© Spurensucher - 30.04.2020

Segelfelsen: Riff oder Hauswand?

 

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Der sogenannte Parusfelsen, eine Gesteinswand an der Küste des Schwarzen Meeres, lädt nicht nur Geologen zu Spekulationen ein. 

Foto: © Sergey S. Dukachev, Parus rock, CC BY-SA 3.0

 

An der südrussischen Schwarzmeerküste gibt es nicht nur haufenweise Dolmen, sondern auch die eine oder andere geologische Sensation. Das "stehende Element" in der Kurortregion ist eine Sandsteinattraktion, die zwar deutschsprachig als Parusfelsen bezeichnet wurde, aber ordentlich übersetzt "Segelfelsen" heisst. Optisch trifft es das auch …

 

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Idyllische Aufnahme des "Segelfelsens"; Foto: Dimasgramakov, Скала парусImage, CC BY-SA 4.0

 

Wer oder was dieses Segel gesetzt hat, dürfte allerdings weiterhin ein Rätsel sein. Bei Flut steigt das Wasser wohl auf 2/3 der "Segel"höhe. Geologen äußern sich zunächst schwurbelig und lassen verlauten, dass hier geologische Kräfte eingewirkt hätten. Derer gibt es zahlreiche, geht es etwas genauer? Man erklärte, dass sowohl Erosion durch Seewasser als auch unterschiedliche Festigkeiten des Gesteins zu dieser Form geführt hätten. OK, es käme wohl auch niemand leichtfertig auf die Idee zu behaupten, dass ein Riese mit dem Hausbau nicht fertig geworden sei. Aber kann man nicht einfach zugeben, dass man für das Fortbestehen dieses Einzelfalles keine Erklärung hat?

 

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An der zerklüfteten Küste sieht man, dass strandaufwärts Teilabbrüche und ähnliche Kanten aus dem Boden ragen. Wie kommt es jedoch, dass diese Einzelwand stehen blieb? Foto: Юрий Головин, Parus Rock view from the Black Sea, CC BY-SA 3.0

 

 

Das Objekt ist etwa 25 m hoch (manche sprechen von 30 m) und 20 m lang. Die Stärke im unteren Bereich ist mit einem Meter schon beachtlich. Das 2,50 m große Fenster ist ein Rätsel, das zum Nachdenken anregt. Der Beschuss während des russisch-türkischen Krieges im späten 17. Jahrhundert dürfte dies allerdings nicht zustande gebracht haben, obwohl die Wand damals kurzzeitig unter Beschuss stand. Diesbezüglich ist man sich immerhin einig.

 

 

Überbleibsel eines Felsens oder doch eine verschobene "Hauswand"?

 

Studien sollen gezeigt haben, dass das "Segel" Teil eines durchgehenden Sandsteinfelsens war, der sich ursprünglich an dieser Stelle befand. Nach vielen Jahren soll davon nur noch eine Schicht übrig geblieben sein, während alle anderen wegerodierten. Wie soll es dazu gekommen sein? Warum sollen wir es hier mit einer Ausnahmeschicht zu tun gehabt haben? Die offizielle Theorie wird durch den Hinweis gestützt, dass strandaufwärts in der Nähe solche Schichten mit derselben Struktur existieren. Auch auf der anderen Seite des des "Segels" am Meeresboden soll sich die Formation fortsetzen, die jedoch bereits zerstört ist und nicht bis zur Wasseroberfläche ragt. Dies ist in meinen Augen noch immer kein hinrichendes Indiz für das außergewöhnliche Fortbestehen dieser einzelnen Hochkant-Fläche. Und was hat es mit dem Fenster auf sich? Vielleicht sind sämtliche anderen Schichten bzw. aufrechten Platten "abgebrochen" worden (sofern diese parallel zueinander standen und keinen geschlossenen Felsblock darstellten). Dies sieht mir hier nämlich eher nach Abbruchkanten als dem Ergebnis von Erosionsprozessen aus. Aber dies ist nur meine erste Einschätzung, ohne persönlich vor Ort gewesen zu sein.

 

Spuren im Hinterland; Die abgebrochenen Felsformationen geben Rückschluss auf das Gestein, das dem "Segelfelsen" entspricht. Foto: Sergey S. Dukachev, Parus rock. Rocks, CC BY-SA 3.0

 

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Touristen tragen mittlerweile selbst zur Zerstörung des Felsens bei, indem sie Steine ​​für Souvenirs abbrechen und Inschriften reinmeißeln. Am 24. November 1971 wurde der Felsen zum Naturdenkmal erklärt.

 

Auf jeden Fall ein interessantes Ausflungsziel, sofern man sich einmal an der russischen Schwarzmeerküste aufhält.