© spurensucher - 31.05.2020

Eisen und Glas in Flammen? Die rätselhafte Geschichte des Crystal Palace

Kristallpalast_Sydenham_1851_aussen_WebKristallpalast 1851

Foto/Fotograf: Unknown, Kristallpalast Sydenham 1851 aussen, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

 

 

Ein einzigartiges Projekt der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert, von großen viktiorianischen Persönlichkeiten ins Leben gerufen. Seltsamerweise mit Hilfe eines "Experten" für Gewächshäuser und Gärtnereitätigkeiten namens Joseph Paxton entschloss sich die britische Elite, das größte Glasgebäude aller Zeiten zu errichten: Den Crystal Palace – Austragungsort einer Weltausstellung im Jahr 1851. 

 

Was wissen wir über diese Messe? Der Crystal Palace wurde im Londoner Hyde Park errichtet, die Weltausstellung dauerte allerdings lediglich 6 Monate für insgesamt 6 Millionen Besucher. Offenbar sollte dieser Gigantismus (die Daten zu diesem Bauwerk beschreibe ich noch) doch noch etwas nachhaltiger im Gedächtnis bleiben, denn der Palace wurde anschließend abgebaut und weitaus größer neu errichtet: In Sydenham Hill im Süden Londons. Allerdings ist nie so recht klar geworden, warum man sich hier die Mühe machte, diesen besonderen Standort im Zentrum der Stadt zu verlassen. Im Nachhinein behauptet man, die Opposition für das Projekt habe möglicherweise den Hyde Park nicht weiter für solche Attraktionen zur Verfügung stellen wollen. Zu viel kriminelles Potential könnte durch den Crystal Palace angelockt werden. Eine merkwürdige Erklärung, die sicherlich nicht den Kern der Wahrheit bildet.

 

Crystal_Palace_General_view_from_Water_Temple

Der Crystal Palace in der 2. Auflage, Süd-London, Abbildung gemeinfrei

Foto: Philip Henry Delamotte (1821–1889), Crystal Palace General view from Water Temple, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

 

 

Der neue monströse Glaspalast-Hauptkörper maß 563 Meter Länge und 124 Meter Breite. Das "Mittelschiff" war alleine schon 33 Meter hoch. Die Gesamtfläche des Baus umfasste 92.000 Quadratmeter. Im Erdgeschoss und auf den Galerien standen insgesamt 13 km Ausstellungsfläche zur Verfügung. Nur um mal einen Eindruck von der schieren Größe der Einrichtung zu bekommen – Eines Baus, der drei Mal so groß war wie die St. Paul's Cathedral und vier Mal so groß wie der Petersdom. Das Gebäude war sogar groß genug für die Unterbringung von drei großen Ulmen. 6 Millionen Besucher in nur 6 Monaten sprechen für eine weltweit riesige Akzeptanz der Ausstellung.

 

Nachstehendes Foto von 1851 mit einem der hohen Bäume inmitten des Crystal Palace:

Unknown authorUnknown author, Crystal Palace Great Exhibition tree 1851, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

 

Crystal_Palace_Great_Exhibition_tree_1851

 

 

Joseph_Paxton_by_Maull_&_Co,_c1860sDer ultimative Nicht-Architekt und Gärtner Paxton soll (man halte sich fest) in nur lediglich 2 Tagen eine Konzeptzeichnung angefertigt haben, die er auf die Rückseite eines Briefumschlags kritzelte. Diese grobe Skizze (jetzt im Victoria & Albert Museum) enthielt alle grundlegenden Merkmale des fertigen Gebäudes, und gilt als Zeichen von Paxtons Einfallsreichtum und Fleiß, so dass anschließend detaillierte Pläne, Berechnungen und Kosten in weniger als zwei Wochen eingereicht werden konnten. OK, auch wenn Paxton bereits vorher schon in den 1830er Jahren ein großes Glashaus (2.600 qm) erbaut hatte, ist doch diese Spontan-Auswahl dieses Konzeptkandidaten für solch ein gigantisches Projekt vorsichtig ausgedrückt "erstaunlich". Interessanterweise hat man dagegen 233 alternative engagierte Vorschläge bzw. Designs ad hoc beiseite gefegt. Diese waren sicherlich "ausgearbeiteter". Paxton war in der offiziellen Ausschreibung auch überhaupt nicht involviert, man spricht davon, dass sein Vorschuss an Vitamin B gereicht hat, um sich außer der Reihe nach vorne zu mogeln.

 

 

Joseph Paxton, in den 1860ern (Bild gemeinfrei)

Maull & Co., London, Joseph Paxton by Maull & Co, c1860s, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

 

 

Paxton hat seinen Vorschlag auf die Rückseite eines alten saugfähigen Briefumschlags gekritzelt, was offenbar für die Präsentation reichte. Manche sprechen von einem einfachen Löschblatt … Ein echter Witz.

 

Siehe auch: The Blotting-Paper Sketch (Quelle); George Arents Collection, The New York Public Library.

 

 

 

Irgendwie noch unglaubwürdiger: In nur 4-6 Monaten gebaut

 

Aufgrund seines vergleichsweise geringen Gewichts benötigte der Kristallpalast absolut kein schweres Mauerwerk für tragende Wände oder Fundamente, und die relativ leichten Betonfundamente, auf denen er stand, konnten nach dem Entfernen des Gebäudes im Boden belassen werde. Allerdings sollen 84.000 qm Glas von der Glashütte Chance Brothers in Smethwick produziert worden sein, um das System auf die Beine zu stellen. 80 Glaser sollen in einer Woche 18.000 Scheiben verbaut haben, was schon etwas sonderbar und schwer realisierbar erscheint. Mehr als 5.000 Arbeitskräfte waren während der Bauphase an dem Gebäude beschäftigt, bis zu 2.000 gleichzeitig während der Hochbauphase. Dabei handelte es sich um sogenannte "Navvies", im Prinzip einfache Arbeiter, die in der Regel für den Eisenbahn- oder Tunnelbau eingesetzt werden, eher noch für Erdbewegungsarbeiten, nicht jedoch für eher filigrane Hochbauprojekte. Sehr seltsam. Insgesamt wurden 4.000 Tonnen Eisen für Säulen, Spalierträger und Rinnen verarbeitet. 

 

Das Ganze soll nur 5 Monate gedauert haben, manche sprechen von 9 Monaten, andere von 4. Ist das glaubwürdig? Aus meiner Sicht nicht. Selbst bei einer Konstruktion aus vorgefertigten Teilen, die ja selbst in heutigen Fertigungslinien mit Automationsprozessen Probleme bereiten würden, leuchtet mir diese Geschichte nicht ein. Dann noch mit grobmotorischen Hilfsarbeitern?

 

Ein Bauingenieur aus heutiger Zeit merkt zu Recht kritisch an: "Ich bin Bauingenieur und betrachte den Bau des Kristallpalastes in 39 Wochen von der Genehmigung bis zur Eröffnung als völligen Blödsinn. Das Glas, das sie offenbar verwenden mussten, ist Zylinderglas mit einer Größe von 1,25 x 0,25 Meter (ca.), was sehr arbeitsintensiv war. Es musste in einem Graben geblasen, geschnitten und dann poliert werden. Das Glas allein wäre also unmöglich in den angegebenen 4 Monaten herzustellen gewesen; etwa 153.000 Quadratmeter Glas. Ohne Maschinen, nur Pferde als Kraftquelle. Man könnte es heute 39 Wochen nicht schaffen, geschweige denn 1850."

In einem anderen Beitrag war sogar von 10 Wochen erforderlicher Produktionszeit für die Scheiben die Rede, in denen diese Mengen produziert sein sollen.

 

Pläne ohne Vermaßungen, bisher konnte ich nirgendwo saubere Architektenzeichnungen bzw. Baupläne finden, die auch Vermaßungen aufweisen. Grundriss des Entwurfs des Baukomitees für die Großausstellung von 1851.

1. Maschinen in Bewegung. 2. Weitere Maschinen. 3. Sitzplätze für Besucher. 4. Erfrischungsplätze. 5. Rohstoffe. 6. Erzeugnisse. 7. Bildhauerei und plastische Künste. 8. Kleiner Hof. 9. Die Rotunde. 10. Haupteingang und Exekutivbüros. 11. Die anderen Eingänge. 12. Die Einfahrt in den Park. 13. Die Kensington Road. 14. Die Queen's Private Road. Plan: gemeinfrei

 

The_Crystal_Palace_page_22

Zeichnung: Peter Berlyn, and Charles Fowler, Jnr. Engravings by George Measom (1818-1901)., Public domain, via Wikimedia Commons; Quellenlink

 

Selbst bei Wikipedia kann man nachlesen: 

"Ein früher Fortschritt bei der Automatisierung der Glasherstellung wurde 1848 von dem Ingenieur Henry Bessemer patentiert. Sein System erzeugte ein durchgehendes Band aus Flachglas, indem es das Band zwischen Walzen formte. Dies war ein kostspieliger Prozess, da die Oberflächen des Glases poliert werden mussten und später von seinem Sponsor, Robert Lucas Chance of Chance Brothers, als unrentabel aufgegeben wurde. Bessemer führte 1843 auch eine frühe Form von "Float Glass" ein, bei der Glas auf flüssiges Zinn gegossen wurde.

1887 wurde die Massenproduktion von Glas von der Firma Ashley in Castleford, Yorkshire, entwickelt. Bei diesem halbautomatischen Verfahren kamen Maschinen zum Einsatz, die 200 standardisierte Flaschen pro Stunde herstellen konnten, ein Vielfaches schneller als die traditionellen Herstellungsmethoden. Die Gebrüder Chance führten 1888 auch die maschinelle Methode des maschinellen Walzens von gemustertem Glas ein." (Quelle

 

Wir sehen also, dass es sich hier Ende der 1840er längst noch nicht um einen automatisierten Prozess handelte und dass das neue Flachglasverfahren zudem zu diesem Zeitpunkt noch sehr kostspielig war. Entspach also vermutlich wirtschaftlich nicht dem Ursprungskonzept der Betreiber, die den preisgünstigsten Anbieter einer Lösung suchten. Und verfahrenstechnisch habe ich hier auch so meine Zweifel. Welche Geschichte will man uns hier also auftischen? Automationsprozesse für Glas entwickelten sich ja auch erst 30 Jahre später. Und dabei handelte es sich erst einmal um eine einfache Anlage zur Glasflaschenproduktion.

 

Ausstellungspracht auf der Weltausstellung in der 1. Ausgabe des Crystal Palace (Bilder gemeinfrei)

Nachstehendes Foto: Louis Haghe, Public domain, via Wikimedia Commons; Bildlink

 

Crystal_Palace_-_Queen_Victoria_opens_the_Great_Exhibition

 

Nachstehendes Bild:

J. McNeven, Public domain, via Wikimedia Commons; Bildlink

 

Crystal_Palace_-_interior

 

 

 

Handel_festival_QE4_99

Foto anlässlich des Händel-Festivals zwischen 1887 und 1889
Various photographers for Cassell & Co., Handel festival QE4 99, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

 

Das große "Händel-Orchester mit Chor" führte in regelmäßigen Abständen die stets beliebten Oratorien im Crystal Palace auf und förderte die Liebe der Engländer zur Musik Händels. Die Größe dieser Halle mit der entsprechenden Orgel lässt eine großartige Akustik vermuten. 

 

Was mich sehr überrascht hat: Im linken Vordergrund des Crystal Palace sieht man auf einem Foto von 1911 den Nachbau des Canadian Parliament House (Foto gemeinfrei). Das Festival of Empire oder Festival of the Empire fand am 12. Mai im Crystal Palace, um die Krönung von König George V. zu feiern.  Wer würde annehmen, dass dieses vordere Gebäude aus Holz und Gips gebaut wurde, um es nur vorübergehend zu nutzen. Von diesen vermeintlichen Holz-/Gipsbauten gab es wohl mehrere, die durch eine elektrische Straßenbahn, die so genannte "All-Rot-Route", verbunden waren. Die Straßenbahn lud den Besucher zu einer Rundtour durch die einzelnen Bezierke mit landestypischer Landschaft ein, die oben aufgeführten Gebäude herumführten. Brücken über kleine Seen stellten Seereisen zwischen den Ländern dar. Die Route ist auf der nachstehenden Karte rot eingezeichnet, und einige der Wagen sind auf dem Bild oben zu sehen.

 

Foto nachstehend: Quelle - Library of Congress, Festival of Empire, Crystal Palace, 1911; Canadian Parliament House, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

 

festival-of-empire-crystal-palace-1911-canadian-parliament-house_web

 

Hier das ebenfalls nachgebaute Parlamentsgebäude Neuseelands auf dem Gelände – angeblich ebenfalls aus Holz und Gips gebaut – jedenfalls täuschend echt.

Foto: Campbell Gray, Festival of Empire 1911 NZ Building, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

 

Festival_of_Empire_1911_NZ_Building

 

Hier die entsprechende Karte einschließlich der Zusatzgebäude im Außenbereich anlässlich des Festival of Empire 1911.

 

Geländeplan von 1911 anlässlich des Festivals mit den Zusatzgebäuden:

Unknown authorUnknown author, Festival of Empire 1911 Map (cropped), als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

 

Festival_of_Empire_1911_Map

Es musste also im Vorfeld des Bauprojektes alles noch in Handarbeit produziert werden: "Dieses Glas wurde durch das Blasen langer Glaszylinder hergestellt, die dann der Länge nach geschnitten und dann auf einem Gusseisentisch abgeflacht wurden, bevor sie geglüht wurden. Bei Tafelglas wird das Glas auf ein gusseisernes Bett geschöpft, wo es mit einer eisernen Walze zu einer Platte gewalzt wird. Die noch weiche Platte wird in die offene Mündung eines Kühltunnels oder temperaturgeregelten Ofens, eines so genannten Kühlofens, geschoben und von einem Rollensystem nach unten befördert. 1847 führte James Hartley die Rolled-Plate-Methode ein. Diese erlaubte eine gerippte Oberfläche und wurde oft für ausgedehnte Glasdächer, wie z.B. innerhalb von Bahnhöfen, verwendet." (Quelle

 

Simms_War_Car_at_the_Crystal_Palace_London_April_1902

Foto: AnonymousUnknown author, Simms War Car at the Crystal Palace London April 1902, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Auch die Vorstellung des ersten Panzerfahrzeugs im April 1902 vor dem Crystal Palace war ein Highlight für das Establishment mit den schwarzen Hüten. Hier das Simms Motor War Car. 

 

Nächste Frage – wie soll das mit dem Bau gelaufen sein? Alles über Leitern? Holzgerüste? Aufzugähnliche Arbeitsgeräte gab es ja zu der Zeit überhaupt noch nicht. Die Strecke von der Glashütte in Smethwick bis zum Hyde Park beträgt übrigens heute wie damals 130 Meilen. Eine stolze Entfernung, die ja dann auch noch hätte überbrückt werden müssen in dieser kurzen Zeit. Die Chance Brothers sollen zur Unterstützung belgische und französischen Glasbläser eingestellt haben, jedoch auch das dürfte fertigungstechnisch nicht großartig geholfen haben. 

 

Heute erklärt man sich diese Turbobauzeit mit der Vernachlässigung von Gesundheitsstandards sowie der Aufrechterhaltung skrupelloser Arbeitsumstände – was aber aus meiner Sicht lediglich den Manpower-Aspekt ins rechte Licht rückt. Technisch gesehen bleiben allerdings noch tonnenweise Fragen offen.

 

 

Feuersbrunst verflüssigt Glas und Eisen

 

Ein simples Feuer soll den riesigen Bau 1936 dem Erdboden gleich gemacht haben. Ermittelt wurde in dieser Sache allerdings nicht.

 

Crystal_Palace_Destoyed_1936

 

Foto: Unknown authorUnknown author, Crystal Palace Destroyed 1936, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

 

Ein Großbrand vernichtete das in die Jahre gekommene Gebäude am 30. November 1936. 500 Feuerwehrleute und 90 Löschfahrzeuge waren nötig, um es zu löschen, und weitere 749 Polizisten, um die Menschenmassen zu kontrollieren (Edwards und Wyncoll, 1992).
Zeugen beschrieben "so viel geschmolzenes Glas, dass es wie ein Wasserfall aussah", ja sogar "wie ein Niagara-Fall aus geschmolzenem Glas" (Edwards und Wyncoll, 1992). Einem Augenzeugen zufolge "fing das Glas tatsächlich Feuer, und als es wirklich heiß war, gab es eine Natriumflamme, und das flüssige Glas goss gerade herunter".
Frau Ford aus Sydenham beschrieb "heißes geschmolzenes Glas und Metall flossen die Straße hinunter, und die Erwachsenen bildeten eine Menschenkette und reichten Eimer mit Wasser von Hand zu Hand, um den Fluss des heißen Glases einzudämmen". Ein anderer Zeuge erinnerte sich daran, dass die Leute "es aufhoben und zu Kugeln rollen ließen, die sie als Souvenir behalten konnten". (Quelle)

 

"Am Abend kurz nach 19.00 Uhr ging der Manager des Palastes, Sir Henry Buckland, auf dem Gelände des Gebäudes (Anmerkung: in Begleitung seiner Tochter) spazieren, als er einen roten Schein aus dem Gebäude austreten sah. Er fand zwei Nachtwächter, die versuchten, ein Feuer zu löschen, das in der Garderobe der Frauen begonnen hatte und auf das zentrale Querschiff übergegriffen hatte.

Das Feuer griff mit alarmierender Geschwindigkeit um sich, als die Flammen, unterstützt von einem starken Wind, über die riesigen Holzfußböden des Palastes, hinauf in die Galerien und entlang der Sprossen fegten. Die Feuerwehr von Penge wurde erst gegen 20 Uhr gerufen; zu diesem Zeitpunkt war das Gebäude bereits ein Inferno.

Zum Zeitpunkt des Brandes übte das Norwood-Orchester in der Gartenhalle. Eine fliehende Geigerin erinnerte sich an ein entsetzliches Stöhnen aus dem Gebäude, das, wie sie später herausfand, durch heiße Luft verursacht wurde und durch die Pfeifen der riesigen Händel-Orgel strömte." (Quelle)

 

Die Ursache des Brandes ist noch immer ungeklärt und außerdem gab es auch nie eine offizielle Untersuchung. Dabei wäre sicherlich auch einiges Unerwünschtes zutage getreten. Gerüchte über Brandstiftungen machten ebenso die Runde wie ein elektrischer Fehler oder eine Zigarettenkippe im Bürobereich des Gebäudes. Offizielle berichten dagegen in Filmbeiträgen vom Bereich des ägyptischen Ausstellungsbereichs, von wo aus das Feuer losgegangen sein soll.

Der Palast enthielt Holzbestandteile, Holzböden und einige Stellen, die im Laufe der Jahre weitgehend mit Holz geflickt wurden. Er enthielt auch eine Menge Holzmöbel - zugegeben. Holz, das jahrzehntelang in einem Gewächshaus stand, war sicherlich auch entsprechend trocken.

 

Die beiden Türme des Palastes sollen jedoch sogar vom Feuer "verformt" stehen geblieben sein. Die Flammen wurden von Funkenwolken und heftigen Explosionen begleitet. Der Hinweis auf die Explosionen ist übrigens nur in wenigen Aufzeichnungen vermerkt.

 

Um was für eine Feuer soll es sich dabei also gehandelt haben? Glas schmilzt bei etwa 1.500 °C, gleiches gilt für Eisen. Wir müssen es also mit einer Wärmeentwicklung in dieser Größenordnung zu tun gehabt haben. Woher soll diese Temperatur gekommen sein? Von ein paar Dielenböden und Möbeln? Wie soll sich das Feuer nach oben ausgebreitet haben und diese im Grunde unbrennbaren Materialien geschmolzen haben?

 

 

Eine andere Quelle besagt, dass "Als das Gebäude 1936 in Brand geriet, gab es kein Wasser mehr, um den Brand zu löschen. Die Türme überstanden das Feuer, wurden aber im Zweiten Weltkrieg zerstört – aus Angst, dass sie für die deutschen Bomber ein leichtes Ziel gewesen wären." (Quelle)

 

Möglicherweise spielten ganz profane wirtschaftliche Gründe bei diesem Unglück eine Rolle. Ich denke hier an eine "warmen Abriss"!

 

"Die britische Presse sah in der Zerstörung des Crystal Palace einen schweren Schlag für die politische Macht Englands, und die Öffentlichkeit fragte sich, "wie Stahl und Glas so heftig brennen können" (Beaver, 144) … Das Feuer brannte für den Rest der Nacht mit großer Intensität, aber 20 Stunden später waren noch immer Brandherde vorhanden." (Quelle)

 

Möglicherweise haben die Engländer bzw. gewisse Kreise der Gesellschaft ja selbst an diesem Objekt die Wirkungsweise der Brandbomben getestet, die dann anschließend im 2. Weltkrieg wirkungsvoll über Dresden zum Einsatz kamen. 

 

Ein weiteres Thema für sich: 8.000 Leute stiegen täglich aus der bereits 1865 (!!) eigens dafür angelegten U-Bahn-Station aus dem Zug (Crystal Palace Subway Station), ein Meisterwerk der Ingenieurskunst und aus meiner Sicht nur schwer vorstellbar, wie das mit technischen Mitteln zur damaligen Zeit möglich war.  Das, was vom Fußgängertunnel übrig blieb, kann heute noch besichtigt werden. Der wunderschön geflieste bzw. fächerförmig gewölbte Tunnel, der von viktorianischen Handwerkern entworfen wurde, verband einst einen Bahnhof mit dem Crystal Palace und sieht aus wie die Krypta einer mittelalterlichen Kathedrale. Die U-Bahn wurde nicht mehr benutzt, nachdem das Gebäude 1936 durch einen Brand zerstört worden war:

 

 

"Probably designed by Charles Barry Junior", lautet die Aussage des "Führers" durch den Untergrund. Offenbar ist man sich da wohl nicht sicher, wer dieses Werk damals vollbracht hat. 

Die Illustrated London News schrieb zunächst Edward Middleton Barry als Architekt zu, gab jedoch in der darauf folgenden Woche eine Korrektur heraus, in der es hieß, der Architekt sei Charles Barry, Edwards ältester Bruder. In der Morning Post von 1865 heißt es, dass der bei der Eisenbahn ansässige Ingenieur William Shelford zum Teil auch Konstrukteur war.
In einem Vortrag vor der Dulwich Society 1969 erklärte Bill de Baerdemaecker, dass die "prächtige italienische U-Bahn, die unter der Crystal Palace-Parade hindurchführt, ... von italienischen Maurern und Steinmetzen gebaut wurde", doch bisher wurden in den Archiven dieser Handwerker keine Beweise gefunden (Quelle). Hier stellt sich ernsthaft die Frage, ob dieses Bauwerk wirklich den Zweck einer einfachen Fußgängerunterführung erfüllen sollte oder ob es dort nicht schon länger existierte. 

 

Ein weiterer Beitrag eines modernen Zeitgenossen: "Ich denke, das Feuer sollte auf der Verschwörungsliste stehen. Ich habe den Bericht des Palast-Managers über die Entdeckung des Feuers überprüft. Ich wohnte in einem Haus mit Blick auf das Gelände. Es besteht keine Möglichkeit, dass er die NW-Ecke, in der das Feuer vom Gelände aus ausbrach, gesehen haben konnte. Unbezahlbare Antiquitäten aus der ganzen Welt gingen in Flammen auf: Warum haben ihre Besitzer nicht nachgefragt? Warum wurde der Palast an einem Montagabend um 19 Uhr geschlossen? … usw. usw. Ich reichte meine Fragen bei der Crystal Palace Association ein und erhielt keine Antwort. Ich vermute, dass sich unter dem Gelände ein WW3-Kriegsbunker befindet. Ich konnte seltsame Geräusche unter meinem Haus hören."

 

Urteilt selbst.

 

 

 

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