© Spurensucher - 17. Dezember 2017

Der Pfälzer Nonnenfelsen: Entstehung ungewiss

 

 

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Der pfälzische Nonnenfelsen befindet sich auf einem Berggipfel und ist ein Naturdenkmal – genau zwischen dem Isenachtal und dem Klaustal –nahe Bad Dürkheim. Wenn man von oben an die Bergkante herantritt, hat man den Eindruck, als käme gerade ein Kampfpanzer den Berg hoch. So zumindest mein erster Eindruck. Jedenfalls ist es auch für den größten Laien ausgeschlossen, dass hier ein Spiel der Natur dafür gesorgt hat, dass tonnenschwere Felsen abgekantet und abgerundet vor den Augen der Wanderer zutage treten.

 

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Gradlinig geschnitten wirkende und aufeinandergeschichtete Monolithen

 

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Rechtwinklige Kanten und unterschiedliche Materialoberflächen

 

Wenigstens in diesem Punkt schließt sich die Wissenschaft meiner Überlegung an – allerdings mit vorgefasster Meinung. Dass solche Felsen nicht durch Zufall so aussehen, erklärt man sich seitens der Wissenschaft mit der Vermutung, es handele sich hierbei wohl um eine verlassene Burg. Allerdings ist nichts über Erbauer, Bewohner, noch den Zeitraum der Entstehung bekannt (was die Wissenschaft auch im gleichen Atemzug einräumen muss). Da hier Zahlen von 1.000 bis 1.200 n. Chr. gehandelt werden, darf man sich getrost die Frage stellen, wie diese Burg zum damaligen Zeitpunkt wohl ausgesehen haben mag?

Angesichts der tonnenschweren Gesteinsblöcke und ihren erstaunlichen Ausmaßen muss es ja auch für einen solchen Fall eine höchst interessante Architektur gegeben haben – eine Architektur aus dem Mittelalter, die mir so nicht bekannt wäre.

 

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Welche dieser Spuren entstammen dem Mittelalter, welche sind weitaus älter und welche Rolle spielt die Erosion?

 

 

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Auch hier könnte man vermuten, dass es sich um aufeinandergestapelte Monolithen handelt; es handelt sich hier jedenfalls nicht um einen Rissbruch aus einem zusammenhängenden Felsen.

 

Soll dies etwa der Altarplatz gewesen sein? Er wäre offen der Felskante zugewandt gewesen und welche Rolle spielt ein Altar in einer mittelalterlichen Burg?

 

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Gemeißelte Mulde als Ablage? Ein neolithisches "Hochregal"? Oder war man bereits im Mittelalter an solchen Ablagen interessiert?

 

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Diese Stütze sieht mir nicht wie eine notwendige statische Einrichtung aus, könnte also viel später nach der Errichtung der Megalithenanlage "unterlegt" worden sein. Hier darf jeder einmal spekulieren …


So soll diese Felsenburg mit Ausarbeitungen von Nischen, Stufen, Mulden, Rahmen auch mit einem Steinaltar versehen sein, der aus meiner Sicht in mittelalterlichen Burgen nichts zu suchen hat … (oder kennt jemand eine solche Burg?) Einem Besucher erschließt sich hier nicht der Zusammenhang zu einer mittelalterlichen Architektur. Der Phantasie wird auch nicht auf die Sprünge geholfen. Dass sich diese Felsen eher einer neolithischen oder einer älteren Kultur zuordnen lassen, würde hier schon eher meiner Vorstellung entsprechen. Nur zu dumm, dass sich die Wissenschaft dann hätte fragen müssen, wie diese Blöcke wohl bearbeitet und dorthin bewegt worden sind. Vorsorglich befindet sich das interessante Fundstück oberhalb eines großen Parkplatzes, der umgeben von zahlreichen Bäumen und selbstverständlich ohne Hinweisschild kaum jemanden ins Auge fällt.

 

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Beide Megalithenpartien könnten über weitaus spätere Holzkonstruktionen als Befestigung miteinander verbunden worden sein, darum eventuell diese Einkerbungen.

 

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Saubere Trennlinien einzelner Felsabschnitte, die aus meiner Sicht nicht natürlichen Ursprungs zu sein scheinen. Ein Geologe mag diesen Abschnitt ggf. anders interpretieren.

  

Man darf sich also dahin verirren, wenn man den entsprechenden Weg findet, wird dann aber an Ort und Stelle mit einer Tafel des lokalen Heimatvereins abgespeist, die Wanderern mutmaßliche Erklärungen und Märchen anbietet. Dort steht nämlich: "Hier auf dem Geländesporn zwischen Isenachtal und Klaustal liegen die Reste einer mittelalterlichen Wehranlage. Als Vorburg gehört sie zu der gegenüberliegenden Hardenburg und diente zur Kontrolle der Straße durch das Isenachtal.

Zur Errichtung nutzten die Erbauer eine große Felsformation, die durch eine Senke vom Bergrücken getrennt war. Diese wurde zu einem Graben erweitert, der die Anlage nach Nordwesten abschottete. Zahlreich Spuren zeigen, wie man den Felsen für die Architektur einsetzte: Aushöhlungen wurden zu Räumen erweitert, Felssäulen dienten als Stützen, Türen, Durchgänge wurden in den Stein getrieben und Balkenlager eingearbeitet. Auf den Felsen befanden sich Aufbauten, die über eine Treppe zugänglich waren. Wo nötig, wurden Mauern errichtet. Weitere Bauten befanden sich talwärts auf einem Plateau und nordwestlich des Grabens. Die Befestigung wurde vermutlich während des pfälzischen Erbfolgekrieges von französischen Truppen gesprengt. Dabei brach der westliche Fels zum Tal hin ein und begrub Teile der Untermauerung unter sich. Später diente die Anlage als Steinbruch. Anfang des. 19. Jahrhunderts erhielt die Ruine nach einer romantischen Sage den Namen Nonnenfels." (Soweit ein theoretischer Ansatz, für den es keinerlei Belege gibt.)

 

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Jetzt zum Märchenteil:"Die Sage von Adelinde – Adelinde, Tochter des Grafen von Leiningen, lebte einst auf der Hardenburg und verliebte sich in den Knappen Ruprecht. Der Vater duldete diese Liebe nicht. Ruprecht musste fliegen und begab sich auf einen Kreuzzug ins Heilige Land, wo er ums Leben kam. Auch seine Tochter Adelinde verstieß der Graf. Sie ging in ein Kloster.

Einige Zeit später kehrte sie heimlich in ihre Heimat zurück und errichtete auf diesem Felsen ihr neues Heim. Hier widmete sie sich der Heil- und Kräuterkunde und erlangte mit ihren Heilkünsten große Berühmtheit. Ihr Vater aber verschmähte sie weiterhin. Eines Tages verletzte sich der Graf bei der Jagd schwer. Die Dienerschaft holte die Nonne zu Hilfe. Ihr Vater erkannte sie zunächst nicht. Nachdem der Graf genesen war, sah er, dass es seine Tochter gewesen war, die ihm das Leben gerettet hatte. Er bat sie zurück auf die Hardenburg zu kommen, aber sie lehnte ab. Stattdessen kehrte sie zurück in ihre Behausung auf dem Nonnenfelsen, um dort weiterhin als Einsiedlerin Kranken und Armen zu helfen."

 

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Die Einkerbungen sind eine Sache (wenngleich mich ihr Sinn nicht erschließt), die Gesamtform des Blocks (s. auch weitere Abbildung unten) ist jedoch in seiner Entstehung weitaus rätselhafter, da ich eine solche Geometrie eher nicht mittelalterlichen Tätigkeiten zuordne.

 

 

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Der Felsen sieht aus, wie in Keilform nachträglich zur Unterstützung eingefügt. Er flankiert auch einen Seitenabschnitt.

 

 

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Selbstverständlich ist es nicht ausgeschlossen, dass hier im Mittelalter – vielleicht bereits schon vorher – megalithische Grundstrukturen als Festungsanlagen zweckentfremdet wurden. Es ist nur bedauerlich, dass hier diesbezüglich keinerlei Untersuchungen angestellt wurden (vielleicht auch nicht angestellt werden können), ob die Geomorphologie so etwas hervorgebracht haben kann, was bereits viele tausend Jahre v. Chr. bearbeitet wurde oder ob diese Strukturen insgesamt künstlich geschaffen bzw. an Ort und Stelle gebracht wurden.

 

Hier der entsprechende Film auf diesem Ausflug:

 

 

Unmittelbar gegenüber der Ruine Hardenburg befindet sich in Sichtweite der Nonnenfelsen: