nachforschen, wenn jemandem daran gelegen ist/wäre.

 

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Erst im Schlamm abgesoffen, anschließend unter der Erde, später erneut ausgegraben? Klingt für mich nicht unwahrscheinlich. Bildquelle Wikimedia Commons; Link

 

Ich bin hin- und hergerissen. So erscheint mir beispielsweise das Sockelfundament der "Kirche" Bete Giyorgis monolithisch, das Gebäude hingegen nicht. Bildquelle Wikimedia Commons; Link

 

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Wie hoch ist der Anteil von monolithischem Basaltlavagestein aus einer "Form", sofern es sich tatsächlich darum handelt? Könnte ein plötzlicher Versteinerungsprozess im Zuge der Ausgrabung des Gebäudes stattgefunden haben, während man gerade mit der Frelegung beschäftigt war und alles gerade von Schlamm überflutet war? Oder ist alles nur eine fixe Idee?

Jedenfalls wurde der Mythos von der Freilegung/Ausmeißelung aus dem Fels bis heute aufmerksam gepflegt. Die UNESCO beteiligt sich auch monetär aktiv an der Aufrechterhaltung dieser Idee. Man sollte sich ebenso die Frage stellen, ob wir es hier mit einer Ansammlung ursprünglich vorgesehener Gotteshäuser zu tun haben.

 

Tatsache ist, dass sich die Schäden der letzten 100 Jahre derart häufen, dass hier sicherlich nicht für die Ewigkeit gebaut wurde. Wie steht ihr zu diesen Fragwürdigkeiten?

 

Es ist aus meiner Sicht nicht ausgeschlossen, dass hier monolithische Bauelemente verwendet wurden. Möglicherweise bzw. sehr wahrscheinlich sogar kamen Hochtechnologien zum Einsatz, um partiell einzigartige Teil-Strukturen zu schaffen. Aber nach dem, was ich hier auf Bildern sehe, tauchen dann doch eher Zweifel auf, dass es sich hier durchweg um eine monolithische Baukunst aus einem Stück handeln soll.

 

Ich persönlich bin ein klein wenig skeptisch gegenüber einer vermeintlich plötzlichen Versteinerung von Schlamm in dieser Gegend, kann mir allerdings auch nicht die Fragwürdigkeiten der Lokalität dieser Architektur in solchen Niederungen erklären. Hier sind sicherlich weitere Untersuchungen erforderlich und ich habe den Verdacht, dass man dem offiziellen Narrativ wieder einmal nicht trauen kann.

 

Interessanterweise findet man auch nur wenig Fotomaterial von der Gegend mit diesen Bauten, das älter ist als 50 Jahre. Dennoch ohne Zweifel faszinierend.