© Spurensucher - 18. November 2017

Under the dome? Der Petroglyphen-Bogen von Utah

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 Foto: Kerkphil, RochesterPanel 01 2008, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

 

Das Rochester Rock Art Panel befindet sich 3 Meilen östlich von Emery, Utah. Die Petroglyphen darauf könnten in unterschiedlichen Zeitepochen verewigt worden sein. Die Wissenschaft geht davon aus, dass es fast schon einen "Gästebuchcharakter" hat, da die Graffities aus prähistorischer wie auch aus neuerer Zeit stammen (man spricht hier von Entdeckern, Siedlern und Touristen). Offenbar will man den Stellenwert dieser Felsenkunst von wissenschaftlicher Seite eher runterspielen. Eine genauere zeitliche Datierung ist jedenfalls nicht zu ermitteln (oder man hat sich hier wenig Mühe gemacht). Das Hauptpanel soll mit einem dunklen Wüstenlack überzogen sein, der sich gut vom helleren Sandstein abhebt und die gravierten Strukturen besser zum Vorschein bringt. Neben diesem Panel soll es in der Umgebung noch weitere Petroglyphen geben, die man – wie erwähnt – einer jüngeren Entstehungszeit zuordnet.

 

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User:Kerkphil, RochesterPanel 05 2008, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

 

Über dem Hauptfelsen mit den Petroglyphen befanden sich wahrscheinlich weitere, die jedoch von Souvenirsammlern abgebrochen und mitgenommen wurden. Offenbar kümmert sich die Regierung in der Gegend nicht um den Schutz und die Erhaltung der Wüstenkunst.

Neben den üblichen Jagdszenen – die weltweit auch bei vielen anderen Petroglyphen zu finden sind – erkennt man einen undurchdringlich wirkenden Bogen, er über Menschen und Tiere gespannt wurde. Es stellt sich mir die Frage, ob es sich hier um die Illustrierung eines profanen Regenbogens handelt oder um das Himmelsfirmament? Was wollten die prähistorischen Künstler damit ausdrücken?

 

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User:Kerkphil, RochesterPanel 06 2008, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

 

Mir fällt dabei auf, dass ich ähnliche Zeichnungen der Altvorderen schon einmal irgendwo in ähnlicher Form gesehen habe. Gibt es hier einen Zusammenhang oder ist alles nur zufälliger Natur? Haben wir es hier eventuell nur mit einem simplen Regenbogenmotiv zu tun, das grafisch verewigt wurde?

 

Machtinstrument zur Trennung oder zum Schutz? 

 

Vielleicht ist es mehr als nur ein Regenbogen. Vielleicht ist es eine kosmologische Idee, die an mehreren Orten auf der Welt bereits aufgegriffen wurde. Man könnte zum Beispiel an die Darstellung der Göttin Nut denken; die ägyptische Göttin des Himmels, deren Hände und Füße die Erde berühren. Sie wölbt sich über die Erde und gilt als Mutter der Sonne und der Sterne, die wiederum erst durch ihren Mund Einlass erhalten. Ihre Ausrichtung von Osten nach Westen steht unter anderem auch für Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang. Hing man in prähistorischer Zeit ebensolchen Mythologien nach bzw. ist die Darstellung von Nut, der Göttin des Nachthimmels, in ihrer bogenförmigen Form und als Funktionsträgerin der atmosphärischen Grenze zwischen der Erde und des Kosmos auch ein Vorbild für die ältesten Kulturen in den USA? Oder andersrum? Hat sie eine schützende Funktion oder dient ihre Kuppel als Barriere, der man nicht entrinnen kann? Jedenfalls ist Nut, die Himmelsgöttin, auch die Zwillingsschwester von Geb, dem Gott der Erde - soweit erstmal die ägyptische Mythologie. Dieser Brückenschlag weckt jedenfalls symbolische Assoziationen.

 

Abb.: Geb dreht sich rücklings und auch unter Nut, die die Sonne für die Nacht "verbraucht", und gibt ihr am Morgen die Gelegenheit zur Wiedergeburt. Nut ist auch "Göttin" des Mondes, da sie 26 Monde in sich trägt. 13 Neumonde und 13 Vollmonde.
Nut steht auch auf beiden Seiten und hält eine himmlische Barke, die die Bewegung des Mondes und der Erde durch diese Zyklen repräsentiert. Sie befindet sich unter Cygnus und Orion, dem Flügelskarabäus und der geflügelten Scheibe, darüber erscheint Nut nochmals. Sie ist die galaktische Mutter der galaktischen Sonne, die alles für die Ewigkeit verbraucht und anschließend wieder gebärt!

 

 

Das ganze Thema wiederholt sich natürlich auch noch an anderer Stelle – in ähnlicher Wahrnehmung – bei unterschiedlicher Kulturen. 

 

 

Schildkröten und Elefanten als Träger – Die Schlange als "Deckel"?

 

Der Gott Vishnu im Hinduismus als Schildkröte: "Die Anekdote von der welttragenden Schildkröte wird wohl zuerst von Jesuiten aus Indien nach Europa transferiert worden sein. Im Hinduismus gehört die Schildkröte zu den zehn Verkörperungen Vishnus. " (Quelle: http://www.kisc.meiji.ac.jp/~mmandel/recherche/schildkroete.html)

 

"Wesentlich für dieses Weltbild ist ein Träger der Erde. Dieser ist in jedem Fall ein Tier und sehr häufig eine kosmische Schildkröte, auf deren Bauch oder Rücken der Schöpfergott die Erde oder genauer, den Weltenberg errichtet. Die indische Schildkröte Kurma spielte bei der Ausbreitung eines solchen Weltbildes in Asien eine führende Rolle" (Zitat Wikipedia)

 

"(Ind. M.), die Verkörperung des Gottes Wischnu in einer Schildkröte. Die Götter kämpften mit den Riesen, der Unsterblichkeitstrank sollte bereitet werden, und sie riefen den Luftgott, den Affen Baali, herbei, um den Weltberg Mandar zu bewegen, wozu auch die Ewigkeitsschlange Addisseschen gebraucht wurde, indem man sie als Seil um den Berg schlang. Der Berg drohte in das Milchmeer, in welchem er stand, zu versinken, da unterstützte ihn Wischnu in seiner zweiten Verkörperung als Schildkröte, auf welcher nun der Berg und die Welt ruht." Dr. Vollmer's Wörterbuch der Mythologie aller Völker. Neu bearbeitet von Dr. W. Binder. 3. Aufl. Stuttgart: Hoffmann'sche Verlagsbuchhandlung 1874, S. 303. Vgl. auch den Art. Wischnu in Meyers Konversations-Lexikon (1890) und das Mahabharata, Kap. XVIII.

 

"Die Erde wankt, obgleich eine Schildkröte, Hauptberge, Weltelephanten und ein Schlangenkönig sie halten; die Zusage von Männern reinen Sinnes wankt nicht, auch wenn die Welt zu Grunde geht."

Indische Sprüche. Sanskrit und Deutsch. Hrsg. v. Otto Böthlingk. Osnabrück: Zeller; Wiesbaden: Harrassowitz 1966 (Neudruck d. Ausg. St. Petersburg 1870-1873), Bd. 1, S. 294.

 

"Nach der indischen Urmythe trägt der Elefant die Erde; er selbst, damit er nicht falle, wird wiederum von einer Riesenschildkröte getragen. Worauf die Schildkröte ruhe, ist dem gläubigen Brahminen nicht zu fragen erlaubt", so Alexander von Humboldt. Die Schlange, die sich in den Schwanz beißt, dürfte als Seeschlange Seschat das Symbol des Ouroboros repräsentieren. Darunter befinden sich 7 Himmel- und 7 Höllenreiche.

 

Der Ouroboros zieht um die Welt

 

Der Ouroboros ist ein griechisches Wort, das "Schwanzfresser" bedeutet und eines der ältesten mystischen Symbole der Welt ist. Sie kann als umhüllend wahrgenommen werden, wo die Vergangenheit (der Schwanz) scheinbar verschwindet, sich aber tatsächlich in einer versteckten Realität aufhält, die sich dem Blickfeld entzieht, aber dennoch existiert.

 

Der Ouroboros hat mehrere Bedeutungen miteinander verwoben. Er symbolisiert die zyklische Natur des Universums: Schöpfung aus Zerstörung, Leben aus Tod. Der Ouroboros frisst seinen eigenen Schwanz, um sein Leben in einem ewigen Kreislauf der Erneuerung zu erhalten. 

 

Die Schlange, die ihren eigenen Schwanz frisst (oder ihn zumindest beißt), wurde als Symbol der Sonne in Ägypten bereits um 1600 v. Chr. gesehen und stellte die Reisen der Sonnenscheibe dar. Von dort ging es zu den Phöniziern und dann zu den Griechen, die ihm seinen Namen gaben: Ouroboros.

 

In der Mythologie ist der Ouroboros ein Symbol für die Milchstraßen-Galaxie. Der Mythos bezieht sich auf eine Schlange des Lichtes, das in den Himmeln wohnt. Die Milchstraße gilt als diese Schlange, und genau am galaktischen Mittelpunkt im Sternzeichen Schütze frisst diese Schlange ihren eigenen Schwanz. Viele Menschen des Altertums haben die Galaxie benutzt, um kosmische und Erdzyklen zu berechnen.

Es finden sich Bezüge bei den Gnostikern und in der Alchemie, die das zyklische natürliche Leben und die Verschmelzung von Gegensätzen darstellen. Er symbolisiert auch die Transzendenz der Dualität, war mit dem solaren Gott Abraxas verwandt und versinnbildlicht hier die Ewigkeit und die Seele der Welt.

 

Der Ouroboros als Pseudo-Heiligenschein von Guido Cagnacci: Allegoria della vita umana – Allegorie auf das menschliche Leben (um 1650) >> Bildquelle

 

In der Alchemie repräsentiert er den Geist des Merkurs (der Substanz, die alle Materie durchdringt) und symbolisiert die ständige Erneuerung (eine Schlange gilt oft als Symbol der Auferstehung, da sie scheinbar immer wiedergeboren wird, wenn sie sich häutet), den Kreislauf von Leben und Tod und die Harmonie der Gegensätze. Als Symbol der ewigen Einheit aller Dinge, des Kreislaufs von Geburt und Tod, aus dem der Alchimist Erlösung und Befreiung suchte. Es vereint Gegensätze: Bewusstes und Unbewusstes. Alchemistisch wird der Ouroboros auch als reinigende Glyphe verwendet.

 

Das alchemistische Lehrbuch Chrysopoeia (Goldherstellung) von Kleopatra enthält eine Zeichnung des Ouroboros, die die Schlange als halb helles und halb dunkles Halbdunkel darstellt und Symbole wie das Yin Yang wiedergibt, was die doppelte Natur aller Dinge veranschaulichen soll, aber gleichzeitig betont, dass diese Gegensätze nicht im Konflikt miteinander stehen. In diesem Buch rankt sich alles um die Idee des "Einer ist alles" – ein Konzept, das der Hermetik zuzuordnen ist.

 

Der Ouroboros erfreute sich bei Alchimisten im Mittelalter generell großer Beliebtheit: Der Drache Ouroboros in dem alchemistischen Werk De Lapide Philosophico, herausgegeben 1625 von Lucas Jennis in Frankfurt; >> Bildquelle

 

Die Ouroboros taucht auch in vielen anderen Kulturen und Schauplätzen auf... die Schlange Jormungand der nordischen Legende, eines der drei Kinder von Loki und Angrboda, wurde so groß, dass sie die Welt umkreisen und ihren Schwanz in den Zähnen fassen konnte. Sie bewachte den Baum des Lebens und wird oft als Ouroboros dargestellt.

Der aztekische Schlangengott Queztacoatl wurde ähnlich dargestellt, und chinesische alchemistische Drachen haben ähnliche Formen und Bedeutungen.

 

  

Persönliches Statement zum Ouroboros: Nicht erst heute wird er mit großer Vorliebe auch von Geheimgesellschaften (Rosenkreuzern, Freimaurern etc.) genutzt, was sicherlich eines eigenen Beitrags bedürfte. Interessant ist in jedem Fall, dass diese sich selbst in den Schwanz beißende Schlange wohl bereits vor Tausenden von Jahren zum Corporate Design und spirituellen "roten Faden" der angeblich so unabhängig voneinander existierenden Kulturen gehörte. 

Ich persönlich sehe hinter der Symbolik eine nicht offensichtliche Machtstruktur, die unsere dreidimensionale Welt vor äußeren Einflüssen abschottet und eine Grenze nach außen bildet. Ob es sich hier um eine Schutz- oder Kerkerfunktion handelt, gilt es herauszufinden. Vielleicht haben die Felsgraveure in Utah es ja auch so empfunden – wenngleich nicht mit dem von mir zitierten offensichtlichen Schlangensymbol als Barriere (wenn es sich nicht ohnehin um einen simplen Regenbogen handelte …).

 

Die Kuppel der Hebräer und die seltsame Markenanalogie

Die althebräische Kosmologie, wie sie im Alten Testament zu finden ist, betrachtet die Welt, in der wir leben, als eine relativ flache Scheibe, die von einer Kuppel bedeckt ist. Im Prinzip so etwas wie ein gigantischer Kuchen, der mit einer Haube bedeckt ist.

Unterhalb des Erd"kuchens" findet man die Sheol (d.h. den Ort der Toten, aber nicht unbedingt die Hölle; tatsächlich ist diese Sheol  das, was die Griechen Hades nannten) und die sogenannten "tiefen Gewässer", die "Gewässer darunter" oder, noch dramatischer, "die große Tiefe". Oberhalb der Kuppel findet man noch mehr Wasser. Sie haben es richtig erraten: Das sind die "oberen Gewässer" und darüber der "hohe Himmel" oder der "Himmel der Himmel", wo Gott selbst wohnt, wie man in der Grafik sehen kann.

 

Die althebräische Kosmologie, wie sie im Alten Testament zu finden ist, betrachtet die Welt, in der wir leben, als relativ flache Scheibe, die von einer durchsichtigen "Glas- oder Acryl"-Kuppel bedeckt ist. 
Diese Vorstellung ist nicht nur in der hebräischen Kosmologie zu finden. Eigentlich wäre es kein Fehler zu sagen, dass eine solche Idee bis zu einem gewissen Grad ein gemeinsames Erbe der alten Völker, insbesondere der Mittelmeervölker, ist.

 

So nahmen sowohl Griechen als auch Römer an, dass der Himmel eine gläserne Kuppel sei, an der die "Fixsterne" (d.h. Himmelskörper, die sich im Vergleich zu anderen Sternen am Nachthimmel nicht zu bewegen schienen) befestigt waren. Allerdings gab es einige Unstimmigkeiten über das Material, aus dem diese Kuppel angeblich gemacht wurde. Einige würden sagen, dass es nicht aus Glas, sondern aus Eisen oder Bronze war, aber natürlich kann man sagen, dass das in der Tat schwer zu beweisen war. Dass die Hebräer ähnliche Vorstellungen hatten wie ihre mediterranen Nachbarn, ist an mehreren Bibelstellen deutlich zu erkennen.

 

Das "Firmament" hingegen galt als eine Art Lücke (oder Barriere) zwischen den "oberen Gewässern", die über den Himmeln liegen, und den "unteren Gewässern" der Tiefe. Letzteres würde Meere und Ozeane einschließen.

Nun galt die Kuppel, die die Erde bedeckte, als auf Säulen sitzend, die als "Fundamente der Erde" galten, und die Kuppel selbst hatte eine Reihe von Fenstern, Luken oder Türen, aus denen der Regen herabstürzen könnte.


Wie bei den meisten Konzepten und Begriffen, die sich auf die biblische Eschatologie und Kosmologie beziehen, gibt es Debatten über die Interpretation bestimmter Passagen.
Last but not least, tief in der Erde gibt es noch Sheol, was seine Entsprechung in der heutigen Marke Shell (Oil) findet. Etymologisch gesehen, wurde gemeinhin angenommen, dass das Wort "Sheol" von einer hebräischen Wurzel stammt, was soviel bedeutet wie "versenkt werden", "hohl sein" oder gar "begraben werden", weshalb es nur natürlich war anzunehmen, dass "Sheol" entweder eine Höhle oder ein Ort unter der Erde war. In der Septuaginta (der ersten griechischen Übersetzung des Alten Testaments) wurde "Sheol" mit dem klassischen griechischen Wort "Hades" übersetzt, während es in der Vulgata (der lateinischen Version) mit "Inferos" übersetzt wurde.

 

"Im (frühen) jüdischen Glauben ist der Scheol das Totenreich, in welches alle Menschen, sowohl Gerechte als auch Ungerechte, nach dem Tod hinabsteigen müssen, um dort ein Leben in Finsternis und Trostlosigkeit zu führen.

Der Scheol liegt in den Tiefen der Erde und stellt zusammen mit Abaddon und Gehinnom eine der Abteilungen der Unterwelt dar." (Zitat Wikipedia).

 

Der Markenname Shell schmückt sich eher mit der besagten Muschel als mit der Begrifflichkeit Sheol, den man ohne weiteres mit Shell Oil assoziieren kann. Zufall oder nicht, vor diesem Hintergrund dieser Kenntnis ist die Markenbezeichnung zumindest auffällig. Hierüber kann man sich trefflich unterhalten – jedenfalls sieht man an der Kuppel der Hebräer, dass die Denke der Petroglyphen-Graveure in Utah eventuell in ihrer Kosmologie ähnliches annahmen wie die Hebräer.

 

Und heute? Wo machen wir einen Deckel drauf?

 

Das Thema der Kuppel ist auch in unserer Zeit noch top aktuell. Mal jubelt uns die wichtigste aller Suchmaschinen eine unter, dann gibt es auch einen Film von Stephen King mit dem Titel "Under the dome". Selbst wenn an der Mythologie von damals nichts dran ist, wird sie dennoch lebhaft von den Systemkomponisten zelebriert. Darauf mag sich jeder selbst einen Reim machen.

 

Jedenfalls zeigt dieses cineastische Thema offensichtlich, dass man gewisse Kuppeln nicht durchbrechen kann. Es gibt nicht wenige Anhänger der Theorie, dass wir vor diesem Hintergrund den Weltraum auch nicht wirklich durchdringen können. OK, darüber nachzudenken wird ja noch erlaubt sein …