Das ehemalige Torgebäude der Trappistenabtei im Düsseltal (Quelle: Alte Fotopostkarte aus eigenem Bestand).
Das Zisterzienserkloster zierte einst ein stattliches Eingangstor, das überhaupt nicht zu einem Kloster passt. Zuerst stand der Komplex nebst Tor auf der auf der ehemaligen Rheininsel Löricker Werth in Büderich (Meerbusch). Man nannte die Insel "Insula Felix" („glückliche Insel“). Da es zu häufigeren Überschwemmungen auf der Insel kam und die Brüder dort nicht gut gelitten waren, zog man es anscheinend 1708 um ins Düsseltal, einem Düsseldorfer Stadtteil. Tendenziell dürfte es sich hier um mehr als nur ein paar Überschwemmungen gehandelt haben, da die Gegend der damaligen Insel in Meerbusch heute eindeutig Festland ist. Die Insel existiert nämlich heute nicht mehr. Der Raum um die Insel herum muss in relativ kurzer Zeit durch Löß oder Matschfluten aufgefüllt worden sein.
Zeichnung des Klosters von 1836, als es bereits als Anstalt für Waisen- und Straßenkinder fungierte (Abbildung gemeinfrei).
Der Giebel des Tors, das auch zutreffend als Mittelbau bezeichnet wurde, schmückte das kurfürstliche Wappen, das von zwei Löwen flankiert wurde. Oben drauf steht eine Madonna, die aus meiner Sicht dort usprünglich möglicherweise erst viel später hinzugefügt wurde. Davon sieht man auch nichts auf der Zeichnung von 1836. Die Bogenrundung des Eingangstors zierte eine Holzschnitzerei: drei aus Gewässern auftauchende Hügel, darüber ein Stern. Sicherlich ein interessantes Detail. Das gleiche Wappen findet sich angeblich an der Villa Albani in Rom, was ich persönlich derzeit nicht überprüfen kann. Auf einem Foto von Julius Söhn (1900) sieht man in der Gesamtansicht des Gebäudes, wie hoch einst das Wasser oder feuchter Schlamm gestanden haben muss, um so deutliche Spuren am Mauerwerk zu hinterlassen (siehe https://www.duesseldorf.de/stadtarchiv/stadtgeschichte/zeitleiste/zeitleiste-04-1700-bis-1800/1701.html). Die Spur sieht man auch ganz deutlich auf der Postkarte in etwa 4-5 Metern Höhe. Stand das Kloster bzw. die spätere "Rettungsanstalt" lange Zeit im Schlamm oder unter Wasser? Der schlammige Boden vor dem Eingang spricht hier aus meiner Sicht Bände.
Zeichnung über den vermeintlichen Zustand des Klosters 1716, später (1904) angefertigt von einem unbekannten Künstler, Düsselthal Kloster Torhaus 1904, CC BY-SA 4.0
1803 wurde das Gebäude säkularisiert, ein reicher Adliger namens Graf Adelberdt von der Recke-Volmerstein machte aus dem Komplex 1822 eine Anstalt für Waisen- und Straßenkinder. Die Rettungsanstalt Düsseltal wurde sie durch den Verkauf von an der Düssel gebrautem „echt Kölnisch Wasser“ finanziert. Rosenknospen und der Spruch „Für Gott und die Waisen“ zierten die Etiketten der Duftwasserfläschchen aus Düsseltal. Müsste heute eigentlich ein Affront für alle Kölner sein. Der übriggebliebene Hungerturm als letztes Überbleibsel der Anlage zeugt für echte Aufopferung: Der Bau wurde „Hungertürmchen“ genannt, weil Kinder der Rettungsanstalt die plötzlich zufallende Tür des Turms von innen nicht mehr öffnen konnten und schließlich im Turm verhungerten.
Das Torgebäude wurde 1901 beseitigt und machte Platz für die Graf-Recke-Straße, die mitten durch die Anstalt gezogen wurde und von der auch kaum etwas übrig blieb. Nicht der einzige tragische Abriss eines interessanten Torgebäudes auf dem Düsseldorfer Stadtgebiet.