Wer meinen Beitrag über die Nordburg Lichtenstein im Naturpark Haßberge gelesen hat, dürfte festgestellt haben, dass der Innenbereich einige "ungehobene" Schätze bereithält, mit der sich die Wissenschaft nicht großartig auseinandersetzt oder hier zumindest aus meiner Sicht einiges im Dunkeln lässt. Wer den Innenhof der Burg besucht und außen herum talabwärts dem sogenannten Sagenpfad folgt, dürfte nicht weniger überrascht sein, was ihn dort erwartet.
Am wenige Kilometer weiten Spazierweg möchte ich Euch teilhaben lassen, damit Ihr Euch selbst einen Eindruck davon macht, womit wir es hier überhaupt zu tun haben.
Ab der Burgruine verläuft der Wander- bzw. Rundweg durch eine interessante Felslandschaft, die einiges an Aufmerksamkeit erfordert und zweifellos nichts mit der mittelalterlichen Befestigungssituation oberhalb zu tun hat. Dass es sich dabei dennoch nicht nur um ein reines Naturschauspiel handelt und sich hier einst mehr abgespielt haben muss, als man uns über die nachstehende "Märchen-" und "Legenden"tafel weis machen möchte, liegt auf der Hand. Die Bearbeitungsspuren sind an allen Stellen so offensichtlich, dass man sogar zu dem Schluss kommen könnte, dass Lage und Position der vereinzelten tonnenschweren Felsen auch nicht ausschließlich rein geologischer Natur ist. Ich weiss, dass auch ein wenig Phantasie zu dieser Sichtweise gehört, die aus wissenschaftlicher Sicht als unzulässig eingestuft wird. Dennoch dürfte zumindest der Kompromiss darin liegen, dass hier überall mächtig "Hand angelegt" wurde, um vorhandene Strukturen zu verändern.
Wie bereits im vorgangegangenen Kapitel zur Burgruine erfolgt auch hier der Hinweis, dass allgemeine Forschungen nicht die Zeitspanne von 800 Jahren in die Vergangenheit überschreiten. Dennoch wird man nicht müde zu betonen, dass es sich hier angeblich um die am meisten erforschte Burgruine schlechthin handelt. Vielleicht behauptet man das, um weitere Fragen erst gar nicht aufkommen zu lassen. Auch muss man so mit weniger Fragen rechnen. Die meisten stellt das sicherlich auch zufrieden … Ausser einem Haufen Scherben (bis zu 12.000), Turnierkrönchen und einem winzigen geschnitzten Würfel kam angeblich nicht viel nach bis zu 6 Meter tiefen Ausgrabungen ans Tageslicht.
Der Tränenfelsen blieb bei unserem Besuch "trocken".
Der Rundgang beginnt mit dem Tränenfelsen und der Tränenfelsenhöhle. Ein erhabener Felsen unterhalb der Grundmauern, aus dem selbst in trockenen Sommern Wasser tropfen soll. Kann ich nicht bestätigen. Der April 2018 hatte zwar schon fast 30 Grad, aber getropft hat da nichts. Ich möchte aber nicht bestreiten, dass sich solche Beobachtungen zu anderen Zeiten eventuell bestätigen lassen. Stellvertretend für die Tränen eines Burgfräuleins, das ihren Geliebten auf Burg Raueneck vermisst, weil es nicht heiraten durfte, soll sich der Regen vom Felsen aufsaugen lassen, um dort später peu-à-peu abzutropfen. Neben der Legende präsentiert man auch gleich eine geologische Lösung.
Blick aus dem Schneiderloch nach außen.
Der Rundsitz im Schneiderloch.
Im sogenannten Schneiderloch, das sich am oberen Rand der Burgruine befindet und dem Tränenfelsen noch vorgelagert ist, soll einst ein Schneider gewohnt haben, der Rittern auflauerte, um sie zu töten und zu berauben. Irgendwann erwischte und marterte man ihn mit glühenden Scheren und Nadeln zu Tode. Mag sein, dass an der Geschichte was dran ist. Ich wage aber mal stark zu bezweifeln, dass der wahre Zweck dieser Einrichtung in der räumlichen Unterbringung von Wegelagerern bestand. Diese Höhle befindet sich praktisch (noch) auf dem Burggelände und erfüllte sicherlich andere Zwecke, die möglicherweise vormals sogar eher spiritueller als verteidigender Natur waren (meine Theorie). Für einen Wachtposten dürfte der Zugang zu unpraktisch gewesen sein (schon alleine aufgrund der Lage).
Einen Fluchttunnel soll es an der Burg auch geben – sei nach Ansicht der "Experten" auch nur eine Geschichte. Bis auf einen kleinen Fluchtgang sei dort nichts.
Möglicherweise nicht der einzige Fluchttunnel aus der Burg.
Wenige Meter vom Tränenstein entfernt finden wir einen steinernen Freisitz, der als Gerichtsstein interpretiert wurde. Man behauptet, hier hätten im Mittelalter Richter gesessen, die den Delinquenten über eine seitliche Öse festbanden und über ihn ihr Urteil sprachen. Wir müssen natürlich dabei im Auge behalten, dass der Rhätsandstein der Felsen zu jeder Zeit relativ leicht in die gewünschte Form gebracht werden kann bzw. konnte. Ob an diesen Überlieferungen etwas dran ist, darf sich jeder selbst beantworten.
So könnte der Sitz zu "besseren" Zeiten genauso gut anderen Zwecken gedient haben (beispielsweise der der Regeneration) und man brachte die seitlich Öse erst später an, als sich der Zweck des Sitzes änderte. Warum sollte man praktisch auf Bodenhöhe einen Richtersitz herausarbeiten, wenn es bei der Höhe des Felsens auch weiter oben gegangen wäre? Man hätte unten sogar noch Stufen reinhauen können, um die Autorität des Richters und seine "erhöhte Position" zu unterstreichen. Gewiss könnte man natürlich dagegen halten, unterhalb der Sitzfläche ging es weiter runter als es heute sichtbar ist. Warum hat man dann die Erosionsschichten nicht beseite geschafft, wenn die Forschungen an dieser Burg angeblich so gründlich waren? In Grunde darf weiterhin munter spekuliert werden … Ich persönlich glaube jedenfalls nicht daran, dass die ursprüngliche Idee des Sitzes auf eine Richtertätigkeit zurückging.
Oben der "Richter"-Sitz, hier die vermeintliche Befestigungsmöglichkeiten für Gefangene (der Legende nach).
Weiter geht's auf dem 800 Meter Rundweg zu größeren Felsen, wie der Bärenhöhle. Bären waren erwartungsgemäß nicht anzutreffen, aber dafür ein auffällig bearbeiteter "Unterschlupf" mit Sitzflächen, Petroglyphen und ausgefallenen Felsformen. Der rechte obere Felsen wird als Teufelssprung bezeichnet. Der Sage nach soll ein Mädchen, das vom Teufel verfolgt wurde, über den Felsen gestürzt sein. Die linke obere Öffnung wird im Volksmund auch Froschgrotte genannt.
Seitlich erinnern die Felsen sowie der Höhleneingang an Reptilienköpfe oder gestrandete Fische. Liegt natürlich alles im persönlichen Auge des Betrachters.
Weiter dem Sagenweg folgend finden wir auf der bergzugewandten Seite noch mehr interessante Felsformationen mit auffälligen Bearbeitungsspuren.
Je genauer man sich umschaut, desto mehr Petroglyphen findet man. Versucht man sich einen Gesamtüberblick zu verschaffen, könnte man auch der Idee verfallen, dass es sich hier irgendwann einmal um einen zusammenhängenden Gebäudekomplex der Vorantike gehandelt hat. Die Felsformationen verlaufen teilweise gradlinig, rechtwinklig und zusammenhängend … wie durch ein kataklystisches Ereignis auseinandergeborsten.
Speziell im nächsten Bild könnte es sich um eine tragende Gebäudeeinheit gehandelt haben, die irgendwann einmal umgestürzt ist. Rechtwinkligkeit, Streifen am unteren Ende, Schichten im oberen Bereich (die nicht an übliche Brüche erinnern) und die sich verjüngende Form nach oben geben Anlass zu Spekulationen, dass wir es hier möglicherweise mit konstruierten Einheiten zu tun haben.
Riesige kantige Brocken weisen zahlreiche Symmetrien auf – Natürlicher Zufall? Das "natürliche" Felsenlabyrinth aus Rhätsandsteinblöcken bietet durch das langsame Hangabwärts-Gleiten (Erklärung auf den Hinweisschildern) zahlreiche Angriffsflächen für Erosion und Verwitterung. Soweit so gut … In diesem Punkt kann man noch nicht einmal widersprechen.
Hier die typischen Sandstein"waben" nach entsprechend langer Erosion.
Ob wir es hier mit einer Pferdetränke zu tun haben, wie behauptet wird, kann ich weder bestätigen noch dementieren. Warum hat man sich an dieser abgelegenen Stelle die Mühe gemacht, so etwas einzurichten? Die Rinne erscheint mir dafür auch etwas schmal.
Der sogenannte Magnetstein ist alles andere als magnetisch, soll aber dazu gedient haben, Knappen-Anwärtern einer Mutprobe zu unterziehen. Sie sollten dort eine Nacht alleine verbringen und wurden zu diesem Zweck dort angebunden.
Ein hausgroßer Felsabschnitt erhielt die Bezeichnung Walfischfelsen. Alles, was wir hier an markanten Strukturen oder Einbuchtungen (wie das "Auge") sehen, soll das Ergebnis von Verwitterungsbildungen sein. Der Walfischkopf ist wirklich recht markant. Dass hier niemand jemals Hand angelegt haben soll, erscheint mir fragwürdig.
Im Auge des Walfisches
Weitere skurrile Felsen auf dem Sagenpfad
Hier wieder einer der typischen "Echsen"köpfe. Einschließlich Torso wirkt dieser Felsen wie eine gigantische Schildkröte.
Nachstehend das "Heck" und die Seitenansicht des Schildkrötenwesens.
Interessant ist auch die nachstehende Felsformation: Man sieht sehr deutlich, dass ein riesiger Felsen von einem völlig anderen kleinen Felsen daran gehindert wird, über die Felskante zu rutschen. Man muss es persönlich gesehen haben, um sich zu fragen, wie dieser weitaus kleinere Felsen ausgerechnet an die statisch wichtige Stelle gekommen ist, um den Absturz des tonnenschweren großen Felsens zu verhindern. Sicherlich könnte man auf Zufall tippen, jedoch wirkt dieser zwischengeschobene kleinere Felsen derart ortsfremd und deplatziert, dass man eher auf die Idee kommt, dass dieser Felsen bewusst dort hinbewegt wurde.
Manche Felsen sehen aus wie ineinander verschmolzen.
Ein kleiner Abzweig vom Rundweg und man ist nach einem weiteren Kilometer am Teufelsstein angekommen. Die Wissenschaft spricht hier von "fortifikatorisch ungünstig" gelegen, was schon danach klingt, dass man mit Gewalt davon ausgehen möchte, es hier mit einer hochmittelalterlichen Felsenburg zu tun zu haben. Wenn dem so gewesen sein soll, bin ich doch ein wenig überrascht darüber, dass hier lediglich ein kleines ca. 6 x 6 Meter umfassendes Hochplateau auf einem Felsen in Hanglage eine echte Burg ausgemacht haben soll.
Noch interessanter wird es, wenn man einräumt, dass jegliche urkundlichen Nachweise zu seiner Geschichte fehlen. Ohne Dokumente will man allerdings wissen, dass dieser Burgstall bereits im Hochmittelalter verlassen wurde.
Wie auch in Rotenhan (liegt etwa 5 km entfernt) stehen systematische burgenkundliche oder anderweitig archäologische Erforschungen am Teufelsstein noch völlig aus. Ich würde mal behaupten, dass daran auch niemand aus der Mainstreamwissenschaft ernsthaft interessiert ist. Wie auch in Rotenhan verwahrlost hier alles und niemand kann davon ausgehen, dass sich jemand daran begibt, die wahren Geheimnisse dieser Landschaft mit den unzähligen Bearbeitungsspuren unvoreingenommen zu studieren, erforschen und womöglich zu lüften.
Man kann ohne weiteres davon ausgehen, dass dieser große Felsen, den man etwas voreilig und offenbar ohne großartige Forschung als "Burg" eingestuft hat, in jedem Falle umfangreich bearbeitet wurde.
Beeindruckend sind die Stufen, die zum Felsen hinaufführen und bereits in das Felsgestein eingearbeitet wurden. Ob es sich ursprünglich wirklich nur um Stufen handelte, darf aus meiner Sicht hinterfragt werden. Die Anordnung der Trittflächen spricht jedenfalls schon mal dagegen. Eine wirkliche Erleichterung für den Aufstieg sind sie nicht.
Eine großformatige Petroglyphe an einer der behauenen Felsen ist weithin sichtbar.
Aus dem Stand ist sie nicht ohne weiteres anzufertigen gewesen, dafür benötigte man schon wenigstens eine Leiter oder einen Aufbau.
Weitere Bearbeitungsspuren sind mit der Zeit stark verwittert und erodiert.
Auf dem Plateau des Felsens befinden sich weitere Einbuchtungen, die ich ebenfalls nicht zu profanen Trittstufen zählen würde.
Sind die horizontalen Einbuchtungen eines Felsens am Fuße des Teufelssteins Nischen für Beleuchtungseinrichtungen gewesen?
Viele der Bearbeitungsspuren werfen Fragen auf.
Hat man über solche Einkerbungen Holzkonstruktionen befestigt?
Gegenüber der nachfolgenden Trittstufe (nächste Abbildung) ist das vorherige Bild mit Felsenspuren versehen, die keine Erleichterung für den Aufstieg darstellen.
Ein eingraviertes mittelalterliches Mühlespiel auf dem Plateau des Teufelsfelsens?
Neben weiteren Plateaueinkerbungen noch eine zusätzliche Befestigungsmöglichkeit für Flaggenmaste oder ähnliches.
Der Blick nach unten zu den Nachbarfelsen, die ebenfalls imposante Spuren aufweisen.
Auch an den Nachbarfelsen erkennt man, dass nicht alle Einkerbungen erosiver Natur sind, sondern dass sich hier Menschen zu schaffen gemacht haben. Vielleicht war der Teufelsfelsen ehemals Teil eines größeren zusammenhängenden Komplexes?
Besucht den Ort und macht Euch selbst Eure Gedanken dazu. Frei von wissenschaftlichen Mutmaßungen … Möglicherweise entdeckt ihr noch weitere interessante Spuren. Nehmt mit mir Kontakt auf, falls ihr bestimmte Aspekte hinzufügen wollt.