© Spurensucher - 13.10.2020

Hellsichtiger Astronom - verräterischer Brunnen

Versailles_Fontäne_Spurensucher

Bild: Pierre Aveline artist QS:P170,Q7192060, Aveline Pierre fontaine de l'étoile NUM 90 46 20, CC BY-SA 4.0

 

Enceladus ist ein Mond des Planeten Saturn, er trägt den Namen des Riesen Enceladus aus der griechischen Mythologie. Wie man erst heute weiss, ist sein Südpol mit massiven Geysiren aus Eis und Wasserdampf ausgestattet, die Hunderte von Kilometern aus seinem Inneren in die Höhe schießen. Wissenschaftler gehen bei ihm als den wahrscheinlichsten Orte im Sonnensystem aus, der Potential für mikroskopisches Leben bieten könnte. Der Mond wurde am 28. August 1789 vom deutsch-britischen Astronomen Wilhelm Herschel entdeckt, vor allem gab er ihm den NAMEN ENCELADUS.

 

In einem Bild der NASA versprüht eine "Wolke" Wassereis und Wasserdampf aus der Südpolregion des Saturnmondes Enceladus. Cassinis erster Hinweis auf diesen Strahl kam während des ersten nahen Vorbeiflugs des Raumschiffs an dem Eismond am 17. Februar 2005. Ob dieses Bild wirklich authentisch ist, mag sich jeder selbst beantworten. 


Zeitsprung ins Jetzt: Die Raumsonde Cassini kam dem Mond seit März 2005 buchstäblich nah genug, um zu sehen, was man vorher nicht sehen konnte. Sie entdeckte dort ein Magnetfeld und eine dünne Wasserdampf-Atmosphäre. Da die Schwerkraft von Enceladus zu schwach ist, wies dieser Umstand auf eine dauerhafte Quelle auf dem Mond selbst hin. „Die Gase stammen entweder von der Oberfläche oder aus dem Inneren des Mondes. Man vermutete, sie könnten durch Vulkane, Geysire oder andere Aktivitäten ausgestoßen werden. Enceladus ist damit, neben Titan, der zweite Mond des Saturn, der eine Atmosphäre besitzt. Die Enceladusatmosphäre scheint jedoch auf die geologisch aktive Südpolarregion beschränkt zu sein, wie weitere Daten der Cassini-Mission ergaben.“ (Quelle). Man kennt die Energie- und Wärmequelle am Südpol des ansonsten eisbedeckten Mondes nicht, weiss aber erst seit dem neuen Jahrtausend, „dass Aufnahmen von Cassini flüssiges Wasser in der Südpolregion von Enceladus vermuten lassen. Es könnte sich in Kammern befinden, die möglicherweise nur einige Meter unter der Oberfläche liegen, und bräche dann ähnlich einem Geysir an die Oberfläche aus. Die geysirartigen Fontänen in der Südpolarregion waren bis in eine Höhe von 500 Kilometern zu beobachten.“ (gleiche Quelle)
Zeitsprung zurück in die Vergangenheit


Offenbar konnten Herschel & Co. bereits genauso viel sehen wie die Raumsonde Cassini. Der Spiegel schwärmt im März 2015 „Erstaunlich ist deshalb, wie hellsichtig die Astronomen im 18. Jahrhundert waren, als ausgerechnet der mythische Gigant Enceladus dem damals entdeckten Saturnmond seinen Namen verleihen musste. Denn der Mond ist tatsächlich vulkanisch aktiv. Seit der Mission der "Cassini"-Sonde wissen Forscher: Enceladus spuckt zwar kein Feuer, dafür aber Wasserdampf und Eis.“
Nicht nur die Astronomen wie der gute Herschel, der „zufällig dem Mond den Namen gegeben“, war ein Hellseher. Auch andere vor ihm mussten gewusst haben, dass hier hohe Fontänen aus ihm heraus schossen.

 

1280px-Gaspard_Marsy,_Fontaine_de_l'Encelade,_Musée_national_des_châteaux_de_Versailles_et_de_Trianon,_Versailles,_France_(1675–1676)_-_20100601-02

© Gaspard Marsy artist QS:P170,Q18511858, Gaspard Marsy, Fontaine de l'Encelade, Musée national des châteaux de Versailles et de Trianon, Versailles, France (1675–1676) - 20100601-02, CC BY-SA 3.0

 

Wie sonst ist es zu erklären, dass in Versailles der Gartenarchitekt Le Nôtre von Ludwig XIV. beauftragt wurde, einen sich vor Schmerzen krümmenden Giganten mit dem Namen Enceladus als Brunnenfigur zu verewigen, aus dem eine recht hohe Fontäne herausschoss. „Wie wichtig Ludwig XIV. auch diese Brunnenanlage war, zeigt sich wieder an der Höhe ihrer Fontäne: Mit 25,75 Metern ist sie nach der des Drachenbrunnens die zweithöchste des Parks von Versailles. Die beiden Fontänen sind also gewissermaßen zwei unübersehbare Ausrufungszeichen und Warnsignale: Ein Aufbegehren gegen göttliche Autorität und entsprechend auch gegen die des Sonnenkönigs wird mit aller Härte bestraft..“ (Quelle).


Fazit: Herschel war also hellsichtiger Namensgeber eines Saturnmondes, der Fontänen bis zu 750 km ins All schießen kann. Ludwig der XIV. brachte vorher auch schon einen mythologischen Riesen mit den gleichen übernatürlichen Fähigkeiten als Brunnenfontäne ins Szene. Wer hat von wem abgeschaut oder wer wusste als erster, dass diese Mond diese Eigenschaften hatte? Haben beide Parteien auf bereits damals schon bekanntes Wissen zugegriffen? Oder ist alles nur Zufall? Vielleicht habt Ihr eine Erklärung …
Auf die Rolle und Symbolik des Saturn möchte ich an dieser Stelle erst mal nicht eingehen.