Pueblo Bonito: Zeremonzentrum, Palast oder mehr?

Pueblo_Bonito_Aerial

Bob Adams, Albuquerque, NM, Pueblo Bonito Aerial, CC BY-SA 3.0

 

Offensichtlich hat sich die NASA die Mühe gemacht, eine virtuelle Reproduktion der Anlage zu erstellen, bevor sie verlassen wurde. So könnte sie also ausgesehen haben. Wie es dazu kommt, dass die NASA sich mit so etwas beschäftigt, ist mir ausgesprochen schleierhaft. Hier geht es zum >> Bildlink

  

Der Chaco Canyon ist ein großes Trockental im amerikanischen Bundesstaat New Mexico. 1987 entschloss man sich, diesen Landstrich zum Weltkulturerbe zu erklären. Zahlreiche Ruinen im Canyon wurden scheinbar zufällig in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entdeckt. Sowohl die National Geographic Society wie auch zuvor das American Museum of Natural History unternahmen im 19. wie auch zu Anfang des 20. Jhrd. Ausgrabungen. Parallel gab es auch Interessen einer einflussreicher Rancher-Familie, dort Ausgrabungen auf eigene Faust vorzunehmen. Es ist davon auszugehen, dass sie ihr Vorhaben trotz staatlicher Verbote in die Tat umsetzte. Erstaunlicherweise gab es seit den 20er/30er Jahren keinerlei umfassenden großen Ausgrabungen oder Untersuchungen mehr dort vor Ort (einzelne kleinere Initiativen ausgenommen).

 

Drei Generationen in Raum 33 – Eine matrilineale Gesellschaft?

Man hatte damals schon einen Instinkt für erfolgreiche Grabräuberei, könnte man annehmen. Selbst die später erschienen Archäologen waren überrascht vom Reichtum der Keramik, der Waffen, der Werkzeuge und des Schmucks. Jedes der Stücke war ein Kunstwerk. Doch es gab noch mehr zu entdecken: In einer kleinen Kammer in der Mitte des Pueblos Bonito, die nur über eine Dachluke zugänglich war, wurde ein Massengrab mit vierzehn Skeletten gefunden, die alle mit exquisitem Türkisperlenschmuck bedeckt waren. Der erste Mann in der Kammer wurde mit mehr als 12.000 Türkisperlen und Dutzenden von Türkisskulpturen bestattet - mehr von dem Edelstein als in allen anderen chacoanischen Stätten zusammen. Eine Muschelhorn-Trompete, wahrscheinlich aus dem Pazifik, und andere Musikinstrumente rundeten die Grabbeigaben ab. Man fand erst kürzlich gentechnisch heraus, dass sämtliche in der Kammer begrabenen Männer (wovon es lediglich zwei gab) und Frauen durch ihre Mütter miteinander verwandt waren. Scharlachrote Aras, die aus mehr als 1.000 Meilen Entfernung in Mittelamerika importiert wurden, fanden sich in einem nahegelegenen weiteren Raum. Im American Museum of Natural History sind diese Artefakte wohl zu besichtigen.

Die anderen dreizehn Personen sind Frauen, und die Beweise deuten darauf hin, dass sie nicht eines natürlichen Todes gestorben sind. Opfer eines Rituals oder eines Aufstands?

 

>> Hier geht es zur Fundstücken via National Geographic

 

Hochentwickelt und Opfer einer Naturkatastrophe? 


Eine von 15 siedlungsähnlichen Bauwerken in dieser Gegend ist der Pueblo Bonito, der 1849 zufällig bei einer Militäroperation entdeckt wurde. Man behauptet, diese Anlage sei in den 800er-Jahren (gemäß einzelner Baumringstichproben aus wenigen Holzstücken in den Konstruktionen) nach Chr. von der Chaco Canyon Kultur gebaut worden – als Handels- und Kulturzentrum. Dass man hier anschließend nach 300 oder 400 Jahren verschwand, soll auf eine plötzliche Dürre zurückzuführen sein. Vorher soll die Gegend mit Kiefern bewaldet gewesen sein. Man glaubt, die damaligen Einwohner wären so verantwortungslos gewesen, dass sie ihre eigene Existenzgrundlage durch die Abholzung der Bäume vernichtet hätten. Nach der Errichtung der Gebäude wären dann keine Bäume mehr da gewesen, der Boden sein ausgetrocknet und der Grundwasserspiegel gesenkt gewesen. Kann man so etwas ernsthaft annehmen? Waren die Bauherren ernsthaft so dämlich, über die Natur und ihre einseitige Ausbeutung so wenig gewusst zu haben, dass sie sich selbst die Existenzgrundlage zerstörten. Wie passt das zu den gefundenen Petroglyphen in der Umgebung, die Auskünfte über den Mond und Sonnenzyklen geben?

 

1280px-Una_Vida_Chaco_Canyon_rock_art_enhanced_2Petroglyphen im Chaco Canyon; Wvbailey, Una Vida Chaco Canyon rock art enhanced 2, CC BY-SA 3.0

 

 

 

chaco-canyon-2260409_1280

Weitere Petroglyphen im Chaco Canyon; Bild C00 Lizenz; Autor: kboggess via Pixabay >> Bildlink

 

 

Jedenfalls waren die Wände der Schlucht auch gleichzeitig die Quelle des Steinmaterials für die Gebäude. Archäologen schätzen, dass die großen Ingenieurarbeiten die Verwendung von Holz von 250.000 Bäumen erforderten, allerdings ist die Landschaft heute völlig verwüstet. Untersuchungen haben ergeben, dass einiges an Holz offenbar nicht aus der näheren Umgebung stammt, da einige der Arten nur in einer Entfernung von mehr als 50 Meilen zu finden sind. Außerdem wurden nur Steinäxte verwendet, um das Holz zu bearbeiten. Die Menschen im Chaco Canyon hatten offenbar keine Wagen oder Pferde, um das Holz zu transportieren – oder sind wir hier zu kurzsichtig? Wie hat man sich hier beholfen? Wohin sind die Bewohner verschwunden? Gab es eine Naturkatastrophe oder war dies hier der Schauplatz eines Angriffskriegs?

 

Was spricht für einen Palast?

Man spricht beim Pueblo Bonito von 8.000 qm oder 800 Räumen, darunter auch sogenannte Kivas – Zeremonien- und Versammlungsräumen. Da man sich wissenschaftlich nicht so recht festlegen möchte, schwanken die Angaben über die Anzahl der Bewohner bei zwischen 70 und 1.000. Nebenbei will man auch nicht ausschließen, dass es sich auch um ein Ritualzentrum gehandelt haben könnte. Einige Gebäude sollen ebenfalls mehrstöckig (in der Gegend gibt es bis zu 15-stöckige Gebäude in anderen Pueblos) gewesen sein.

Es gibt im Pueblo Bonito überraschend kleine quadratische Kabinen mit hohen Wänden, die nicht unbedingt Wohnzwecken gedient haben dürften. Aber man weiss auch nicht, wie die Untertanen eine Zwei-Klassen-Gesellschaft eben zu ihrer Zeit „gehalten“ wurden. Möglicherweise sprechen Aufstände der zweiten Klasse dafür, dass die Herrscher zum Zeitpunkt einer Revolte zum Opfer gefallen sind und deshalb die Anlage verlassen wurde. Das wäre dann ein Zeichen dafür, dass die Bediensteten-Räume wirklich zu klein waren … ;-) (die Theorie eine möglichen Aufstands wird übrigens vom Archäologen Steve Lekson vertreten).

 

1280px-Casa_Rinconada

HJPD, Casa Rinconada, CC BY 3.0

 

In der Casa Rinconada, der größten der komplettesten aller Kivas, dringt pünktlich zum 21. Juni das Licht der Morgendämmerung durch ein kleines Fenster in den Raum. 


Hier die sehr spekulative Variante: Vieles lässt darauf schließen, dass es sich hierbei genauso gut um Energieanlagen gehandelt haben könnte, da ihre Architektur beispielsweise auch an Computer-Schaltpläne erinnert.

Möglicherweise hat sich hier bereits vor mehreren Jahrtausenden eine Hochkultur etabliert, die neben einer plötzlich auftretenden Dürre einer Sintflut zum Opfer gefallen sein könnte – legt man die Holzanalysen einmal beiseite und bringt man den Mut auf, zu behaupten, das Ganze sei viel älter. Diese Theorie ist allerdings nicht ohne weitere Anhaltspunkte auf solidem Boden. 


Im Chaco Canyon sind noch 15 weitere Bebauungen zu finden, die teilweise jünger wie auch älter datiert werden. Besonders auffällig sind hier für mich die kreisförmigen Strukturen des Pueblo Benito. 

 

 

1280px-Chaco_Canyon_-_Inside_the_Chetro_Ketl_Great_Kiva

SkybirdForever, Chaco Canyon - Inside the Chetro Ketl Great Kiva, CC BY-SA 3.0

Blick in die große Kiva von Chetro Ketl; erinnert mich an die Schlüssellochmuster auf Sardinien und im Nahen Osten.

 

 

Indianische Fertigkeiten massiv unterschätzt

Sind die mutmaßlichen Urbewohner, die Anasazi, zunächst Nomaden gewesen, die sich durch einen Klimawandel motiviert fühlten, zu Bauern zu werden?

Eine Jahresringuntersuchtung in der Gegend legt diesen Schluss jedenfalls nahe. Ist man im Zeitraum regelmäßiger Regenperioden dazu übergegangen, Bewässerungssysteme zu bauen, während man gleichzeitig mit Steinäxten abholzte? Woher kam dieses Ingenieurwissen, sofern sie wirklich welches hatten, was sie dazu benötigten? Kann es sein, dass die fruchtbare Phase wirklich abrupt endete und Nahrungsmittelknappheit einzog, was zum Rückgang und zur Umsiedelung der Kultur führte? Immerhin konnte über einen Zeitraum von 250 Jahren hinweg nach der Bauphase eine fruchtbare Periode nachgewiesen werden.

Es wird angenommen, dass die Hopi, Suni und andere indigene Völker die direkten Nachkommen der Anasazi waren – bis auf die Navajo, da sie erst sehr lange nach dem Verschwinden der Anasazi in der Gegend ankamen. Erstaunlicherweise ist Anasazi dennoch ein Navajo-Wort, das bis heute übernommen wurde.

 

Riesige Verkehrsanschlüsse – wofür?

Die 15 Großbebauungen im Chaco Canyon haben wechselseitig Anschluss über ein komplexes Netz aus Verbindungsstraßen. Die Straßen sind äußerst geradlinig und teilweise auch über die Felsklippen hinweg durch eingearbeitete Treppen erreichbar.

 

Dass der gerade Weg dieser Straßen nicht immer zu weiteren besiedelten Gebieten führt, bringt einige Archäologen auf die Idee, dass die Straßen eher einen zeremoniellen als einen kommerziellen Zweck hatten. Eine erschöpfende Erklärung ist das für mich eher nicht, klingt nach einer Stereotype …. Vielleicht hatten diese Pisten einen ganz anderen Zweck. Was auch immer dahintersteckt, es handelt sich um eine bemerkenswerte technische Meisterleistung. Eine „Fahrbahn“ ist etwa 10 Meter breit. Sollte das eine ausreichende Begründung dafür sein, dass man hier lediglich zeremoniellen statt funktionellen Wert darin sieht? In einigen Bereichen gabelt sich diese breite Trasse in vier parallele Abschnitte. Sie zieht sich hartnäckig nach Norden, ohne Rücksicht auf die topografischen Unebenheiten der Landschaft, sogar auf steile Klippen zulaufend.

 

Astronomisch aufgeklärt

 
Eine weitere Sensation am Chaco Canyon sind die hoch entwickelten Sonnenwende-Markierungen auf dem Fajado Butte. Verschiedene Markierungen reihen sich zu verschiedenen Jahreszeiten mit Sonne und Mond aneinander, um auf „himmlische“ Ereignisse hinzuweisen.  Die  Mittagssonne fällt zwischen Steinplatten auf zwei spiralförmige Petroglyphen, die die Tagundnachtgleichen und Sonnenwenden, mit denen die Chacoaner ihre Ernten pflanzten und ihre Jahre, markierten. Nicht selten vergleicht man diese Anlage mit dem englischen Stonehenge. Aufgrund von Schäden durch übermäßige Besuche und Vandalismus ist der Fajada Butte nicht mehr öffentlich zugänglich. Trotz UNESCO Welterbe-Status ist man offensichtlich nicht bereit, hier in die Sicherung der Anlage und an der Betreuung interessierten Publikums zu investieren.