28. Januar 2019 – © Spurensucher

Aachen: Symbole, so zahlreich wie Domspatzen

Der Blick für die versteckten und auffälligen Symbole rund um Kirchenmauern ist mit den Jahren etwas geschärft worden. Das Verständnis dafür ist aber zeitlich gesehen eher nachgerückt. Immer wieder tauchen Symbole auf, die man aus meiner Sicht nicht einfach ignorieren darf. Näher hinschauen lohnt sich …


Der Besuch des Aachener Doms war längst überfällig. Genau genommen verhält es sich mit ihm wie mit allen anderen Kathedralen und Kichenhäusern: Man muss sie mehrfach besuchen und kann sich sicher sein, dass die Welt der Symbole selbst dem aufmerksam Interessierten noch beim zweiten oder dritten Mal neue Überraschungen bereit hält.

 

Als böte das Bauwerk des Aachener Doms und das Drumherum der vielschichtigen Altstadt nicht schon genug an optischen Eindrücken.

 

Aachen_Dom3_SPURENSUCHER

Selbst einem architektonischen Laien sollte auffallen, dass es sich hier um grundverschiedene Baustile handelt, die uns hier das Gesamtwerk präsentieren. Offen gestanden erschließen sich mir die Gründe der zahlreichen An- und Umbauten im Laufe der vielen Jahrhunderte nicht so recht. Auch nicht, wenn die Wissenschaft wie selbstverständlich von unterschiedlichen Stilepochen spricht. Der Kampf um die voherrschende Architektur und die Turbulenzen der Geschichte sind – wenn auch für meine Begriffe nicht ausreichend erklärt – dennoch unübersehbar.

  

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Monumental. Praktisch wie von Riesenhand erbaut: Ein Seitenportal des Doms. 

 

Aachen_Rathaus_Seite_Spurensucher

 

Rathausseitenansicht: Ich war sehr erstaunt darüber, dass sich die Fassade des Rathauses optisch nur geringfügig von der Architektur des Doms unterscheidet. Man könnte sich genauso gut die Frage stellen, ob diese Gebäude nicht ursprünglich für etwas anderes vorgesehen waren als für klassische Kirchen- und Rathauszwecke.

 

Aachen_Rathaus-Fernsicht_Spurensucher

 

Einmal rund um den Dom gewandert entdeckt man an der benachbarten Kirche St. Michael ein im Dreieck verstecktes "allsehendes Auge" am seitlichen Fassadengiebel. Immer wieder stellt sich die Frage, ob die Freimaurer, die sich zum "allsehenden Auge" bekennen, einfach dem Bauwerk ihren "Stempel" aufgedrückt haben oder ob es sich dabei um das bewusste Auftragswerk der Kirche handelt. Von letzerem ist auszugehen. Zurück geht der Kult mit dem Auge zeitlich gesehen mindestens auf das altägyptische Sinnbild des Himmels- und Lichtgottes Horus. Seit jeher wurde es auch zum Zwecke der Magie eingesetzt. Bedenkt man, dass sich der Katholizismus offiziell von Götzenanbetungen und Magie distanziert, verwundert es doch sehr, dass sich diese Institution einer solchen Symbolik bedient. Eingefasst in das übliche Dreieck der "Dreifaltigkeit" hat man das Symbol des Mondgottes Thot in das allsehende Auge Gottes uminterpretiert. Obwohl sich das Christentum von Geheimorganisationen distanziert, erscheint es umso erstaunlicher, dass sich sowohl Freimaurer, Illuminaten als auch Christen "zufällig" im 17. Jahrhundert auf dieses "Logo" verständigt haben. Mag jeder an dieser Stelle seine weiteren Erfahrungen und Erkundigungen über dieses Phänomen machen. Nur so viel: Am Aachener Dom gibt es ein noch auffälligeres Symbol in gleicher Form, das ich bei Gelegenheit nochmals fotografieren und nachreichen werde. Wer etwas auf sich hält, zelebriert heute ungeschminkt die Symbolik des "Auge des Horus" in weitaus offenerer Weise. Der Milliardär Vladislav Doronin hat ein Kuppelanwesen in Auftrag gegeben, das er ebenfalls das "Auge des Horus" nennt und dass er derzeit mit 25 Zimmern auf einer türkischen Insel bauen lässt (>> Link). Für den Horuskult, der nirgendwo in der Bibel zu finden ist, verpflichten sich weltweit zahlreiche Prominente und Celebrities. Ein Kapitel für sich …

 

 

St.-Michael-(Aachen)_Spurensucher

 

Die restliche Fassade wird noch von vielen weiteren Symbolen geschmückt (z. B. die seitliche Spirale, die älter ist als die Kelten, oder der Verschluss des dritten Auges oben am Kopf), die zahlreiche Rückschlüsse auf okkultes Wissen liefern und auf uralte eher unchristliche Traditionen schließen lassen. In der Regel staunt man über die Handwerkskunst und empfindet alles andere als künstlerischere Ungezwungenheit. Ein Trugschluss, wenn man genauer hinsieht und selbständig recherchiert.

 

St.-Michael-(Aachen)_Spurensucher

 

Ähnlich verhält es sich mit dem Doppeladler, dem man immer mal wieder begegnet und der auch seine Wurzeln im oströmischen byzantinischen Reich hat. Ein Relief an der Domwand ist darum wenig verwunderlich, reflektiert es gleichzeitig die geistige und weltliche Macht. Dieses Machtsymbol taucht immer mal wieder in der Heraldik auf. Genauso wie bei dem Symbol oben, ist die Nähe der Kirche zur Freimaurerei allgegenwärtig. Der Doppeladler wird in der Freimaurerei nämlich ganz offen als Symbol zur Schau gestellt. Ob Ketten, Siegel oder Ringe … daraus wird jedenfalls kein Hehl gemacht. Es ist das kaiserliche Emblem Russlands, Österreichs, Serbiens und anderer Teile des zerrütteten Heiligen Römischen Reiches – auch Preußen übernahm das Emblem, lange, nachdem es als königliches Wappen der "Kaiser von Ost und West" über Byzanz geflogen war. Es demonstriert die Macht und Allgegenwärtigkeit der Freimaurerei – an allen Schalthebeln der Macht. Selbst die NASA hat Münzen mit dem Doppeladler herausgebracht, sämtliche Raumfahrer sind übrigens Hochgradfreimaurer (gewesen). Die Grenzen zur kath. Kirche sind fließend ...

 

Doppeladler_Spurensucher

 

Der Markuslöwe und der Lukasstier

Das Oktogon des Aachener Doms ist sehr beeindruckend. Decken und Wände werden von biblischen Handlungen und Symbolen verziert, die einem schon den Atem stocken lassen. das Mosaik ringsum ist erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entstanden.

 

 

Oktogon_Dom_Aachen1

Der "Kronleuchter", auch Barbarossa- oder Radleuchter genannt, soll mit 8 großen und 8 kleinen Türmen das "himmlische" Jerusalem stilisieren. Der wuchtige Körper mit immerhin 4,20 m Durchmesser wurde seinerzeit von Kaiser Friedrich dem I. in Auftrag gegeben.

 

 

Kronenleuchter_aachen_dom_spurensucher

 

Imposant, aber soweit nichts Ungewöhnliches. Dass mir der der Baustil komplett "gepatchworked" vorkommt und ich auch im Inneren des Doms recht unterschiedliche Stilrichtungen und einflüsse spüre, kann auch der Pomp nicht überstrahlen. Das ganze wirkt auf mich, als fehlte hier der rote Faden in der Innenausstattung. So wirklich passt das nicht alles zusammen … einiges davon wirkt inszeniert und überdeckt sicherlich auch interessante ältere "Schichten". Der neobyzantinische Stil wirkt zwar gediegen, aber gleichzeitig auch ein wenit deplatziert (meine Meinung). 

 

Aufgefallen sind mir die Tiersymbole, die in der Kuppel den Evangelisten zuzuordnen und für eingefleischte Katholiken nichts Neues sind.

 

Markuslöwe_aachen

 

Lukasstier_Aachen_Spurensucher

 

Dabei handelt es sich um den Evangelisten Markus, der als geflügelter Löwe dargestellt wird, wie auch den Evangelisten Lukas (als Stier) sowie den Adler, stellvertretend für Johannes – Matthäus repräsentiert den "geflügelten" Menschen. Mir war das so nicht bekannt. Zudem blicke ich voller Skepsis auf die christliche Annektierung dieser Symboliken, nehmen wir z. B. den geflügelten Löwen: Dieser galt im alten Babylon als Kriegs- und Unterweltgott, um dann auch viel später bei den kriegerischen Venezianern postwendend als Logo (im Wappen) verwendet zu werden. Jedes dieser Symbole steht in der babylonischen Mythologie bereits für einen einzelnen Gott. Im Christentum hat man sich da offenbar keine große Mühe gemacht und diese Wurzeln der Symbolik, die womöglich bis zu den Sumerern zurückreichen, gleich mit in die "neue" Religion eingepflanzt. Der Aachener Dom als Leinwand für diese Symbolik ist nur eine von zahlreichen anderen, wo diese in Erscheinung treten. Mit Markus als Löwen haben die Venetianer jedenfalls bei allen besiegten Städten ihr Zeichen gesetzt. Die katholische Kirche sieht hier offenkundig keine Zusammenhänge und setzt alte Traditionen ungerührt fort.

 

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Teuflische Symbolik am Domgebäude

Am Aachener Domgebäude macht man keinen Hehl daraus, dass das Böse allgegenwärtig ist. Was hat ein solches Symbol an einer Domwand zu suchen? Eine offizielle Verlautbarung zu diesem Thema konnte ich bisher nicht finden. Allerdings muss man sich die Frage stellen, ob diese Figur der Abschreckung oder nicht vielleicht der Huldigung dient.

 

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Die beiden Löwenköpfe die am Hauptportal des Doms befestigt sind, gehen auf eine Sage zurück, die ebenfalls mit dem Teufel zu tun haben. Mit von der Partie ist der sogenannte Teufelsdaumen, der nach dem Dombau auf der Strecke geblieben ist. Zunächst wurde der Teufel dazu auserkoren, die finanzielle Not leidenden Aachener beim Dombau finanziell zu unterstützen. Das hatte jedoch seinen Preis: Er forderte die Seele des ersten Besuches des Doms zum Zeitpunkt der Weihe. Die Aachener opferten jedoch keinen Menschen, sondern jagten einen Wolf als ersten Besucher in den Dom. Als der Teufel bemerkte, dass er reingelegt wurde, knallte er vor Wut die Tür so schwungvoll zu, dass der Daumen von ihm auf der Strecke blieb. Seitdem ertasten Millionen von Besuchern den so genannten Teufelsdaumen in einem der Löwenköpfe. Dabei handelt es sich genau genommen um einen Bronzestift, der sich hinter dem Löwenmaul befindet und dessen Funktion man bis heute noch nicht kennt. 

 

Teufelsdaumen_aachen_dom_spurensucher 

Etwas gruselig mutet auch das Adlerpult in der Chorhalle an, das den oben zitierten Johannes repräsentiert. Der Adler wurde allerdings 1874 um die rückseitige Fledermaus "nachgerüstet", die man hier auch bewusst als Symbol des Bösen und der Nacht zur Schau stellt. Im Grunde tut man dem armen Tier zwar damit unrecht, jedoch lässt die groteske Ausführung mit gestreckter Zunge keinen Zweifel an der Symbolik offen. Ich würde es persönlich als bewusste Verunglimpfung der damit verbundenen "heiligen" Person verstehen, die nachträglich einen ketzerischen Anstrich bekommen hat. Das scheint aber dort niemand so zu sehen oder zu interessieren …

 

Adlerpult_mit_Fledermaus

Unknown authorUnknown author, Adlerpult mit Fledermaus, CC BY-SA 4.0