© spurensucher - 23.12.2018

Druidenhain: Haben Geologen das letzte Wort?

 

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Ein Meer aus Dolomiten-Felsblöcken lädt zu manchen Gedankenspielen ein. Eine sprichwörtliche "Märchenlandschaft" überrascht mit skurrilen Formen, einem Meer an Eindrücken und vielfältigen Geometrien.

 

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Aus den teilweise höchst individuellen Felsmodulationen lassen sich Echsen- oder Vögelformen ableiten. Ein Eldorado für Mudfossil-Theoretiker (denen ich mich persönlich nicht unbedingt anschließe).

 

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Ein Steinwurf vom Ort Wohlmannsgesees im Landkreis Forchheim/Oberfranken entfernt liegt der Druidenhain, ein Felslabyrinth aus mächtigen Dolomitblöcken. Die bizarren Felsformationen regen die Phantasie an und überraschen mitunter auch durch Symmetrie und durch ihre eigenartigen Formen. Einige von ihnen tragen Namen wie "Taufstein", "Opferstein", "Wächter", "Altar" oder "Kanzel". Die Wissenschaft nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, Geomanten, Mystiker oder astronomische Studien lächerlich zu machen. Die Struktur der zum Teil auffällig parallel ausgerichteten und in eine Richtung laufenden Felsblöcke habe angeblich mit einer künstlichen Entstehung (Stichwort im Fachjargon: Anthropogen) nichts zu tun – so wollen sich Geologen zumindest einig sein. Sie lassen sich allerdings eine Hintertüre offen, denn im Grunde ist ihre Forschung ängst nicht abgeschlossen. Zitat: "Im Waldstück 'Druidenhain' liegt eine flache Felskuppe, die entlang zweier Kluftsysteme in einzelne Felsklötze zerfallen ist. Diese weisen teiweise 'Opferschalen'-förmige Karrenbildungen auf." (>> Quelle

 

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Die langen Felsausläufer erstrecken sich häufig (aber nicht immer) parallel über der Erdoberfläche. Geologen können sich einen Reim drauf machen … Wie es allerdings unter der Oberfläche aussieht, bleibt uns verborgen. Lediglich geologische Modelle sollen uns auf die Sprünge helfen.

 

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Sind die Kluftlinien sowie die weiteren Felsanomalien ausschließlich rein geologisch zu erklären oder wurde hier doch an einigen Ecken oder Enden "Hand" angelegt? Der Autor Rainer Krämer äußert sich eher herablassend und vertritt in seinem Buch "Von schwarzen Pyramiden und anderen Rätseln …" den Standpunkt, dass ihr geheimnisvolles Aussehen im Steinlabyrinth Esoteriker auf den Plan ruft, die dahinter keltische Kultstätten vermuten. Er behauptet: "Wissenschaftliche Einwände sind völlig zwecklos und immer mehr Touristen besuchen jährlich diesen Ort." (Letzteres alleine schon scheint ihm Bauchschmerzen zu bereiten). Er äußert sich weiter abfällig: "Der Autor selbst hatte dort eine recht bizarre Begegnung, als sich mitten im Wald eine Truppe von mehr als zwei Dutzend Blumenkindern innerhalb des Labyrinthes niederließ, wohl um die positiven Schwingungen aufzunehmen." (Zitat aus seinem Buch).

 

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Der eigentliche Labyrinthgedanke kommt nicht zuletzt auch durch die quaderförmigen Strukturen auf, die mehr oder weniger enge Wege flankieren, die einen schon mal die Orientierung verlieren lassen.

 

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Keine Ausgrabungen – Lediglich Probebohrungen

 

Selbst aus rein wissenschaftlicher Sicht und trotz allen Spottes wirkt der Autor gleichermaßen unaufgeklärt, denn immerhin behauptete man auf Hinweistafeln, dass verschiedene Steine von Menschen in ihre heutige Position gerückt worden sein könnten (Institut für Geologie und Mineralogie der Universität Erlangen – Neuvermessung 1989 durch Dipl. Geol. A. Beier und Dipl. Geol. Th. Hochsieder, Nürnberg). Vorgeschichte: Vor der "Neuvermessung" engagierten sich bereits zwei Buchautoren und publizierten ihre Erkenntnisse in der Sache. Hastig präsentierte man kurz darauf neue Ergebnisse der "wissenschaftlichen" Untersuchungen – die wie gesagt auffälligerweise erst kurz bzw. unmittelbar nach den beiden Buchveröffentlichungen durchgeführt wurden – etwas kategorischer: Man ließ seitens der Wissenschaft vehement verlauten, dass es sich hier (doch) um keinerlei anthropogene (also durch Menschen) bearbeitete oder ausgerichtete Felsblöcke handele. Immerhin führte man 30 Testbohrungen und konnte diesbezüglich nichts "Un"natürliches feststellen. Generalaussage nach 30 Bohrlöchern über ein Gebiet von mehr als 50.000 Quadratmetern.

 

Vielleicht darf man den Geologen keine Vorwürfe machen, schließlich sind sie keine Archäologen und deshalb auch nicht für umfassende Ausgrabungen zuständig. Letztere dürften sich allerdings durch die vorangegangene "Expertise" auch nicht berufen fühlen, hier aus eigenem Antrieb tätig zu werden.

 

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Unterschlüpfe, Höhlen, eingestürzte Zugänge in die Erde? Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Archäologen scheinen keinen Handlungsbedarf zu sehen, die Geologen haben bereits "Fakten" geschaffen.

 

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Ob hier keinerlei anthropogene Spuren zu sind, darf stark bezweifelt werden. Selbst an einem so unübersichtlichen Standort, der mehr als 50.000 qm Gelände umfasst, konnten wir auf Anhieb einiges entdecken, dass auf menschliche Bearbeitungsspuren hin deutet. Ob der Standort insgesamt megalithischen Ursprungs ist, darüber kann ich final keine Aussage machen. Das ist im Grunde die Angelegenheit der Forscher, die weiterhin untätig bleiben und im Grunde einen großen Aufwand an Ausgrabungstätigkeiten durchführen müssten.

Zahlreiche Felsen sind jedenfalls derart quaderförmig oder symmetrisch, dass auch hier die Menge an Zufällen alleine schon statistisch evaluiert und ins Verhältnis gesetzt werden müsste.

 

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Einmal vom Moos befreit, lassen sich interessante Strukturen einzelner Felsen freilegen.

 

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Wie gesagt: Zuvor führte der Forscher Walther Machalett selbständig Forschungen durch ("Der Druidenhain bei Wohlmannsgesees und seine Beziehung zur Megalithkultur des Abendlandes" in "Druidenhain und Externsteine bei Wohlmannsgesees" , 3-6, 1986), und schloss daraus, dass es sich beim Druidenhain um Reste von Kultanlagen der Megalithzeit handele.

Ein weiterer Kollegenautor, Hermann Roggenkamp ("Der Druidenhain bei Wohlmannsgesees/Krs. Ebermannstadt/Ofr." in "Druidenhain und Externsteine bei Wohlmannsgesees", 7-15, 1986), geht davon aus, dass die Felsblöcke von Menschenhand bearbeitet und ausgerichtet wurden. Leider ist keines der Bücher mehr verfügbar, was wirklich schade ist.

 

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Sieht aus wie sauber gestapelt und mitunter findet man auch sauber abgezirkelte Blöcke. 

Kein Grund, an der Theorie der Geologen zu zweifeln? 

 

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Weiterhin streitig ist übrigens auch die Herkunft der Bezeichnung "Druidenhain". Diese soll in BRÜCKNER´s Wanderführer "Die fränkische Schweiz und ihr Vorland", 3. Aufl. von 1912 erstmalig aufgetaucht sein. Bereits eine Raubrittergeschichte aus dem 14. Jahrhundert soll eine solche Bezeichnung verwendet haben, die sich angeblich jedoch nirgendwo schriftlich nachweisen lässt.. Die Gegend soll nach Überlieferungen Austragungsort heidnischer Rituale wie Opferungen gewesen sein.

 

Speziell Roggenkamp stützte sich bei seinen Recherchen auch auf Gemeindeakten, die eine schriftliche Erwähnung des Begriffs "Druidenhain" mindestens bis 1863 zurückdatieren lassen. Seltsamerweise sollen diese Gemeindeakten nach Aussage des Kreisarchivpflegers mittlerweile verschollen sein (Quelle: Fränkischer Tag, 31.12.1993). Was so alles innerhalb der letzten 30-40 Jahren im Rahmen einer etwas gründlicheren Forschung so alles passieren kann. …

 

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Die Wissenschaft verweist darauf, dass erratische Felsblöcke und sonstige imposante Geländegegebenheiten seit jeher markante Anziehungspunkte waren und damit Stoff für Mythen und Legenden boten. Das ist zwar nicht von der Hand zu weisen, dennoch dürften menschliche Eingriffe bzw. Einflussnahmen der "Landschaftsgestaltung" nicht pauschal außer acht gelassen werden. Vorsorglich äußert sich die Wissenschaft dazu wie folgt: "Die abschließende Beurteilung des "Druidenhains" im Sinne einer vorgeschichtlichen Kultstätte oder eines erst in jüngerer Zeit entstandenen touristischen Schauplatzes kann nur durch eine umfangreiche Grabung erfolgen. In der Zwischenzeit mögen künftige Spezialstudien weiter zur Klärung dieser Problematik beitragen."

Bei diesen Worten ist es auch seit 1990 geblieben und man darf getrost behaupten, dass die Wissenschaft keinerlei Interesse daran hat, hier anthropogene Spuren (weiter) zu verfolgen oder gar auf noch interessantere Geheimnisse zu stoßen. Vielleicht muss erst wieder ein provokanter Amateurforscher ein Buch verfassen, damit sich die Wissenschaft ein wenig damit beschäftigt.

 

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Brüstungsformen als geologischer Zufall?

Streifenquader wie umgestürzte viereckige Säulen.

 

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Erklärung der Wissenschaft zu diesem "Loch"stein: "Einer der auffälligsten Felsrippen im Druidenhain, der sogenannte "Taufstein" weist an seiner Längsseite ein Streichen von 145° auf; unterbrochen wird er von Querflächen mit Streichwerten von 40° bis 45°, wobei hier die Abhängigkeit vom Hauptkluftsystem besonders deutlich hervortritt. Das in diesem Stein enthaltene sogenannte Sonnwendloch zeigt als Linear ein Streichen von 60° mit Einfallen von 3° nach NE, so daß auch hier die Orientierung nach einer erzgebirgisch streichenden Inhomogenitätsfläche im Gestein zu beobachten ist." (>> Quelle)

 

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Ich kann nur empfehlen, diesen mystisch wirkenden Ort einmal selbst aufzusuchen und sich persönlich ein Bild von der Anordnung, der Stimmung sowie den Möglichkeiten menschlicher Einflussnahmen in die Struktur der Landschaft zu machen. Ein Ende des Rätselratens, ob hier megalithische Grundsubstanz vorhanden ist bzw. inwieweit hier von Menschenhand Einfluss genommen wurde, ist aus meiner Sicht noch nicht in Sicht.