© spurensucher - 30.01.2021

Die Lavabombe von Strohn

 

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Die Lavabombe von Strohn in der Eifel ist nicht auf Anhieb jedem geläufig. Die außergewöhnlich große Kugel mit einem Durchmesser von 5 Metern und einem Gewicht von knapp 120 Tonnen kullerte offenbar 1969 im Rahmen einer Sprengung des nahegelegenen Steinbruchs aus der Abbruchwand. Der Minenbetreiber erklärte mir vergangene Woche, dass man die riesige Kugel 1980/81 mit Raupen und großen Mühen in das nahegelegene Ortszentrum zog.

 

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Dort steht sie heute relativ ungeschützt an einer Straße bzw. in unmittelbarer Nähe eines Wanderwegs und der Betreiber beklagt, dass es die Gemeinde nicht einmal für nötig hält, die Kugel vor der zunehmenden Verwitterung, Erosion etc. zu schützen. Eine Plexiglasüberdachung hätte hier sicherlich geholfen. In der Tat sieht man, dass die Schicht der Kugel partiell Risse aufweist und irgendwann einmal auseinanderfallen könnte.


Wenn man sich weltweit die sogenannten Spheres anschaut, ist eine solche Kugel keine Seltenheit in unterschiedlichen Höhen von Felslagen. Da Forscher der Vulkaneifel allerdings wenig für alternative Ideen übrig haben, konzentriert man sich ausschließlich auf die damaligen Ausbrüche des Wartgesberg-Vulkans und spekulierte zunächst darauf, dass diese wie auch weitere Kugeln dort durch die aktive Tätigkeit des Vulkans in die Luft geschleudert worden seien. Später räumte man dann aber ein, dass diese Theorie bei einem solchen Gewicht nicht so recht stimmig wirkt. Man folgte anschließend bis heute der Idee, dass sich ein Stück Kraterwand löste und in den Schlot zurückfiel. Lavafetzen seien anschließend auf ihrer Oberfläche haften geblieben hätten diese nach der Eruption herausgeschleudert. Allerdings nicht weit genug, denn dieser Vorgang hätte sich so oft wiederholt, bis eine schon fast gleichmäßige Kugel des heutigen Ausmaßes in der Kraterwand hängen blieb. Durch das Auf und Ab soll die Kugel eben immer größer und für weiter Schleudervorgänge zu schwer geworden sein. Klingt abenteuerlich: Ähnlich einem Schneeball, der durch das Rollen immer größer wird.
Warum nicht, eine solche Theorie ist praktisch so gut wie jede andere. Andere Lavabomben sind in der Regel bestenfalls tellergroß, bis auf wenig Ausnahmen kaum so rund wie dieser Koloss und eher zylindrisch oder bestenfalls einseitig „kuppig“ geformt.

 

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Das Gutachten durch das geologische Landesamt Rheinland-Pfalz erklärt uns: „Auch bei den ungeheuren Kräften, die beim Vulkanismus frei werden, ist es schwer vorstellbar, dass eine Kugel dieses Gewichts als vulkanische Bombe sehr weit geflogen ist. Wir glauben eher an folgende Art ihrer Entstehung: Die Tätigkeit des Vulkans war keine gleichmäßige. Zeiten eines relativ ruhigen Ausfließens von Basaltmagma, die ja das Alftal zum Teil ausgefüllt haben, wechselten ab mit Zeiten heftiger Eruptionen, wobei ein sehr gasreiches Magma gefördert wurde. Bei dieser heftigen Eruptionstätigkeit ist es nicht unvorstellbar, dass sich der Schlot, wie man das auch an den heute tätigen Vulkanen beobachten kann, immer wieder neue Wege gesucht hat. Dabei können geringe Teile des Kraters weggerissen werden und es können schon erkaltete Basaltdecken wieder in den Schlot, das heißt in die glühende Magma zurückfallen. Wir glauben, dass ein Stück der Basaltdecke erneut angeschmolzen wurde und nach längerem Aufenthalt im Magma ihre runde Gestalt durch Anschmelzen erhalten hat.“ In dieser Geschichte sind reichlich Konjunktive enthalten.

 

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Daneben befindet sich eine weitere Besonderheit, die als „echte vulkanische Bombe“ bezeichnet wird, da sie in das Gewichtsschema der Vulkanexperten zu passen scheint. Sie ist 2 Meter breit und lediglich 1,4 Tonnen schwer. Eine Kugel ist sie indes nicht. Die Forscher empfinden diese Größe und das Gewicht als flugtauglich. Nach Ansicht der Wissenschaft konnte damals alles bis zu einem Gewicht eines PKW fliegen.

 

Der benachbarte Pulvermaar bei Strohn

 

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