© Spurensucher - 28. April 2019

Der Erdwall von Colombiers-sur-Seulles

 

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Lange Erd“Bestattungs“hügel (auch Tumulus genannt) sind selten, vor allem in der Normandie. Dort gibt es lediglich im Département Calvados den Tumulus von Colombiers-sur-Seulles. Das gesamte Areal, auf dem sich der etwa 60 x 10 Meter breite langgezogene Erdhügel befindet, wirkt wie eine hochgesetzte Erdscholle in exponierter Lage inmitten eines Agrargebietes.

 

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Wie immer kann man davon ausgehen, dass sich hinter dem Begriff „Restitution“ eine Sanierung oder Komplett“überarbeitung“ des Hügels verbirgt, denn dieser blieb seit seiner Entdeckung 1825 nicht unangetastet. Wikipedia lässt uns wissen: „Im Jahre 1894 waren im Calvados noch zwölf Tumuli unterschiedlicher Form vorhanden, von denen heute nur noch zwei übrig sind. In der Vergangenheit ist auch der Tumulus von Colombiers-sur-Seulles ausgeschachtet und teilweise zerstört, aber zwischen 2001 und 2006 wieder restauriert worden.“ Was wir hier also sehen, ist also eine komplette Reproduktion. Also wieder einmal reine Vertrauens- oder Glaubenssache gegenüber der "ehrenwerten" Wissenschaft.

 

Tumulus_Colombiers-sur-Seulles2Man behauptet – was man heute nicht überprüfen kann – es handele sich dabei um einen Haufen Erde und Kieselsteinen, die durch Stein- oder Holztrennwände unterteilt sind. An den Flanken ist der Hügel durch niedrige Mauern begrenzt.

 

Dieser lange Grabhügel wurde erstmals 1825 von Arcisse de Caumont und Gervais de La Rue ausgehoben. Bei Ausgrabungen durch den Eigentümer der Anlage wurde eine Grabkammer mit vielen menschlichen Knochen entdeckt. Das Interesse an dieser Entdeckung veranlasste Arcisse de Caumont, den Gründer der Société des antiquaires de Normandie - eine der berühmtesten gelehrten Gesellschaften des 19. Jahrhunderts -, die Grabung dieses Hügels wieder aufzunehmen. Die Grabkammer enthielt viele menschliche Knochen, von denen angeblich viele halb verbrannt waren. Neue Ausgrabungen, die zwischen 1969 und 1997 durchgeführt wurden, brachten die Wissenschaft auf einer Datierung von zwischen 4500 und 4000 Jahren vor unserer Zeitrechnung.

 

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Die Knochen der Erstausgrabung wurden offenbar nicht für die Datierung zugrunde gelegt (falls sie überhaupt noch existieren). Was hingegen für diese Expertise herhalten musste, ist mir auch nicht bekannt. Die trapezförmige Ebene, die äußerst lange Form und die ungewöhnlich großen Abmessungen sprechen für eine durchaus ausgefallene Form, die man sonst eher auf Sardinien oder an anderen Orten vermutet. Scheinbar hat man erst 2005 nach ausgiebiger „Bereinigung“ der Anlage den Ort für den Publikumsverkehr zugelassen. Ich behaupte mal, dass man zuvor keinen Stein und keinen Krümel auf dem anderen gelassen hat. Was sich letzten Endes in dem Hügel befand und wie er wirklich aussah, ist genauso wenig bekannt wie die Lage der weiteren Hügel in näherer Umgebung.

 

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Aus dem Atlas von 1830 sieht man, wie dem Hügel bereits zugesetzt wurde. Die vergleichsweise gigantische Deckenplatte eines integrierten Dolmens wie auch die Stützwände dürften heute nicht mehr vorhanden sein. Ich gehe davon aus, dass man sie entfernte und gegen die kümmerlichen Bruchsteinwände ersetzte. Was wir heute vorfinden (siehe nachstehende blaue Zeichnung) dürfte lediglich ein Abklatsch des damaligen Megalithenhügels sein.

 

"Diese Konstruktion muss eine industrielle Menge an Materialien und Arbeitskräften erfordert haben", äußert sich Prähistoriker Bernard Langlais, Gründer des Vereins Tourbière 14 im Interview mit Ouest-France. "Der Tourbière (die Übersetzung steht eigentlich für Hochmoor) kann auf etwa 4.000 v. Chr. datiert werden. Das heutige Erscheinungsbild ist nicht mehr das Original. Während der Zeit der Christianisierung wurde der Ort als Steinbruch genutzt. Damals hatten wir kein Problem damit, Steine von der Stelle eines alten Tempels zu holen. Alles deutet darauf hin, dass der Tumulus länger hätte sein sollen. Zwei große Steine markieren die Möglichkeit einer zweiten Grabkammer." Wie bei allen megalithischen Bauten sollte man hier mit der Bezeichung Grabkammer äußerst vorsichtig sein. Die Nutzung eines hohen Erdhügels als Massengrab oder generelle Grabstätte könnte sich auch erst Jahrtausende später angeboten haben. Vor allem dann, wenn diese Stätten bei den Nachfahren als heilig galten. Spätere Kohlenstoffdatierungen kratzen hier aus meiner Sicht lediglich an der Oberfläche und bringen nicht unbedingt Klarheit, was die Alters- und Zweckbestimmung anbelangt.

 

Tumulus_Colombiers-sur-Seulles12"Wir wissen nicht, wer begraben ist", sagt der Prähistoriker. Wieder einmal liegen lediglich Pfeilspitzen, eine polierte Axt oder etwas Keramik vor.

 

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Mich persönlich würde natürlich interessieren, was aus den anderen Mounds bzw. Erdwällen damals geworden ist. Ich werde weiter versuchen, in diesem Fall an nähere Informationen zu kommen. (Mounds in den USA lassen sich nicht so leicht manipulieren)

 

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