© spurensucher - 17.03.2019

Lichtenstein: Burgruine im Megalithenpark

 

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An der Fundamentausstattung dieses zerbrochenen Turms sieht man, wie sehr die Felsen bearbeitet wurden, um so harmonisch dieser Aufgabe gerecht zu werden. Welchen Zweck hatten sie vorher? Man könnte meinen, sie wären zuvor schon "zusamengesetzt" worden …

  

In Unterfranken ist eine Burgruine in einer Felslandschaft eingebettet, die zahlreiche Anomalien und Überraschungen bereit hält. Man präsentiert uns inmitten einer kleinen Ortschaft mit max. 100 Einwohnern auf einem langgestreckten Höhenzug – etwa 100 Meter über dem Tal von Weisach – die Geschichte eines auf 1232 n. Chr. zurückgehenden Anwesens, zu dem es vorher keine urkundlichen Aufzeichnungen oder Erwähnungen gab.

 

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Hier auch eine Fundamentansicht, die den Eindruck erweckt, als wären die großen Natursteine zuvor "passend" geschnitten oder zumindest bearbeitet worden. Befanden sie sich genau an der Stelle oder hat man die tonnenschweren Steine dorthin transportiert?

 

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Ähnlich wie die vieler anderer Burgengeschichten, bei denen sich die Spur der Vergangenheit zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert verliert, finden wir auch hier kaum einen roten Faden in der Erbfolge. Es soll sich jedenfalls um eine Teilburg handeln, die durch einige Hände der Geschlechter des von Lichtenstein-Klans lief und zum Teil auch räumlich auseinanderdividiert wurde. Man spricht deshalb auch von einer Ganerbenburg. Direkt am Ort findet man jedenfalls noch die unbewohnte Ruine der Nordburg. Womit wir es an dieser Stelle genau zu tun haben, ist ein Gemengelage an unterschiedlichen Mauerwerken bzw. Aufbauten, die mit archäologischer Akribie in den 1990ern untersucht wurden. Daran dürfte zumindest vordergründig kein Zweifel bestehen.

 

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Seitdem wird uns mit spektakulären Erlebnisschildern detailreich präsentiert, welche Bauphasen ab ca. 1230 n. Chr. diese Örtlichkeit durchlaufen haben, um am Ende dennoch "nur" als Ruine zu enden.

 

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Zumindest verlassen wurde die Burg Lichtenstein bereits ab dem 16. Jahrhundert. Offenbar wurde der Familie von Lichtenstein das Ganze nach einigen größeren Beschädigungen duch Kriege zu viel und man überließ sie ihrem Schicksal. Aber einen genaueren Grund dafür wird man uns nicht nennen. Ob das am Ende überhaupt der eigentliche Grund war, darf zumindest vorsichtig angezweifelt werden. Der Clan selbst gibt sich heute mit einem Teilabschnitt, der sogenannten Südburg, zufrieden. Diesen Abschnitt bewohnt er bis heute. Was ist im 16. Jahrhundert passiert, dass man sich hier vom Nordburgabschnitt so kompromisslos zurückzog?

 

Blick in den Innenhof, wo zahlreiche meterlange Quader einer weitaus vergangeneren Zeit noch zum Teil unter der Erde liegen.

 

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Abgesehen von einem alten Riegelbalkenkanal, der der Grund für eine behauene Stelle eines langen Steinsockels sein soll (der jedoch auch im Ganzen bearbeitet wurde), findet man im Innenhof nur wenige Erklärungen für die weiteren und vor allem viel älteren Strukturen der umliegenden Felsen. 

 

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Riesige Felsen sind rechtwinklig ausgearbeitet worden – Ein Werk mittelalterlicher Ritterschaften oder eine Situation, die man damals schon vorgefunden hatte?

  

Das Ganze erinnert ein wenig an das Schicksal der Felsenburg Rotenhan in der Nähe, die auch urplötzlich nach vehementen Verteidigungen und den als unumstößlich geltenden Besitzansprüchen urplötzlich ihrem Schicksal überlassen wurde und bis heute genauso verfiel wie diese Ruine. Im 20. Jahrhundert gibt man sogar dem sogenannten "Esoterik-Tourismus" die Schuld an der zunehmenden Verwahrlosung des Anwesens sowie der näheren Umgebung. 

 

 

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Ausgefallene Mulden, dazu wie "zusammengestellte" Felsformationen. Äußerst untypisch für eine Burganlage.

 

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Der Solitärfelsen im Burghof. Seine Wirkung als Fremdkörper ist unübersehbar.

 

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Hier der Sockel und Unterbau der freigearbeiteten "Hammer"-Form.

 

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Hier die Ansicht von der Seite; er wirkt wie ausbalanciert.

 

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Von der anderen Seite sieht der Felsen aus wie das Profil eines Tierschädels. Auffällig sind schwarze Spuren im oberen Bereich. Das Ganze sieht so aus, als hätte an dieser Stelle einmal irgendwann ein Brand oder Feuer gewütet.

 

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Vermeintliche Brandspur aus der Nähe. Die Oberflächenbeschaffenheit und Färbung an dieser Stelle des Felsen setzt sich von den umliegenden Felsen deutlich ab. Was könnte hier passiert sein?

 

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Hier auch dunkle Verfärbungen im oberen Bereich des äußeren Mauerwerks.

 

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Aus archäologischer Sicht besteht man hartnäckig darauf, dass sich hier irgendwann weder Kelten aufhielten noch vormittelalterliche Aktivitäten am Ort stattfanden. Die letzten ausgegrabenen Funde sollen offiziell bis um 1200 zurückreichen, was sich mit den übrigen Aufzeichnungen deckt.

 

 

Keine weiteren Aufzeichnungen – keine Funde: War's das also schon?

Klar, denn was offiziell nicht gefunden wurde, muss auch wissenschaftlich nicht diskutiert werden. Ob's das damit aber wirklich war, muss im Grunde jeder für sich selbst entscheiden. Mein persönliches Interesse gilt dem Felsfundament und den eingeschlossenen Riesenfelsbrocken, die rund um die Burg wie auch bis in den Innenhof hinein das klassische "Burgbild" stören. Man kennt zwar zahlreiche exponierte Burgen in Höhenlagen, die als solides Fundament der Architektur dienen. Doch hier sieht man deutlich, dass die Architektur ab dem 13. Jahrhundert die Felsen an Ort und Stelle auch heute nur mit viel Mühe überragen. 

 

Weitere interessane Felsstrukturen im inneren Bereich der Burgruine.

 

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Hier die Bearbeitungspuren des Felsens aus der Nähe: Mulden, die keinen klaren Zweck erkennen lassen (zumindest keinen militärischen).

 

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Hier vielleicht die Halterung einer Standarte?

 

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Was zuerst da war, steht außer Frage. Ob die ausgefallene Felslandschaft jedoch nur eine Laune der Natur war, nur um später ausschließlich eine mittelalterliche bautechnische Bestimmung zu erfüllen, muss man hinterfragen dürfen. Wer sich dort wachen Auges durch das Gelände bewegt, erhält unmittelbar den Eindruck, dass die Geschichte der Örtlichkeiten weit länger zurückreicht als bis zurück ins 13. Jahrhundert. Nichts davon lässt sich beweisen, doch das untrügliche Gefühl bleibt. Wie an anderen "Fels"-betonten Befestigungsstandorten, die man zumindest in dieser Umgebung schlagartig aufgegeben hat.

 

Das eine oder andere Tiefgeschoss im Bereich des Innenhofs präsentiert sich heute entsprechend feucht bzw. weist aus meiner Sicht Spuren länger andauernder Überschwemmungen auf.

 

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Weiter geht's auf dem sogenannten Sagenpfad rund um die Außenanlage der Ruine, bis zum naheliegenden Teufelsfelsen. (Fortsetzung folgt).