© Spurensucher - 04.02.2023

Vom Feentreff zum größten Dolmen der Bretagne

 

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Hier gleich das Entrée

 

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Der Roche-aux-Fées bei Essé in der Bretagne ist knapp 20 Meter lang, 6 Meter breit (manche sprechen von 4,70 m Höhe, was aber derzeit nicht nachvollziehbar ist) und etwa 4 Meter hoch. Wenn man die mit der Zeit dazugekommene Erd(reich)masse mal abtragen würde, könnte dies vielleicht sogar hin kommen. Aber wer weiss das schon so genau - offiziellen Daten muss man nicht bedenkenlos trauen. Ich kam jedenfalls noch mit meinen Armen überm Kopf an die Deckenplatten. Und ich bin keine 2 Meter groß und habe dazu auch keine 2 Meter lange Arme.

 

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Die Schieferblöcke, die die Konstruktion auf der entsprechenden Höhe halten, sollen 40 an der Zahl sein (ich habe nicht nachgezählt) und insgesamt ein Gewicht von mehr als 500 Tonnen auf die Waage bringen. Offenbar hatte man zum Zeitpunkt des Aufbaus kein Problem damit, diese Massen aus dem 4 km entfernten Forêt du Theil-de-Bretagne herbeizuschaffen. Angeblich ließ sich das geologisch/chemisch nachweisen. Pro Block macht das aber immerhin noch  ± 12,5 Tonnen, die man transportieren musste. Oder hat man sie auf Holzpfählen dorthin gerollt, wie uns mitunter ernstgemeinte Karrikaturen auf lehrreichen Schildern in solchen Fällen weis machen wollen? Klar, warum nicht? Der schwerste der Brocken soll übrigens geschätzt 45 t wiegen. Vielleicht ist der per Anhalter gekommen …

 

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Ein Orthostat wurde offenbar mutwillig aus der Tragkonstruktion herausgebrochen.

 

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Einige hilfreiche Stützen sind bereits "vom Tisch".

 

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Manche Stützen wurden vermutlich durch unpassende ersetzt.

 

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Abgekantete Felsen mit massiven Bearbeitungsspuren (hier jedoch ohne "vernünftig" ablesbare Verwendung).

 

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Es geistern Altersdatierungen von rund 2.000 - 5.000 Jahren durch die öffentlichen Nachschlagewerke. Wie man auf diese Zahl gekommen sein will, weiss niemand so genau. Immerhin räumen die Geologen wenigstens so ehrlich ein, dass sie keine Ahnung haben.

Die ganze Struktur war einst wohl Bestandteil eines Hügels (genau genommen eines Cairns), also völlig unter der Erde. Ich persönlich wehre mich gegen den inflationären Begriff Tumulus. Selbst wenn sie irgendwann tatsächlich zu einem weitaus späteren Zeitpunkt als Grab zweckentfremdet wurde. Wer hätte das nicht getan, wenn einem schon so eine gruftähnliche Gelegenheit geboten würde.

 

Frei schwebende Deckenplatten mit grober "Abrisskante".

 

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Wieder einmal geht pünktlich zur Wintersonnenwende die Sonne direkt vor dem Eingang des Dolmens auf. Ganz zum Verzücken der Besucher, da die hellen Strahlen bis zum Schlussstein der Galerie reichen und ein Maximum an Sonnenlicht dort eindringen kann. Ich muss zugeben, dass man diesen Tag erneut für einen der kommenden Besuche nutzen sollte. Die Ausrichtung des Bauwerks verläuft von Nordwest nach Südost.

 

Was sonst Riesen erledigen sollen, haben dieses Mal wohl gleich Feen in die Hand genommen. Der Legende nach bedurfte es nur einer Nacht, um diese Struktur zu errichten. Wenn ich das nächste Mal da bin, werde ich auch mal die Orthostaten zählen. Denn die genaue Zahl soll mitunter auch einer Täuschung – verursacht durch die Feen – unterliegen. Anschließend vergleichen wir mal mit der offiziellen Zählung.

 

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Wenn man sich ansieht, welche Deckenmassen auf schmale oder spitze Auflagepunkte treffen, scheint die Verteilung der Masse echt ausgetüftelt.

 

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"Klemmer" und Schräglagen. Manchmal wirkt der Dolmen wie gesprengt und willkürlich wieder zusammengebaut. 

 

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Kleine und große Zusammenbrüche sowie unpassende Arrangements erhöhen die konstruktiven Zweifel am jetzigen Zustand.

 

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Laut Ouest-Manche hat sich jüngst der Gemeinderat der zuständigen Kommune dazu entschlossen, für knapp 1.000.000 Euro die Bäume der Anlage ringsum zu fällen, zu denen einige Hundertjährige zählen. Vermutlich wittern da wieder einige lukratives Holzgeschäft, das sie sich fürstlich bezahlen lassen. Trotz der verschuldeten Gemeinden macht man entsprechende Mittel locker, um die - wie es unbegründeterweise heisst - Anlage „aufzuwerten“ und mehr Publikumsverkehr dort anzuziehen. Ob das mit weniger Bäumen der Fall ist, darf stark angezweifelt werden. Angeblich gingen eine Gefahr der Anlage durch die Bäume aus, was in diesem Falle eher lächerlich ist. Diese Erklärung passt Pascal Branchu, dem Vorsitzenden des Vereins „Natur in der Stadt“, nicht. „Die Bäume schützen im Gegenteil den Dolmen, die Wurzelsysteme gesunder Bäume bewahren den Untergrund und verhindern Abflüsse und Erosion [...]", erklärte er in einem Brief, den er am 1. Oktober an den Präsidenten der Gemeindeverwaltung schickte. Interessiert die aber nicht - der Deal ist längst beschlossene Sache. >> Quelle <<

 

Solche faszinierenden Bäume im Anschluss an den Dolmen sollen weichen. Klingt für mich nach mutwilliger Zerstörung.

 

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Das Wurzelwerk umschließt in beeindruckender Form die umliegenden Felsen des einstigen Cairns.

 

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Auch Proteste und Petitionen (14.000 Stimmen) haben hierauf keinen wesentlichen Einfluss genommen. Wie auch bei uns wird hier konsequent am Willen der Bevölkerung vorbei regiert. Man muss dazu sagen, dass die Anlage sehr idyllisch gelegen ist. Gerade der Reiz der umliegenden Bäume macht zumindest heutzutage den Charme aus.

 

Weitere wichtige Hinweise zum Dolmen:

Man weiss nicht, wie lange er schon bekannt ist doch er wurde von de Robien bereits 1756 erwähnt, bevor er 1778 in Ogés Wörterbuch aufgenommen wurde (Robien, 1756; Ogée, 1843-1853), und wird in der Notiz der geologischen Karte von La Guerche-de-Bretagne als "einer der imposantesten Megalithen Westfrankreichs" (Trautmann und Carn, 1997) vorgestellt. Giot et al. (1998) bezeichnen es außerdem als "das größte megalithische Monument der Bretagne".

 

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Im folgenden Petroglyphen oder/und Bearbeitungsspuren, die man auf Anhieb dort entdecken kann.

 

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Orthostaten, die vermutlich nicht "ordnungsgemäß" zum Einsatz kamen. Kerben der Auflageflächen stimmen nicht mit den heutigen Auflagepunkten überein. 

 

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Oberflächenstrukturen, die an maritime Ablagerungen oder Sedimente erinnern. Wo genau kamen die Felsen nochmals her?

 

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Weitere Zitate der "herrschenden" Geologen:
„Da das Alter dieses Monuments nicht auf eine anerkannte kulturelle Gruppe zurückgeführt werden kann, bleibt es innerhalb der Jungsteinzeit unklar.“

 

„Die am Rand des Monuments erhaltenen Felsbrocken deuten darauf hin, dass das Monument ursprünglich Teil einer Cairn-ähnlichen architektonischen Struktur war, was bedeuten würde, dass die Außenseiten der Orthostaten und die Oberseiten der Deckplatten zeitweise den direkten Auswirkungen der meteorologischen Erosion ausgesetzt waren.“

 

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Hier die Rückseite bzw. Rückwand des Dolmens.

 

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Ich empfehle jedem, einen Besuch dort abzustatten, bevor sich die umliegende Landschaft (insbesondere die Bäume) vollständig verändert und man dort nur noch eine Parkplatz"idylle" vorfindet.