© spurensucher - 13.11.2021

Abrisskommando Großcairn-Anlage: Schilfsandsteinbruch Jägerhaus

 

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Lauter Ungereimtheiten im angeblich größten Steinbruch Baden-Württembergs. Das Ganze mutet schon seltsam mit der überaus geraden Abbruchkante an.

 

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Die Wände sind teilweise so glatt, als seien sie nachträglich abgeschliffen worden.

 

 

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Pyramidenförmig ausgeschnittene tiefe Nischen, die auf den ersten und den zweiten Blick überhaupt keinen Sinn machen. Schaut man dahinter, stößt man auf ein Felsen-Durcheinander.

 

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Seit 1678 ist das Jägerhaus als ehemaliges Steinhaus bei Heilbronn bekannt. Heute ist es Restaurant und Ausflugsziel am nahegelegenen Schilfsandsteinbruch, der als Exportschlager mit langer Geschichte gefeiert wird. Man spricht davon, dass Schilfsandstein aus Heilbronn im 19. Jahrhundert zum beliebtesten Baustein in Baden Württemberg zählte. Vom Abbruchort am Jägerhaus aus soll das Material für Bildsäulen am Heidelberger Schloss, Ornamenten am Kölner Dom und Bahnhofsgebäude in vielen Teilen Deutschlands hergehalten haben. Entfernungen schienen damals keine Rolle zu spielen.

 

Offenbar hat man es nicht geschafft, die ausgebrochenen Felsen bis zur Stilllegung der Steinbruchproduktion weiterzubearbeiten – zumindest ist ein Großteil davon liegengeblieben. Die Bearbeitungsspuren sind mannigfaltig.

 

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Die Beliebtheit muss aber zeitlich gesehen noch weiter zurückgereicht haben: 1777 bis 1782 wurde die Straße zum Jägerhaus für den nahe gelegenen Steinbruch angelegt und ausgebaut. Die Straße diente seitdem als Abfuhrstraße für die im Steinbruch gewonnenen Schilfsandsteine. Die Uni Gießen schreibt: „Mit seiner guten Verarbeitbarkeit und seinem warmgelben Farbton war der Heilbronner Schilfsandstein über viele Jahrhunderte ein geschätzter Werkstein. Er wurde in ganz Deutschland als Bau- und Bildhauerstein geschätzt und sogar exportiert. Bekannte Beispiele sind viele historische Gebäude in Heilbronn, aber auch der Kölner Dom oder sogar der Bahnhof von Amsterdam (Hansch et al. o.J.). Nach über 500 Jahren endete um 1960 der Steinbruchbetrieb am Jägerhaus. Seit 1972 ist der Jägerhaus-Steinbruch Naturschutzgebiet.“ Die Abbruchaktivitäten reichen also weit zurück. Die Stadt Heilbronn schreibt: „Nach Aufgabe der Nutzung 1968 drohte dem Steinbruch wie vielen anderen die Verfüllung. 1972 wurde er durch das Regierungspräsidium Stuttgart als Naturschutzgebiet ausgewiesen.“ Es ist einem glücklichen Umstand zu verdanken, dass wir hier noch auf die Ungereimtheiten unserer Vergangenheit stoßen.

 

Das Gesamtareal, was uns historisch als Steinbruch präsentiert wird – betrachtet man die ursprüngliche „unberührte“ Form – verläuft über eine gewundene Länge von etwa 400 m (Zum Vergleich die Cheopspyramide hat eine Seitenlänge von rund 231 m). Von der Nord- bis zur Südspitze beträgt die Ausdehnung ca. 470 m. (Quelle der Maße: Megalith-Pyramiden - Cairn Forschungsgesellschaft).

 

Betritt man die für Wanderer zugänglichen Schneisen der etwa 20 Hektar großen Grundfläche, wo einst abgebaut wurde, erschließt sich dem neugierigen Auge durch die Höhe übriggebliebene Seitenwände das entsprechende Felspotential. Allerdings macht der der Teil des massiven Felsareals, von dem abgebaut wurde, nur ein Bruchteil des Geländes aus, behaupten Amateur-Cairnforscher. Ihrer Meinung nach befindet sich die Abbruchwand auf der Rückseite eines ehemaligen Cairns, dessen Spuren heute noch unübersehbar sind.

 

 

 

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Leider hatte ich nicht ausreichend Zeit, um vor Ort alle Details zu studieren, die bereits Amateurforscher vor mir unter die Lupe genommen haben. Allerdings muss wirklich daran gezweifelt werden, ob wir es hier mit einem lupenreinen Steinbruch zu tun haben. Ich betrete den Wege durch den „Bruch“ und lasse meinen Blick schweifen. Die dominierenden Felswände an der Seite verfügen teilweise über auffällig scharfe Abbruchkanten – fast schon, als wären sie gelasert oder nachgeschliffen worden. Diamantbesetzte Sägen gab es in der Zeit schon, aber hat man diese hier wirklich dort eingesetzt? Dies ist nur eine Auffälligkeit, die mir an anderer Stelle später nochmals begegnet ist.

 

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Löcher für Sprengsätze oder etwas völlig anderes? Warum sollten diese nach der Sprengung noch erhalten sein.

 

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Manche Abschnitte sind überaus glatt … wie geschnitten.

 

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Die Zeitung Heilbronner Stimme zählt den Ort zu den kühlsten in der Region. Sie schreibt: "Die Luft sickert durch die Halde und kühlt dabei ab. Unten entsteht eine leichte Brise. Dort herrschen ideale Bedingungen für den gelappten Schildfarn. Dieser Farn gedeiht an schattigen, kühlen und feuchten Plätzen." (Quelle) Gut, neben den steilen Hängen vielleicht noch nichts besonderes, gäbe es da nicht diese Mauern. Überall findet man an den Abbruchkanten Trockenmauerwerk, das sich stufenweise in die Höhe zieht. Teilweise gegenüber bzw. unmittelbar vor der jeweiligen Abbruchstelle. Lt. Berechnungen der Amateurforscher Maglith-Pyramiden - Cairn Forschungsgesellschaft erreichen sie eine Höhe von bis zu 20 Metern.  Wenn man näher hinschaut, entdeckt man praktisch hinter oder am Rande jeder Böschung eine sauber gearbeitete Trockenmauer.

 

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Das Szenario erweckt den Eindruck, als hätte man sich durch das Mauerwerk gearbeitet, um an die dahinterliegende Felswand zu gelangen. Von dort aus tätigten man dann den Abbruch, um an große brauchbare Quader zu gelangen. Offizielle deklarieren alles, was nicht zur Felswand gehört, mit Abraum. Das Bruchsteinmauerwerk erfährt praktisch überhaupt keine Erwähnung.

 

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Die Trockenmauern sind den Abbruchkanten vorgelagert. Die Wissenschaft bezieht diesbezüglich keine Stellung.

 

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Der gesamte Komplex wurde offenbar durch Sprengungen und Wegebau durchtrennt, so dass hier keinerlei zusammenhängende Struktur mehr von außen sicht- und erkennbar ist. Hinter den üppigen Mauerresten findet sich an vielen Stellen Lehm, der allerdings auch oft später abgebaut wurde und die Mauerstrukturen instabil werden ließ. Nach diesem erstmaligen Besuch, der mir leider auch die zugeschütteten Zugänge verwehrte, die jedoch andere Amateurforscher bereits entdeckt hatten, blieben zahlreiche Fragen offen.

 

Handelte es sich nun um einen zusammenhängenden Komplex aus mehreren Cairns oder eine ursprüngliche Stufenpyramide, die weitestgehend parzelliert bzw. zerstört wurde? Tatsache ist, dass der Anteil des angeblichen Abraums die geschätzte Abraummenge für das Gesamtareal deutlich überschreiten würde, sagen die Amateurforscher. Außerdem wurde der Anteil der kleineren Korngrößen historisch belegt als Schotter verkauft, so dass im Grunde nur Sande oder Deckschichten hätten übrig bleiben dürfen. Dafür sind die Hänge, Böschungen etc. allerdings viel zu groß bzw. voluminös. 

 

Außerdem ist lt. einer Veröffentlichung der Steinbruchzeit, die vom Ende des 19. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts dauerte, bekannt, dass der Großteil des Abraums und Steinschutts aus der Quaderherstellung bereits als Zusatz für Beton und für den Straßenbau verkauft wurde (Rolf Albert Burrer, „Der Steinhauer an der Arbeit“, 1911 im Kapitel „Gewinnung des Rohmaterials“, S. 62). (Quelle). Also kann man getrost davon ausgehen, dass wir es hier nicht mit einer klassischen Abraumhalde zu tun haben. Selbstverständlich lasse ich mich nachträglich gerne eines besseren belehren.

 

Ein völlig ungeräumter Steinbruch. Man erkennt jedoch deutlich die Trennung zwischen Abraum und Mauerwerk.

 

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Nachstehend die obskure Ladestation für das Material aus der höheren Lage zum Aufgabepunkt. In jedem Falle aufschlussreich sind die nebeneinander stehenden Mauerwerke aus völlig unterschiedlichen Epochen.

 

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Das zugehörige Narrativ als Zeichnung zur Erklärung. Im unteren Bereich wurde direkt auf die Pferdekutschen verladen.

 

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Zum Abschluss noch das äußerst aufschlussreiche Video zum Jägerhaus-Steinbruch

 

Weitere Erläuterung des offiziellen Narrativs: Angeblich sollen 14 Hektar Abraumhalde vor den eigentlichen Steinbruchwänden angefallen und abgelegt worden sein. Wir sprechen hier vom vorgelagerten Bereich der gelben Linie auf der Karte, der allerdings bei näherem Hinsehen wohl kaum in dieser Größenordnung entstanden sein kann - in Relation zur Fläche der abgehauenen Wände. Abgesehen von der Form - hier handelt es sich ja nachweislich um Mauerwerk und nicht um Abraum. Schätzungen nach sollen es sich hier um 900.000 Kubikmeter Mauersteine handeln, aufgetürmt auf bis zu 8 Metern Höhe.

 

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Wenn man auf den ersten Blick einen Steinbruch vermittelt bekommt und dann auf so zahlreiche Anomalien stößt, muss man  berechtigte Zweifel anmelden. Abraum, der aus stellenweise sauber aufgetürmten Mauersteinen besteht? Und dann in dieser Menge?

 

Weitere Details, versteckte Zugänge und Anomalien entnehmt Ihr dem Video: