© spurensucher - 19.09.2018

Gutes Stehvermögen: Teufelstisch im Pfälzerwald


Teufelstisch_Quer_webÜber Spuren und Hinterlassenschaften der natürlichen Erosionskraft im weichen Bundsandstein stolpert man im Wandergebiet des Pfälzerwaldes an allen Ecken und Enden. Die üppig grüne Landschaft wird immer wieder von Felsformationen unterbrochen, die mit ihren skurrilen Formen an imposante Westernkulissen erinnern. Besonders ausgefallen jedoch ist der 14 Meter hohe Teufelstisch im Hinterweidenthal, der aus meiner Sicht eine herausragende Figur macht.

 

Größen_Teufelstisch_web

Wenn man sich ihm vom etwa 5-10 Minuten entfernten Parkplatz aus nähert, erhält man einen Eindruck davon, was wahre Größe wirklich ausmacht. Auf einem durchaus wacklig anmutenden Bundsandstein-Gestell liegt eine überdimensionale breite und hohe Felsplatte mit einem Flächenmaß von 50 qm und einer Stärke von 3,5 Meter an der dicksten Stelle. Sie wird auf 300 Tonnen geschätzt.

 

Teufelstisch_Hoch_web

 

Die Geologen lassen sich hier auf keine neuen Betrachtungsweisen ein, da aus ihrer Sicht alles klar ist: Die anhaltende Erosion über Millionen von Jahren hinweg hat den vergleichsweise härteren Felskern (die Tischplatte) freigelegt und bis auf die weichere Gesteinsunterstützung (den drei Tischbeinen) alles beseitigt. Tatsächlich klingt das Ganze für mich auf den ersten Blick plausibel – bietet die voluminöse Tischplatte ja auch gleich die nötige Überdachung, um das Untergestell vor weiterer Erosion – zumindest eingeschränkt – zu schützen. Die unterschiedliche Felskonsistenz von Platte und Gestell liegt ja auch bei näherem Hinsehen auf der Hand.

 

Sowas kommt eben einfach mal vor?

Man muss voranschicken, dass die exponierte Lage der "Konstruktion" auf einem Felsrücken alleine schon für Stirnrunzeln sorgt. Ist diese natürliche Aussichtsplattform, die nur fortgeschrittene Felskletterer erreichen können, einst ein noch weitaus höherer Bergabschnitt gewesen, dessen Reste wir hier sehen? Sind die weiteren Felsplatten, die sich hier seitlich am Fuße des Gestells in einer Linie befinden, ihrer eigenen Unterstützung beraubt worden? Man ist nach dem ersten ehrfürchtigen Durchatmen geneigt, sich dennoch unerlaubte Fragen zu stellen. Aber der Reihe nach …

 

Teufelstisch_Auflage_web

 

Das bis zu 11 Meter hohe Gestell weist zwar starke Spuren von Auswaschungen auf, die Unterstützung scheint jedoch exakt den richtigen Punkt zu treffen, um die Tischplatte in der Balance zu halten.

 

Steuerrude_Teufelstisch_Nahaufnahme_web

An der langen Seite der Anhöhe bildet ein Ruder oder Kiel den markantesten Stützpfeiler. Man glaubt – ohne den Rest zu betrachten – man stünde vor dem Ruder eines großen Ozeandampfers. 

 

Exakt im 90° Winkel steht diese Hauptstütze zu den beiden anderen Seitenstützen des Tischs. Die Erosion hat mathematische und statische Präzisionsarbeit verrichtet.

 

90-Grad-Anordnung_Teufelstisch_web

 

Seitenstütze_Stützstein_Teufelstisch_webDie vom "Ruder" aus rechts liegende Stütze sieht für mich am fragilsten aus. Der wie von Geisterhand integrierte Zusatzfelsen im oberen Bereich dürfte für die nötige Stabilität sorgen. 

 

Die linke Säule sieht auch nicht so aus, als sei sie dauerhaft eine große Hilfe. Das Ganze funktioniert jedoch, soweit Menschen zurückdenken können. Über in der Zwischenzeit weitere erodierte Bereiche ist mir nichts bekannt.

 

Seitenstütze-Teufelstisch_web

 

Man kann getrost davon ausgehen, dass die Platte kippt, sobald eine der fragilen Seitenstützen ausfällt.

 

Kleine_Stütze_Teufelstisch_web

 

Was haben wir sonst noch? Entlang des Höhenrückens finden wir weitere Steine, die wie ehemalige Deckenplatten von Dolmen wirken. So etwas habe ich schon häufiger gesehen, wenn ich auf demontierte oder "randalierte" Überbleibsel von Dolmen stoße. Wäre es denkbar, dass wir es vor Urzeiten hier mit einer zusammenhängenden Anlage zu tun gehabt haben? Wie gesagt, die Verlängerung dieser wie auf der Wäscheleine gezogenen großen Platten bildet der Teufelstisch.

 

Zusammengebrochene_Tische_Teufelstisch_web

 

Platten in der Erde, die stellenweise das Plateau des Szenarios bilden, wirken teilweise durch die geraden Kanten präzise beschnitten.

 

Plateaurand_Teufelstisch_web 

Plateauübergang_Teufelstisch_web

 

An den Seiten stoßen wir auf höhere Felsen, die bis in die heutige Zeit mit Petroglyphen geschmückt sind. Die vermeintlich früher bearbeiteten Flächen habe ich mir rausgepickt und genauer angesehen. Sollte es sich um eine künstliche Entstehung handeln, reichen zahlreiche Gravuren sicherlich weit zurück.

 

Nachbarfelsten_Teufelstisch_web

 

Nahansicht des Felsens mit älteren verwaschenen Petroglyphenstellen.

 

Nachbarfelsen_Petroglyphenbereich_web

 

Seitliche Felspartien mit "Echsen"antlitz. Zumindest lässt einen die Phantasie nicht im Stich …

 

Tiermaul2_Seitenfelsen_Teufelstisch_web

 

Tiermaul_Seitenfelsen_Teufelstisch_web

 

Felsansammlung_v_Steuerruder_Teufelstisch_web

 

Amorphe Formen sind sicherlich nicht unüblich bei Bundsandstein. Dennoch gewinnt man den Eindruck, dass man es hier mit erstaunlich unterschiedlichen Sandsteinsorten zu tun hat. Formen, Konsistenzen und Beschaffenheiten der Oberflächen sind vielfältig.

 

Einzelfelsen_Teufelstisch_Gesamtansicht_web

 

Ausschnitt-Vergrößerung einer amorphen Struktur, die verschmolzen aussieht.

 

Einzelfelsen_Teufelstisch_Nah_web

 

Bundsandstein_Demo_web

 

Sucht man sehr alte Petroglyphen, wird man auch am Teufelstisch fündig. Ob daraus eine Ableitung zur Entstehung der Anlage ziehen kann, ist fraglich … ? Vorläufig dürfte das niemand genau wissen.

 

Petroglyphen_Teufelstisch_web

 

 

Feine_Petroglyphen_Teufelstisch_nah_web

 

Wie bereits oben schon erwähnt, befinden sich im unmittelbaren Dunstkreis des Teufelstischs zahlreiche massive und fast schon ebene "Bodenplatten". Geologen werden dies wie alles andere dem Zufall zuschreiben, doch ist dieser Umstand recht auffällig.

 

Plateaubereich2_Teufelstisch_web

 

Die Säulenabgänge des Tischs wirken zum Teil stark ausgequollen. Ein Phänomen, das bei den anderen Felsen nicht in dieser Form auftritt. Ein Indiz dafür, dass wir es hier mit doch recht unterschiedlichen Bundsandstein-Varianten zu tun haben. Und tatsächlich räumt man seitens der Wissenschaft ein, dass der Verwitterungsprozess immerhin sehr unterschiedlich ausfällt.

 

Sockel_Teufelstisch_web

 

Alles schon aufgetischt? Nur meine Meinung dazu …

 

Die imposante Anlage hat nicht umsonst die Briefmarken der französischen Besatzungszone 1947 geziert. Vor ein paar Jahren hat man das Briefmarkenmotiv dann übrigens nochmals aufgefwärmt – so imposant und über Ländergrenzen hinweg bekannt ist das Ganze. Das Pilzstein-Monument hat es sogar in die Top-30-Liste der schönsten Naturwunder geschafft. Offenbar wollen Organisationen wie die Heinz-Sielmann-Stiftung durch die Ehrung solcher "Geotope" weiteres Gedankengut an künstliche Entstehungstheorien im Keim ersticken. Was angeblich 245 Millionen Jahre zurückliegt, darf zwar ehrwürdig bewundert werden, muss aber offenbar auch mit Gewalt natürlichen Urspungs sein.

 

Was mich ein wenig wundert: Niemand stellt sich meines Wissens nach die Frage nach der Statik dieses Monumentes. Drei vergleichsweise dürre Steinsäulen sorgen für diesen unglaublichen Balanceakt und gleichzeitig für eine spärliche Auflagefläche, die den Tisch nicht ins Wanken bringt. Das Ganze funktioniert also seit Millionen von Jahren. Der Verwitterungsprozess verläuft sogar derart harmonisch und gleichmäßig in µ-Abständen, dass niemand in Gefahr kommt, wenn er das Hochplateau betritt?

 

Mir war recht mulmig unter der Tischplatte und ich mutmaße, dass Verantwortliche dort mehr über die Konstruktion dieses Monumentes wissen, als sie es die Heerscharen an Besuchern wissen lassen. Warum sonst zäunt man eine lediglich erodierte Wackelkonstruktion dieses Ausmaßes nicht ab? Nicht falsch verstehen – ich bin alles andere als ein Sicherheitsfanatiker und glaube auch nicht an einen Zusammenbruch. Ich gehe nämlich intuitiv von einer künstlichen Konstruktion aus – Vielleicht vermuten das auch andere, die mehr darüber wissen, da man eventuell ja sonst Sicherheitsmaßnahmen ergreifen würde. Die Deutschen sind doch sonst auch so sicherheitsfanatisch … Äußerst merkwürdig.

 

Ein Detail ist mir noch aufgefallen: Am Heck des Teufelstischs befindet sich buchstäblich ein Gegengewicht, dass mich an Stützen oder Kranplatten eines Krans erinnert. Wie es der "Zufall" will, hat die Natur auch am unteren Ende für die richtige Balance gesorgt.

 

Gegengewicht_Rückseite_Kran_Teufelstisch_web