© Spurensucher – 30.09.2018

Donuts im Felsen

 

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Bei Bad Herrenalb-Bernbach liegt ein auffälliger Felsen, der von einigen Wissenschaftlern als vorchristliche Kultstätte eingestuft wird. Auch wenn sich diese Annahme nicht belegen lässt, sind seine Anomalien  unübersehbar.

Die Gegend, in der man ihn findet, gehört noch zum Nordschwarzwald: Der Mauzenstein liegt nicht weit entfernt vom Bernstein, einem nahegelegenen hohen Berg – beide Vorkommen befinden sich etwa in 700 Metern auf gleicher Höhe.

 

Der Mauzenstein ist ein flach liegender Buntsandsteinfelsen, der auffällig ebene Strukturen aufweist. Man könnte ohne weiteres auf die Idee kommen, dass der etwa 4 x 2 Meter große Felsen irgendwann einmal in grauer Vorzeit "in Form" gebracht wurde. Damit ist die flache Lage, die relativ ebene Oberfläche und die seitlich gerillten Strukturen gemeint, was jeder Geologe mit lapidarem Achselzucken als Spinnerei abtun würde. Ähnliches gilt auch für die Donut-ähnlichen Näpfe, die seitlich und auf der Oberseite des Felsens auftauchen.

 

Ich möchte hier keine endgültigen Schlußfolgerungen ziehen, jedoch das Augenmerk auf die verschiedenen Punkte legen, die den Felsen als Besonderheit ausmachen:

 

Der flache Felsen sieht aus wie eine Bühne – Die Oberfläche ist ausgesprochen eben und man findet in der Nähe kein vergleichbares Beispiel. Weder in Form, Farbe noch Struktur. Dieser Monolith weist keinerlei charakteristische Form eines willkürlich rein naturbelassenen Felsens auf. Auch und vor allem in der näheren Umgebung findet man keinen Felsen, der so beschaffen ist.

 

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Die seitlichen Rillen wirken wie gebürstet. Sie verlaufen absolut parallel. Senkrechte Erosionsspuren, die ich hier eher vermuten würde, sind hier weitaus weniger vorhanden. Um was handelt es sich dann?

 

An manchen Stellen könnte man annehmen, es handele sich um ein riesiges Kissen mit vordefinierten bzw. arrangierten Falten. Geologen sehen in den Rillen die Fließrichtung eines Gletschers von vor 1,7 Mio. Jahren. Diese sollen also von Steinen kommen, die vom Eis mittransportiert wurden und diesen Felsen abgekratzt hätten.

 

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Der Felsen ist seitlich und auf der Oberseite mit reliefartigen Donut-Strukturen übersät. Diese sind an den Rändern erhaben und können deshalb schwerlich in Handarbeit von Menschen aus dem Felsen herausgearbeitet worden sein. Unter diesen Umständen müsste der komplette Felsen abgeschliffen worden sein. Halte ich persönlich für unwahrscheinlich …

 

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Einzelne Donuts auf der Oberseite unterscheiden sich in ihrer Qualitätsbeschaffenheit, von glatt wulstig bis erosiv in Mitleidenschaft gezogen. Man kann aber sehr gut sehen, dass die Beschaffenheit ursprünglich recht makellos war.

 

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Die eine oder andere moosbewachsene Struktur habe ich wieder freigelegt, damit man weitere Einzelheiten sieht.

 

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Es gibt Qualitätsunterschiede der Donut-Strukturen: Die an der Seite wirken bei genauerem Hinsehen teilweise filigraner und nicht so "erhaben" wie die auf der Oberseite. Die auf der Oberseite wirken generell rauher und napfartiger. Doch auch dort gibt es Unterschiede.

 

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Diese Napfstruktur an der Seite ist weitaus filigraner als die an einer anderen Seitenstelle. Zwar ist auch sie reliefartig erhaben, doch wirkt sie weniger ausgeprägt …

 

Eine weitere seitliche Napfstruktur ist weitaus rauher, wulstiger und durch eine vertikale Erosionslinie durchzogen.

 

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Donuts und Petroglyphen an der Seite geben sich ein Stelldichein. Auch die katholische Kirche hat sich mit einem Bann- und Weihekreuz dort längst verewigt.

 

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Petroglyphen auf der Oberseite des Felsens dürften jüngeren Datums sein. Praktisch jeder kann sich in Buntsandstein verewigen.

 

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Was hat es mit den Donuts auf sich? Interessanterweise sind sich hier selbst Wissenschaftler je nach Fakultät nicht einig. Megalithkulturanhänger wie Josef Naudascher, langjähriger Vorsitzender der Fachgruppe Archäologie des Historischen Vereins für Mittelbaden, bringt die Donuts mit dem Sternbild des "Großen Bären" in Zusammenhang. Generell gilt das aus seiner Sicht auch für den "kleinen Bären" sowie das Dreigestirn "Haare der Bernike". Man räumt aber nachträglich ein, dass die Positionen im Verhältnis doch nicht so recht stimmen. Ein astronomischer Bezug ist somit dann insgesamt etwas fragwürdig. Auch wenn der Name des Steines vom Bären abstammt ("Mauzenstein" - "Mutz").

 

Für mich persönlich sind das auch – wie schon angenommen – keine Opferschalen, die von Menschen einfach so dort eingebracht wurden. Erstens sind sie mit 15-20 cm Durchmesser zu klein und zweitens sehe ich wie sonst bei Bundsandstein leichter erkennbar keine manuellen Bearbeitungsspuren. Die Schälchen wären auch zu willkürlich angeordnet.

 

Außerdem: Was sollten dann die Donuts an der Seite, die von allen Parteien geflissentlich ignoriert werden. Weder passen sie unter diesen Umständen in das astronomische Konzept noch in die rituelle "Schalen"theorie. 

 

Geologen sehen das etwas anders: Aus ihrer Sicht handelt es sich um sogenannte Konkretionen – ausgesinterte Mineral-Aggregate, die in einem ANDERS gearteten feinkörnigen Sediment aus einer wässrigen, zirkulierenden Lösung (Porenwasser) ausgesintert sind. Für so etwas gibt es auch bildhafte Beispiele, die man sich ansehen kann:

 

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Abbildung: By Wilson44691 [Public domain], from Wikimedia Commons; >> Bildlink 

 

Man sieht hier tatsächlich an solchen Beispielen, wie das Heraussintern eines anderen Materials Früchte bzw. "Näpfe" trägt. Doch kann ich oben an unserem Beispiel des Mauzensteins kein andersartige Materialstruktur erkennen. Hier bei diesem Beispiel sieht man sehr deutlich wie sich ein anderes Mineral regelrecht Bahn bricht.

 

Das gilt auch für das folgende Beispiel, das auf Anhieb auf eine "Unverträglichkeit" zweier unterschiedlicher Mineralien schließen lässt, die sich optisch voneinander unterscheiden:

 

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Ikellenberger, In Schiefer eingebettete Konkretion auf Svalbard, CC BY-SA 4.0>

 

Interessanterweise schießen jetzt auch neuere wissenschaftliche Thesen ins Kraut, dass es sich bei den Näpfen am Mauzenstein um Brachiopoden bzw. Terebratuliden, versteinerte Schalentiere handeln soll. Diese sehen aus wie herkömmliche Muscheln (s. auch unter >> Wikipedia). 

 

Das letzte Wort dürfte hier noch nicht gesprochen sein, doch kann ich mich persönlich keiner der hier genannten wissenschaftlichen Theorien vollumfänglich anschließen. Mich erinnern diese Ringe an etwas anderes, das ich aus industriellen Herstellungsprozessen kenne. Allerdings habe ich hierfür selbstverständlich auch keinerlei Beweise und will es an dieser Stelle vorläufig dabei bewenden lassen …

 

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Wer in der Gegend ist, sollte sich den Mauzenstein nicht entgehen lassen bzw. sich sein eigenes Bild machen. Der eigenen Phantasie sind bei diesem Phänomen wenig Grenzen gesetzt.